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Beistoffe

Was sind und wozu dienen Beistoffe in Pflanzenschutzmitteln?

In der ARD-Sendung FAKT vom 3. Juni 2014 wurde die Gefährlichkeit von Beistoffen in Pflanzenschutzmitteln diskutiert. Wie meist in solchen Beiträgen fehlten die quantitativen Aspekte. Wenn beispielsweise ein Beistoff 100-mal giftiger ist als der Wirkstoff, dem er zugesetzt ist, aber nur in einer Konzentration von 1% vorliegt, so ist die resultierende Toxizität nicht größer als die des reinen Wirkstoffs. Die Experten der Sendung kritisierten insbesondere, dass die Langzeittoxizität vieler Beistoffe nicht ausreichend geprüft sei.

Doch was sind überhaupt Beistoffe?

Wir kennen Arzneistoffe, Begleitstoffe, Bitterstoffe, Farbstoffe, Füllstoffe, Gerbstoffe, Hilfsstoffe, Rohstoffe, Süßstoffe, Wirkstoffe und Zusatzstoffe, um nur einige relevante Stoffe zu nennen, wenn es um „unser täglich Gift“ geht. Was sollen also jetzt noch Beistoffe?

Tatsächlich werden den Wirkstoffen in Pflanzenschutzmitteln bestimmte Stoffe beigemischt, die man in der Pharmazeutischen Technologie als galenische Hilfsmittel bezeichnen würde. Die Zusammensetzung eines Pflanzenschutzmittels aus Wirkstoff(en) und Beistoffen wird „Formulierung“ genannt. Demnach sind Beistoffe Formulierungshilfsstoffe.

Die Beistoffe verbessern die Anwendungseigenschaften der Pflanzenschutzmittel. Sie können u.a. als Antioxidanzien, Dispergiermittel, Emulgatoren, Haftmittel, Verdickungsmittel, Lösemittel oder Stabilisatoren fungieren. Daneben können Beistoffe selbst Wirkstoffe sein, was sie potenziell gefährlich macht. Dazu hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit eine „Übersicht über Wirkstoffe in der Funktion als Beistoffe“ herausgegeben. Außerdem existiert eine „Liste unerwünschter Beistoffsubstanzen in Pflanzenschutzmitteln“.Die Zulassung von Beistoffen wird durch europäische und nationale Verordnungen geregelt: 1107/2009/EG, 284/2013/EG (früher 545/2011/EG), Pflanzenschutzmittelverordnung. Um neben den chemischen, physikalischen und technischen Eigenschaften die Qualität der Formulierungen zu prüfen, entwickelt der „Deutschsprachige Arbeitskreis für Pflanzenschutzmittel-Formulierungen“ (DAPF) geeignete Testmethoden.

Die Liste der bereits zugelassenen Beistoffe in Pflanzenschutzmitteln ist sehr umfangreich und enthält die Namen von etwa 1450 Stoffen oder Verbindungen. Bei ihrer Verwendung sollte stets die berühmte These von Paracelsus beachtet werden:

„All Ding sind Gift, und nichts ohn’ Gift; allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.“ 

Literatur und Quellen

H. J. Roth: „Unser täglich Gift“ – Tatsächliche und vermeintliche Schadstoffe im Alltag. Hirzel Verlag, Stuttgart 2013.

Mitteilungen des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit.

 

Autor

Prof. Dr. rer. nat. Dr. h.c. Hermann Roth,

Friedrich-Naumann-Str. 33,

76187 Karlsruhe

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