Prisma

Einschlafen gilt nicht

Optimierung von fMRT-Untersuchungen

cae | Die funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT) dürfte in der Diagnostik neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen eine zunehmende Rolle spielen. Damit das Neuroimaging aussagekräftig ist, dürfen die Patienten während des MR-Scans nicht einschlafen.

Etwa jeder dritte Patient schläft ein, während er in der „Röhre“ eines MR-Scanners liegt. Diesem Umstand haben Ärzte und Hirnforscher bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Eine Studie der Neurologen Enzo Tagliazucchi in Frankfurt/Main und Helmut Laufs in Kiel dürfte sie jedoch zum Umdenken zwingen.

Die beiden Neurologen untersuchten 71 Probanden gleichzeitig mithilfe der Elektroenzephalografie (EEG) und der fMRT und stellten dabei fest, dass der jeweilige Wach-Schlaf-Zustand das Neuroimaging wesentlich beeinflusst. Bereits bei leichtem Schlaf ist die Kommunikation zwischen der Hirnrinde (Kortex) und den subkortikalen Hirnarealen vermindert. Bei tiefem Schlaf ist zusätzlich die Kommunikation zwischen verschiedenen Arealen des Kortex eingeschränkt. Aufgrund dieser Ergebnisse analysierten die Forscher 1147 fMRT-Datensätze, die im Internet verfügbar sind, und konnten von Fall zu Fall erkennen, in welchem Wach-Schlaf-Zustand der Patienten die MR-Scans erstellt worden waren: Jeder dritte Patient hatte geschlafen.

Die Forscher befürchten, dass MR-Scans von schlafenden Patienten eine Quelle für Fehldiagnosen sind, d.h. dass auch Personen mit gesunder Hirnfunktion fälschlich für krank gehalten und entsprechend behandelt werden. Sie selbst sind auf der Suche nach „Biomarkern“ der fMRT, die eindeutig auf die verschiedenen Demenzformen, Epilepsie oder Schizophrenie hinweisen, sodass es möglich ist, die Krankheiten schon frühzeitig zu erkennen bzw. Differentialdiagnosen zu erstellen. Ob die fMRT das leisten kann und ob sie routinemäßig zur Anwendung kommt, ist allerdings noch ungewiss. 

Quelle: Tagliazucchi E, Laufs H. Decoding Wakefulness Levels from Typical fMRI Resting-State Data Reveals Reliable Drifts between Wakefulness and Sleep. Neuron 2014;82:695–708.

 

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