Männersache

„Vorsorge-Skat“, Fitness-Apps und schlaue Armbänder

Smartes für die Männergesundheit

Von Reinhild Berger | Männer haben gegenüber Frauen meist einen deutlichen Nachholbedarf in Sachen Gesundheitswissen und Körpergefühl. Smarte kleine „Spielzeuge“ und ansprechend gestaltete, elektronisch abrufbare Infomaterialien können insbesondere für Männer eine Motivationshilfe sein, sich auf Fragen rund um die Gesundheit einzulassen und die Abläufe im eigenen Körper besser kennenzulernen. Hinweise auf passende Apps, Websites oder Fitness-Armbänder können das Beratungsgespräch in der Apotheke wirkungsvoll unterstützen, Neugier wecken und auf diese Weise wichtige Impulse setzen, um das Gesundheitsbewusstsein Ihrer männlichen Kunden zu schärfen. Wir haben hier einige Tipps für Sie ausgewählt – zum selbst Ausprobieren und zum Weitergeben.
Fotos: DAZ/berger
Die App „Vorsorge-Skat“ möchte mit ihrer frechen und witzigen Gestaltung auch Gesundheitsmuffel „abholen“ und Lust auf Vorsorge machen. Die Themen sind allerdings durchweg ernst!

Ein „Vorsorge-Skat“ zeigt, wie gut die eigenen Gesundheitskarten gemischt sind – auf diese Idee muss man erstmal kommen! Was steckt dahinter? Eine App, die schon allein durch ihren Namen neugierig macht. Konzipiert wurde sie von der „Initiative Präventionspartner“ (im Hintergrund steht Triple- WIPIG-Preisträgerin Apothekerin Dr. Ursula Kramer aus Freiburg). Die Quellen der App orientieren sich an den Leitlinien der ärztlichen Fachgesellschaften, die App erfüllt alle Kriterien des HealthonApp-Ehrenkodex für vertrauensvolle Gesundheitsinformationen. Bei so viel Seriosität der Inhalte darf die Gestaltung dann schon mal besonders locker, witzig und frech sein: Die Männer-Variante der App zeigt unter dem Motto „Herz ist Trumpf“ einen Kartensatz mit hübschen Frauen im Dirndl, für Frauen gibt es einen entsprechenden Satz fescher Kerle in Lederhosen.

Risiken spielerisch aufdecken und dabei gewinnen

Egal, ob Mann oder Frau – es macht Spaß, sich durch die Kartenblätter durchzuklicken und dabei zu „spielen“. Man erhält „Check-Pott-Werte“ und kann auch „Boni“ gewinnen, als Währung gilt die Lebenszeit in Jahren. Die Spielregel sollte lauten: ehrlich zu sich selbst sein und die Fragen richtig beantworten. Egal, wie die Antwort ausfällt, der Gewinn kann erheblich sein: Denn scheinbar nebenbei deckt man persönliche (bisher vielleicht unbekannte) Gesundheitsrisiken auf, stolpert über Präventionslücken und liest zugleich aufklärende Informationen, zum Beispiel über die Wirkung von Alkohol im Körper, über hohen Blutdruck, über die Folgen des Rauchens. Auch die Partnerbeziehung hat Einfluss auf die Gesundheit – deshalb bekommen Männer unter anderem den schönen Rat „Pflege deine Herzdame“.Eine praxis- und alltagsnahe Anreicherung der App ist ein Promille-Rechner: Man gibt die Menge an Bier, Wein und Schnaps ein, die man getrunken hat, die eigenen Körpermaße (Gewicht, Größe), ob man vorher gegessen hat oder nicht – und schon bekommt man seinen vermutlichen Blutalkoholwert (wenn nötig mit Warnhinweisen) angezeigt. Außerdem gibt es einen BMI-Rechner, einen Rechner, der den persönlichen täglichen Kalorienbedarf ermittelt und jede Menge Hinweise zu Präventionsthemen (Zähne, Impfschutz, Check-up 35, Krebsvorsorge).

Herz ist Trumpf auf der „Vorsorge-Skat-App“. Hier wird gespielt – man kann gewinnen und verlieren. Gleichzeitig werden wichtige Informationen vermittelt.

