Arzneimittel und Therapie

Weniger Schübe durch Kombination

Glatirameracetat plus Estriol ist effektiver

cb | In einer Phase-II-Studie führte die Zugabe von Estriol zu einer Therapie mit Glatirameracetat (Copaxone®) bei Patientinnen mit schubförmig-remittierender multipler Sklerose (MS) im Vergleich mit Placebo zu einer größeren Abnahme der Schubrate. Auch die kognitiven Fähigkeiten verbesserten sich.

Die doppelblinde placebokontrollierte multizentrische Phase-II-Studie schloss 164 Frauen zwischen 18 und 50 Jahren mit schubförmig-remittierender MS ein. Ihr Expanded Disability Status Scale Score (EDSS), der den Grad der körperlichen Beeinträchtigung beschreibt, lag zwischen 0,0 und 4,5. Damit waren die meisten von ihnen ohne Hilfe gehfähig (ab etwa 7,0 sind MS-Patienten meist auf einen Rollstuhl angewiesen).

Die 83 Patientinnen der Kombinations-Gruppe erhielten zusätzlich zur Behandlung mit Glatirameracetat 8 mg Estriol pro Tag. 70 von ihnen blieben ein Jahr, 60 über zwei Jahre in der Studie. Zur Placebo-Gruppe gehörten 81 Patientinnen (63/56 nach ein bzw. zwei Jahren). Nach zwölf Monaten hatten die Teilnehmer der Estriol-Gruppe 47% weniger Schübe als die der Placebo-Gruppe erlitten (p = 0,03). Nach 24 Monaten betrug diese Reduktion 32% (p = 0,15). Außerdem konnte bei den Teilnehmern der Kombinations-Gruppe eine Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten beobachtet werden. Dies war weniger überraschend, da derartige Effekte auch schon in Studien mit anderen Fragestellungen beobachtet worden waren.

Experten führen die Ergebnisse auf die antiinflammatorischen und neuroprotektiven Eigenschaften von Estriol zurück. Vermutlich sind verschiedene Mechanismen beteiligt. Im MS-Mausmodell beobachtete man beispielsweise, dass sich unter Estriol neue Synapsen bildeten bzw. nach Gabe von Estrogenrezeptor-Liganden eine Remyelinisierung stattfand.

Für die generelle Empfehlung einer Hormontherapie für weibliche MS-Patienten ist es nach Ansicht der Forscher jedoch noch zu früh. Weitere Studien seien notwendig, um die beobachteten Effekte zu bestätigen. Außerdem müssten in jedem Fall Nutzen und Risiken gegeneinander abgewogen werden, zumal bei einer Hormontherapie derzeit Dosen von nur 2 mg Estriol pro Tag empfohlen werden. 

Quelle

66. Jahrestagung der American Academy of Neurology (AAN) in Philadelphia, Abstract 23.003, präsentiert von Rhonda Voskuhl, Los Angeles, am 29. April 2014.

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