Arzneimittel und Therapie

Die intestinale Barriere stärken

Phosphatidylcholin bei Colitis ulcerosa

Bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen liegt eine Störung der intestinalen Barriere vor. Sie steht als therapeutisches Target im Fokus der Forschung. Phosphatidylcholin ist ein wichtiger Bestandteil des Mukus. Bei Mesalazin-refraktären Patienten mit Colitis ulcerosa konnte Phosphatidylcholin, das gezielt im Kolon freigesetzt wird, die Krankheitsaktivität und die Beschwerden reduzieren.

Die gestörte intestinale Barriere bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen ist schon länger eine Spielwiese für Gastroenterologen, die in den letzten Jahren einiges an neuen Erkenntnissen zu Tage fördern konnten. Unter anderem wurde gezeigt, dass bei der Colitis ulcerosa ein Mangel an Mukus im Kolon besteht, dessen wichtigster Bestandteil Phosphatidylcholin ist. Bakterien haben deshalb leichtes Spiel, um die Dickdarmwand anzugreifen und Entzündungen auszulösen. Mit einer speziell entwickelten Darreichungsform, die Phosphatidylcholin gezielt im Kolon freisetzt, gelingt es, die mukosale Barriere zu stärken und so die Darmwand besser zu schützen. Dass dieses Konzept klinisch erfolgreich ist, zeigt eine randomisierte, placebokontrollierte Studie, die auf einem von der Falk Foundation unterstützten Presse-Roundtable vorgestellt wurde. In die multizentrisch in 24 ambulanten Zentren durchgeführte Studie waren 156 Mesalazin-refraktäre Patienten mit Colitis ulcerosa, einem SCCAI (Simple Clinical Colitis Activity Index) ≥ 5 und blutigen Durchfällen eingeschlossen. Nach einem Behandlungszeitraum von zwölf Wochen, in dem die Patienten entweder Phosphatidylcholin in drei verschiedenen Dosen oder Placebo erhielten, verbesserte sich die Krankheitsaktivität unter Phosphatidylcholin signifikant stärker als unter Placebo. Unter der höchsten Dosis von 3,2 g Phosphatidylcholin reduzierte sich der SCCAI um 52%, unter Placebo um 33%. Die Remissionsrate lag bei 31% gegenüber 15%. Siegmund betonte zudem, dass die Patienten unter Phosphatidylcholin schneller beschwerdefrei sind. Die Nebenwirkungsrate lag auf Placeboniveau. „Wenn diese Effekte bestätigt werden können, handelt es sich um eine vielversprechende Substanz“, so Prof. Dr. Britta Siegmund von der Charité in Berlin: „Sie könnte den Sprung in die Praxis schaffen.“

Fraglich: Stuhltransplantation bei Colitis ulcerosa

Eher keinen Stellenwert wird dagegen die Stuhltransplantation bei Colitis ulcerosa haben. Sie hat sich zwar bei der therapierefraktären Antibiotika-assoziierten Clostridium-difficile-Colitis als äußerst effektiv gezeigt. Eine aktuelle Studie bei Colitis ulcerosa ergab jedoch keinen signifikanten Unterschied zwischen der Transplantation von Stuhl und Placebo [Karner M et al. Am J Gastroenterol publ online 6. Mai 2014; doi: 10.1038/ajg.2014.104]. Auch die Stammzelltransplantation, die den Gedanken eines „Neustarts“ des Immunsystems verfolgt, scheint zunächst vom Tisch. Zwar sind die Ergebnisse positiv, die Anzahl schwerwiegender Komplikationen aber so hoch, dass sich „eine Fortsetzung im Moment verbietet“, so Siegmund.

Apothekerin Dr. Beate Fessler

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