Eine gute Idee ist auch die „Vorsorge-Kamera“, die sich selbsterklärend bedienen lässt: Man fotografiert Gesundheitsdokumente wie Impfpass, Bonusheft vom Zahnarzt oder Medikamentenplan und legt die Fotos in einem App-Ordner ab. So hat man alle Daten immer griffbereit auf dem Smartphone. Die „Vorsorge-Skat-App“ gibt es übrigens kostenlos im Google-Play-Store nur für Android-Smartphones, leider ist sie nicht fürs iPhone erhältlich.

Internetportale für die Männergesundheit

Das Männergesundheitsportal der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in der fürs Smartphone optimierten Version.

In der Männervariante des Vorsorge-Skats findet sich ein Hinweis auf www.maennergesundheitsportal.de, die Internetseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Schauen wir dort mal rein, denn es gibt viel zu entdecken. Neben aktuellen Infos und Terminen lassen sich Informationen zu Krankheiten, zur Ernährung, zur Prävention, zu Fitness und Sport sowie zu Medikamenten abrufen, zum Teil mit weiterführenden Links. Unter dem Menüpunkt „interaktiv“ sind typische Fragen rund um die Männergesundheit gesammelt und beantwortet, man kann in einem Kontaktformular auch selbst Fragen stellen. Unter „Infomaterial“ stehen zahlreiche (meist kostenlose) Broschüren zu unterschiedlichen Themen (Sexualität, Familienplanung, Nichtrauchen, sexuell übertragbare Krankheiten, aber auch Alkohol, Spielsucht) bereit, die sich als PDF abrufen oder aber bestellen lassen. Für alle Männer, die Rat im direkten Kontakt brauchen, gibt es Hinweise zu Beratungsstellen. Insgesamt eine seriöse, gut verständliche und angenehm werbefreie Internetseite für Männer in jedem Alter. Ein ebenfalls ansprechendes Infoportal speziell für Männer findet man unter www.bkk-maennergesundheit.de, für das der BKK Landesverband Bayern und BKK Landesverband Süd verantwortlich zeichnen. Unter „Bodycheck“ sind Vorsorgeuntersuchungen für Männer aufgelistet, es gibt Tipps zur Ernährung, Bewegung, Entspannung und für den Arztbesuch, alles in zeitgemäßer Sprache in übersichtlicher Gestaltung.

Gesundheits-Check und Arzttermine

Zurück zu den Apps! „Gesundheit, Männer“ heißt eine App des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege. Man muss sich weder anmelden noch registrieren. Die übersichtlich gegliederte, ansprechend mit gesunden, aktiven Männern bebilderte App bietet einen Männer-Check „Lebe ich gesund?“, Zeitaufwand ca. 3 Minuten. Hier wird durch Abfrage von Alter, Körpergewicht und -maßen, Ernährungsgewohnheiten und Aktivität ein kurzes Gesundheitsprofil erstellt – mit Tipps für ein gesünderes Leben. In einem weiteren Menüpunkt „Männer-Sache: Vorsorge“ gibt es Fakten zur Männergesundheit und Hinweise zu Vorsorgeuntersuchungen sowie Impfungen. In der Rubrik „Meine Ärzte und Termine“ lassen sich Arztadressen und Arzttermine verwalten – inklusive Erinnerungsfunktion. Insgesamt eine einfache, selbsterklärende App ohne überflüssigen Schnick-Schnack (für Android und iPhone verfügbar).

Körpermesswerte dokumentieren

Es gibt jede Menge Apps, mit deren Hilfe man eigene Messwerte wie Körpergewicht, Blutdruck, Puls, Blutzucker etc. sowie die Einnahme von Arzneimitteln dokumentieren und statistisch auswerten lassen kann. Weiterhin lassen sich körperliche Aktivitäten sowie die tägliche Ernährung dokumentieren, was dann (zumindest für weniger motivierte oder ungeduldige Patienten) schon etwas schwieriger werden kann und auch mehr Zeit kostet. Vorteilhaft ist auf jeden Fall, wenn ein bisheriger Gesundheitsmuffel, angeregt durch die spielerischen Elemente einer App, einfach einmal anfängt, sich mit seinen Körperabläufen zu beschäftigen. Schon allein die regelmäßige Kontrolle, Aufzeichnung und Auswertung von Körpergewicht, Blutdruck und Puls kann dazu beitragen, mehr Körpergefühl zu entwickeln, und das kann ein erster Schritt in ein gesünderes Leben sein.

