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„Teilzeit“ ist weiblich

Arbeitsmarktstatistik der Städte und Landkreise

Die Unterschiede sind drastisch: Während in Frankfurt/Oder fast 60% der Beschäftigten weiblich sind, bildet die westdeutsche Stadt Emden mit lediglich 30% das Schlusslicht in der Statistik.

Arvid Kaiser vom Manager Magazin hat Daten der Bundesagentur für Arbeit vom September 2013 ausgewertet und in mehreren Rankings gezeigt, wie stark der Arbeitsmarkt in Deutschlands Städten und Landkreisen auseinanderklafft. Dabei werden auch die Unterschiede zwischen Ost und West deutlich.

Wo die IG Metall regiert

Auch einen Einfluss der Gewerkschaften hat der Autor konstatiert. Für diejenigen Landkreise und Städte, in denen besonders viele Arbeitnehmer einen Vollzeitjob haben (Bundesdurchschnitt gut 74%), gelte: „Hier regiert die IG Metall.“ Angeführt wird das Ranking von der Stadt Wolfsburg mit 87%. Auf den hinteren Rängen (hohe Anteile an Teilzeitbeschäftigten) sind zwei Landkreise in Rheinland-Pfalz, die Stadt Delmenhorst und Universitätsstädte wie Freiburg oder Göttingen.

Beim Frauenanteil auf dem Arbeitsmarkt nimmt Wolfsburg dagegen mit 31% den vorletzten Platz ein (Bundesdurchschnitt 46%). Hier liegen Städte und Kreise im Osten vorne, einschließlich Berlin (außerdem der Landkreis Helmstedt, Platz 2). Vermutlich wirkt hier die hohe weibliche Erwerbstätigkeitsquote in der DDR nach. Denn das familiäre Vorbild spielt auch in den folgenden Generationen noch eine Rolle.

Viele Junge in Bayern …

11% beträgt der Anteil von Arbeitnehmern unter 25 Jahren bundesweit. Im internationalen Vergleich ist das niedrig, sagt der Autor. Schaut man genauer hin, sind es in den ostdeutschen Kreisen und Städten besonders wenig: 6,5% in Frankfurtan der Oder sowie gut 7 bzw. knapp 8% in den Landkreisen Spree-Neiße (Brandenburg) und Greiz (Thüringen). Angeführt wird das Ranking von drei bayerischen Landkreisen mit jeweils über 17%.

… viele Ältere im Osten

Entsprechend sieht die Statistik für den Arbeitsmarktanteil der über 50-Jährigen fast umgekehrt aus. Hier führt der Osten mit Anteilen bis über 40%, während der Bundesdurchschnitt bei 30% liegt. Besonders wenig ältere Arbeitnehmer haben die Landkreise Eichstätt und München, gefolgt von der Stadt München, jeweils mit knapp 24%.

Akademikeranteil variiert stark

Die Städte Erlangen und Jena haben mit jeweils über 29% die höchsten Anteile an Arbeitnehmern mit akademischem Abschluss. Auf Platz 3 folgt München mit gut 25%. Am unteren Ende rangieren Landkreise aus Rheinland-Pfalz und Bayern mit 4%.

Teilzeit ist immer noch weiblich

Aus der Untersuchung lässt sich ablesen, dass Teilzeitarbeit immer noch ein weibliches Phänomen ist und die Vollzeitstellen immer noch in überwiegend männlicher Hand sind. Das bleibt also ein gesellschaftliches wie auch individuelles Problem. Denn Teilzeit bedingt immer auch niedrigeres Einkommen, schlechtere Karrierechancen und geringere Altersbezüge.

Und was auf den ersten Blick nach einem erfreulichen Trend zur längeren Beschäftigung älterer Kolleginnen und Kollegen aussieht, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Nachwirkung der Abwanderung junger Arbeitskräfte im Osten.

Alles in allem eine gewaltige Herausforderung für die Kommunen, aber auch die Länder und den Bund, mit diesen Unterschieden konstruktiv umzugehen. 

Quelle: www.manager-magazin.de vom 10.6.2014

 

Dr. Sigrid Joachimsthaler

 

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