Arzneimittel und Therapie

Neu ist nicht besser als alt

Paliperidon und Haloperidol im Vergleich

Im Hinblick auf ihre antipsychotische Wirksamkeit unterscheiden sich das klassische Haloperidol und das neuere Paliperidon nicht, wohl aber in ihrem Nebenwirkungsspektrum, so das Fazit einer US-amerikanischen Studie.

Langwirksames Haloperidol (Haloperidoldecanoat in intramuskulär zu verabreichender Depotform) wird seit vielen Jahren zur Therapie der Schizophrenie eingesetzt, um möglichen Complianceproblemen vorzubeugen. Seit etwa fünf Jahren steht mit Paliperidonpalmitat ein weiteres Depotneuroleptikum aus der Gruppe der atypischen Antipsychotika zur Verfügung. In einer randomisierten klinischen Studie wurden die beiden Wirkstoffe miteinander verglichen. Dazu wurden 311 Patienten, die an Schizophrenie oder schizoaffektiven Störungen erkrankt waren, zwei Gruppen zugeteilt und erhielten zwei Jahre lang jeden Monat entweder Haloperidoldecanoat (zwischen 25 und 200 mg intramuskulär) oder Paliperidonpalmitat (zwischen 39 und 234 mg intramuskulär). Der primäre Studienendpunkt war ein nach bestimmten Kriterien festgelegtes Therapieversagen. Sekundäre Endpunkte ermittelten die Nebenwirkungen der Therapie. Im Hinblick auf die Wirksamkeit konnte kein Unterschied zwischen den beiden Antipsychotika festgestellt werden. Unter Paliperidon lag die Quote der Therapieversager bei 34%, unter Haloperidol bei 32%. Da die 95% Konfidenzintervalle relativ weit auseinander lagen, kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass eines der beiden Antipsychotika wirksamer ist. Unterschiede zeigten sich bei den Nebenwirkungen: So kam es unter Paliperidon zu einem Anstieg des Körpergewichts, unter Haloperidol zu einer Abnahme. Unter Paliperidon stiegen die Prolactin-Werte an (die langfristigen Folgen hiervon sind nicht genau bekannt), unter Haloperidol traten häufiger neurologische Begleiterscheinungen (Akathisien) auf. Ein weiterer Unterschied zeigte sich in den Therapiekosten, die pro Monat für Haloperidol mit rund 35 US-Dollar, für Paliperidon mit rund 1000 US-Dollar angegeben werden. Das Fazit eines Kommentators: Neu ist nicht besser als alt, das heißt, das ältere klassische Neuroleptikum Haloperidol ist dem neueren atypischen Antipsychotikum Paliperidon wahrscheinlich nicht unterlegen. Abgesehen von den Kosten sollte sich die Wahl des Antipsychotikums nach den zu erwartenden Nebenwirkungen richten, um ein wichtiges Therapieziel, nämlich die Prävention des Rückfalls, nicht zu verfehlen.

Quelle

McEvoy J et al. Effectiveness of paliperidone palmitate vs haloperidol decanoate for maintenance treatment of schizophrenia. JAMA 2014; 311(19):1978–1986

Goff D. Maintenance treatment with long-acting injectable antipsychotics, JAMA 2014;311(19):1973–1974

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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