Gut verständliche, kostenlose Apps für Einsteiger sind zum Beispiel Gewichtskontrolle Lite (für iPhone), Gewichtskontrolle, Abnehmen (für Android, auch mit türkischer Übersetzung) und BlutdruckDaten.de (für Android und iPhone). Für Diabetiker gibt es zum Beispiel die kostenlose App Diabetes-Plus Typ 2 (von SquareMed Software GmbH, mit Unterstützung von MSD bereitgestellt, aber ohne störende Werbeeinblendungen). Auf dieser App kann man ein (Gesundheits-)Tagebuch führen, Grafiken und Statistiken erstellen lassen und die Daten zum Arzt exportieren (für Android und iPhone).

Schrittzähler- und Fitness-Apps

Mehr Bewegung dient nicht nur der Prävention, sondern ist bei vielen Erkrankungen eine wichtige Therapiesäule. Als Einstieg in ein Leben weg von der Couch eignet sich eine Schrittzähler-App. Kostenlos, einfach in der Handhabung und mit ausführlicher Datenschutzerklärung ist zum Beispiel die App „Hansaplast Foot Expert“ von der Firma Beiersdorf. Nach der Anmeldung über Google wird ein persönliches Kurzprofil angelegt – und schon kann man auf dem übersichtlichen Display verfolgen, wie viele Schritte man zurücklegt und wie viele Kalorien dabei verbrannt werden. Man kann sich motivieren, indem man sich bestimmte Ziele setzt, die mit Auszeichnungen belohnt werden. Hier eine Auswahl der vorgeschlagenen Ziele: 34 km ohne Zeitlimit laufen – das ist die Strecke durch den Ärmelkanal. Oder von Berlin nach Hamburg 289 km zurücklegen, ebenfalls ohne Zeitlimit. Oder eine Feierabendrunde absolvieren: von Montag bis Freitag zwischen 17 und 20 Uhr 3000 Schritte gehen. Weiterhin lassen sich in der Rubrik „Statistik“ die eigenen Leistungen mit Bundesländern und Berufsgruppen vergleichen, die Werte werden täglich aktualisiert. Apotheker und PTA gehen laut dieser App im Schnitt täglich 6821 Schritte. (Können Sie mithalten?)

Ein motivierender Schrittzähler: Die kostenlose App „Hansaplast Foot Expert“ lädt ein, sich Geh- bzw. Laufziele zu setzen.

Wer eine Fitness-App sucht, kommt an dem vielfältigen Angebot von „Runtastic“ nicht vorbei. Die ursprünglich in Österreich gegründete Runtastic GmbH ist heute weltweit aktiv. Das Unternehmen wird als „international mobile fitness company“ beschrieben, das traditionelle Fitness mit Smartphone-Apps, sozialen Netzwerken und Gamification (auf Deutsch etwa „Spieltrieb“) verknüpft. Ich habe die kostenlose, einfache Version für Läufer ausprobiert: Zuerst muss man sich mit E-Mail-Adresse und Passwort registrieren. Um die GPS-Funktion zu nutzen (Achtung, der Akku sollte gut geladen sein), muss man natürlich erlauben, dass die App auf den aktuellen Ort zugreifen darf. Dann kann es schon losgehen. Die App misst die Zeit und die Weglänge, rechnet Kalorienverbrauch und Durchschnittsgeschwindigkeit aus. Auch hier kann man sich Ziele setzen und verschiedene Trainingspläne verfolgen. Wer mehr Funktionen möchte, zum Beispiel Routenvorschläge, Intervalltraining, Sprachcoaching, begleitende Powersongs usw. muss die kostenpflichtige (4,99 Euro) Version „Runtastic Pro“ herunterladen. Interessant ist auch der Blick auf die weitere (kostenpflichtige) Runtastic-„Familie“: Es gibt Runtastic Road Bike, Runtastic Mountain Bike, Runtastic Wintersport, Walktastic für Walken, Wandern, Spazieren, Runtastic Six Pack und außerdem Zubehör, wie Sportarmband, Herzfrequenzmesser usw. Alles für Android, iPhone und auch Windows Phone.

Die Gratis-Version von Runtastic (für Läufer) dokumentiert mit GPS die gelaufene Strecke. Die Farben zeigen Veränderungen in der Geschwindigkeit.
Die Runtastic-App zeigt auf einen Blick gelaufene Distanz, Laufdauer, Kalorien, durchschnittliche Geschwindigkeit pro Kilometer und pro Stunde, maximale Geschwindigkeit und Aufwärts-Abwärts-Strecken.

