Arzneimittel und Therapie

Chagas-Krankheit: Suche nach neuen Wirkstoffen

Posaconazol und Benznidazol im Vergleich

Zur Behandlung der parasitären, durch die Raubwanze Trypanosoma cruzi übertragenen Chagas-Erkrankung stehen derzeit nur Nifurtimox und Benznidazol zur Verfügung. Da beide Wirkstoffe in der chronischen Phase nur mäßig wirksam und mit einer beträchtlichen Toxizität begleitet sind, werden Alternativen gesucht. Ist Posaconazol ein möglicher Kandidat?

Chagas-Krankheit

Die vor allem in Mexiko, Zentral- und Südamerika auftretende Chagas-Erkrankung wird durch den einzelligen Protozoon Trypanosoma cruzi hervorgerufen. Sein Erregerreservoir sind Haus- und Wildtiere; Raubwanzen sind die Vektoren, die die Erreger über eine Blutmahlzeit aufnehmen. In der Raubwanze werden verschiedene Entwicklungsstadien durchlaufen. Die infektiöse Form wird über den Kot der Wanzen ausgeschieden und gelangt über kleinste Läsionen der Haut in den menschlichen Organismus. Weltweit schätzt man rund acht Millionen Infizierte, in Bolivien könnte ein Viertel der Bevölkerung betroffen sein. Die Chagas-Krankheit verläuft in mehreren Phasen. Kurz nach der Infektion (7–10 Tage) kann es zu einer akuten Reaktion mit unspezifischen grippeähnlichen Symptomen kommen, die oft unbemerkt verläuft. Die folgende Latenzphase kann jahre- oder jahrzehntelang dauern. Ca. zwei Drittel der Patienten bleiben lebenslang beschwerdefrei, jedoch infektiös. Bei 40% der Infizierten wird die Erkrankung chronisch. Charakteristische Zeichen sind dann Kardiomegalie, Megaösophagus und Megakolon. Auch ein Befall von Nervensystem und Lunge ist möglich. Wird die Chagas-Krankheit nicht behandelt, kann sie in 10 bis 20% tödlich enden.

In einer prospektiven, randomisierten Studie wurden daher Wirksamkeit und Sicherheit von Posaconazol und Benznidazol verglichen. Die Probanden mit chronischer Trypanosoma cruzi-Infektion erhielten über 60 Tage zweimal täglich 400 mg Posaconazol oder zweimal täglich 100 mg Posaconazol oder zweimal täglich 150 mg Benznidazol. Die antiparasitäre Aktivität wurde während der Behandlung und zehn Monate nach Therapieende durch den Nachweis der DNA von T. cruzi bestimmt. Die Intention-to-treat-Gruppe schloss 78 Patienten ein. Während der Therapie war bei beinahe allen Patienten keine DNA von T. cruzi mehr nachweisbar. Dieser Befund änderte sich aber in der Nachbeobachtungsphase. Bei 92% der Probanden, die niedrig dosiertes Posaconazol eingenommen hatten, und bei 81% unter hoch dosiertem Posaconazol war der Befall mit T. cruzi wieder nachweisbar. In der Benznidazol-Gruppe traf dies nur bei 38% zu. Zu ähnlichen Ergebnissen kam eine Per-Protocol-Analyse (T. cruzi-DNA-Nachweis bei 90% bzw. 80% unter Posaconazol, bei 6% unter Benznidazol). Das Fazit: Posaconazol zeigte eine vorübergehende antiparasitäre Aktivität, die im Vergleich zu Benznidazol nach Beendigung der Therapie deutlich nachließ. Die Suche nach neuen Wirkstoffen geht also weiter. 

Quelle

Molina I et al. Randomized trial of posiconazole and benznidazole for chagas`s disease. NEJM 2014;370:1899-1943

Deutsches Chagas-Projekt, http://chagas.info

 

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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