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Aufzahlung für Henning-Präparate

Schilddrüsenspezialist verweigert sich Festbetragsabsenkung

BERLIN (ks) | Seit 1. April gilt eine Vielzahl neuer Festbeträge. Eine der betroffenen Festbetragsgruppen ist Levothyroxin-Natrium. Für die viel verordneten Schilddrüsenhormone wird der bislang von den gesetzlichen Kassen erstattete Betrag um rund zehn Prozent gesenkt. Marktführer Henning (Sanofi) geht diesen Schritt nicht mit. Für die Patienten bedeutet dies, dass sie eine Aufzahlung erwartet – zwischen 0,14 und 0,62 Euro pro Packung. Für die Apotheken heißt es: Erklären.

Seit Dienstag gilt für L-Thyroxin ein neuer Festbetrag. Für eine 100er Packung L-Thyroxin 100 erhält der pharmazeutische Unternehmer nun 3,35 Euro (ApU). Der Apothekenverkaufspreis liegt dann bei 15,22 Euro. Der GKV-Spitzenverband nahm die Anpassung mit Blick auf von einigen Herstellern tatsächlich verlangte Preise vor. Unbeeindruckt zeigte sich der Verband dabei von den immer wieder beklagten Lieferschwierigkeiten bei L-Thyroxin. Ein Umstieg auf ein Konkurrenzpräparat ist bei dem Schilddrüsenpräparat wegen der engen therapeutischen Breite aber nicht so leicht.

Keine Lieferprobleme hat der zum Sanofi-Konzern gehörende Schilddrüsenspezialist Henning. Und gerade der Marktführer widersetzt sich nun dem neuen Festbetrag. Grundsätzlich habe man kein Problem mit Festbeträgen, heißt es aus dem Unternehmen – aber dass die Kassen in der jetzigen Situation noch weniger für L-Thyroxin zahlen wollen, ist für Henning nicht mehr nachvollziehbar. Die Produktion des sehr niedrig dosierten Schilddrüsenhormons ist komplex. Doch in Hennings spanischem Werk läuft sie zur Zufriedenheit des Unternehmens – und der Patienten, die auf das Henning-Präparat eingestellt sind.

Apotheken werden nun betroffenen Kunden erklären müssen, warum das Arzneimittel mehr kostet. Die Centbeträge, die für die Henning-Präparate künftig zusätzlich zu zahlen sind, mögen einem Teil der Zuzahlenden nicht weiter auffallen. Problematischer dürfte es bei Patienten werden, die von der Zuzahlung befreit sind. Denn die Aufzahlung fällt für sie dennoch an.

Für betroffene Patienten, die nachfragen, hält Henning ein erläuterndes Schreiben bereit. Darin wird erklärt, dass der Preis für L-Thyroxin von Henning seit vielen Jahren stabil sei. Dass nun eine Aufzahlung fällig werde, liege daran, dass die Krankenkassen nun nur noch geringere Kosten erstatten – infolge des Festbetragsbeschlusses des GKV-Spitzenverbands. Angesichts der anspruchsvollen und komplexen Herstellung und Qualitätssicherung von Schilddrüsenhormonen sehe sich Henning nicht in der Lage, eine weitere Kostenreduktion zu kompensieren. Das Unternehmen wolle weiterhin Qualität und Liefersicherheit bieten. 

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