Nur für iPhone und iPad gibt es die App „Men’s Health Personal Fitness Trainer“. Einsteiger können die Gratisversion testen und bekommen acht Workouts und 50 Übungen, jede Übung mit Video und Bilddarstellung. Die Pro-Version zu 4,45 Euro soll die größte Workout-Datenbank der Welt sein – mit 450 Workouts und 700 Übungen. Man kann auch noch weiter aufrüsten: In einer Expert-Version gibt es jeden Monat neue Fitness-Tipps und Power-Workout-Videos.

Die Men’s Health App bietet Einsteigern in einer kostenlosen Schnupperversion acht Workouts und 50 Übungen mit Video- und Bilddarstellung an.

Fitness-Armbänder

Wenn man genau auf die Handgelenke anderer Menschen schaut, sieht man sie immer öfter: Fitness-Armbänder. Sie zählen – wie Smartwatches – zu den sogenannten Wearables, das sind Minirechner, die am Körper getragen werden. Schon seit einigen Monaten sammele ich jetzt Erfahrungen mit dem „FuelBand“ von Nike, das wie eine schicke Uhr aussieht und übrigens auf Knopfdruck auch die Uhrzeit anzeigt. Das Armband misst mithilfe eines integrierten Beschleunigungsmessers die Aktivität des Trägers und stellt sie wahlweise in der herstellereigenen Maßeinheit „Fuel“, in Kalorien oder in Schritten dar (auf Knopfdruck am Kunststoffband ablesbar). Man muss sich allerdings dran gewöhnen, wie die eigene Aktivität da bewertet wird: Punkte bringt jede Art von Laufbewegung, aber auch Armschleudern, Händeklatschen und interessanterweise erhöht Stricken (!) die „Fuel“-Zahl. Radfahren, Krafttraining, Gymnastik wie zum Beispiel Pilates zählt auf dem Fuel-Konto dagegen so gut wie gar nicht. Frustrierend war es für mich auch im Skiurlaub: Ich selbst war ausgepowert vom Abfahrtslauf, das Fuelband schwieg dazu. Auch wenn das Armband leider weniger schlau ist als erwartet, mag ich es inzwischen sehr als Motivationshilfe im Alltag. Eine Akkuladung reicht für ca. eine Woche, danach verlangt es das Aufladen am PC (der Steckverschluss des Armbands passt in die USB-Buchse). Bei dieser Gelegenheit kann ich die gespeicherten Werte auf mein persönliches Konto auf der Nike-Website übertragen und mir statistische Auswertungen anschauen.

Das Nike+ FuelBand misst die körperliche Aktivität, zeigt aber auch die Uhrzeit an.

Beliebt sind auch die Polar-Fitness-Armbänder. Aktuell positiv bewertet wurde „Polar Loop“, ein wasserdichtes Kunststoffarmband, das sich über Bluetooth mit der App „Polar Flow“ auf dem Smartphone verbindet. Aufgeladen wird das Armband mit einem Anschlusskabel an der USB-Buchse eines Computers, dort erfolgt auch die Verbindung mit dem Internetdienst von Polar. Das Polar Loop soll Tag und Nacht getragen werden, um so jede Art von Aktivität inklusive Ruhephasen analysieren zu können. Mittels seiner Sensoren wird jede Bewegung erfasst und in Schritte umgerechnet. In einem Testbericht heißt es, dass auch häufiges Aufstehen, Hinknien bei der Gartenarbeit und Stehen am Bügelbrett in Schritte umgerechnet werden – Radfahren würde jedoch nicht als Aktivität erkannt. Auf Knopfdruck lassen sich Kalorienverbrauch, Zahl der Schritte, Uhrzeit und der Aktivitätsstatus abrufen (allerdings bisher nur auf Englisch). Das Armband lässt sich auch in Verbindung mit einem Brustgurt benutzen, der die Herzfrequenz misst und die Werte an das Armband liefert. Der Akku des Armbands soll im Test drei bis vier Tage durchgehalten haben.

Ich habe einen Nutzer (männlich, mittleres Alter, sitzender Beruf) des Polar-Loop-Armbands persönlich befragt: Er war begeistert und sieht es als „große Motivationshilfe, sich im Alltag mehr zu bewegen“. 

Autorin

Reinhild Berger, Apothekerin und frühere Chefredakteurin PTAheute.

reinhild_berger@t-online.de

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