Arzneimittel und Therapie

Neue Spirale auch für junge Frauen

Klein und niedrig dosiert für die Langzeitkontrazeption

Reversible Langzeitkontrazeptiva (long acting reversible contraceptives; LARCs) bieten eine sehr sichere Verhütung. Dennoch setzen nur 11% der fertilen Frauen auf Intrauterinsysteme (IUS), subdermale Implantate oder Depot-Injektionen, häufig wegen mangelnder Information. Die Palette der LARCs wurde nun mit Jaydess® um ein niedrigdosiertes intrauterines hormonelles System erweitert.

Die Hormonspirale mit einer maximalen Anwendungsdauer von drei Jahren ist mit einem Pearl-Index von 0,33 sehr sicher. Sie ist auch geeignet für junge Frauen, die noch keine Kinder haben, oder junge Mütter, die eine sichere Kontrazeption zwischen zwei Schwangerschaften benötigen.

Der Einsatz sogenannter reversibler Langzeitkontrazeptiva (long acting reversible contraceptives; LARCs) wird von Experten auf dem Gebiet der Kontrazeption zunehmend empfohlen. Laut Definition handelt es sich dabei um kontrazeptive Methoden, die eine Anwendung seltener als einmal pro Zyklus bzw. Monat notwendig machen. Dazu gehören Kupfer- und Hormonspiralen, Drei-Monats-Depotinjektionen und subdermale Implantate. Einer der Gründe für die Empfehlung ist die hohe Effektivität der LARCs, weil es nicht zu Einnahme- bzw. Anwendungsfehlern kommt. Verglichen mit Pille, Ring und Pflaster sind sie in Sachen Sicherheit klar überlegen. So lag die Zahl der unerwünschten Schwangerschaften innerhalb von drei Jahren unter einem LARC bei 0,9%, unter Pille, Pflaster oder Ring bei 9,4%. Subdermale Implantate und intrauterine Systeme scheinen eine Schwangerschaft sogar effizienter zu verhüten als die Sterilisation der Frau [Blumenthal PD et al. Hum Reprod Update 2011; 17: 121–137]. Hormonelle LARCs enthalten zudem nur ein Gestagen; sie sind daher auch eine Option für Frauen, bei denen kombinierte hormonelle Methoden kontraindiziert sind. Ein wesentlicher Vorteil der hormonellen Intrauterinsysteme ist die lokale Wirksamkeit, die mit einem sehr niedrigen Risiko systemischer Nebenwirkungen einhergeht.

Nur 11% verhüten mit LARC

Dennoch setzt die Mehrzahl der fertilen Frauen in Deutschland auf orale Kontrazeption: Jede dritte der 18 Millionen Frauen verhütet mit der „Pille“, nur 11% setzen auf Langzeitmethoden. Und das, obwohl sie mit der oralen Kontrazeption oft unzufrieden sind. In einer Befragung bemängelte knapp die Hälfte der Anwenderinnen die regelmäßige Einnahme und die Tatsache „dass man täglich daran denken muss“. Ein Grund für die seltene Entscheidung für ein LARC liegt möglicherweise in der Beratung: 70% der Frauen wurden von ihrem Frauenarzt über diese Verhütungsoption noch nicht beraten. Dabei ist das Interesse groß. Etwa drei Viertel der Frauen sind grundsätzlich (sehr) interessiert.

Niedrig dosiert: Mini-LNG-IUS

Für die intrauterine hormonelle Kontrazeption steht bislang ein Levonorgestrel-haltiges Intrauterinsystem (LNG-IUS) zur Verfügung mit einer Gesamtkonzentration von 52 mg Levonorgestrel und einer maximalen Anwendungsdauer von fünf Jahren (Mirena®). Nun kommt eine neue Variante hinzu, die auf einer von der Jena-pharm AG unterstützten Veranstaltung am 20. Februar 2014 in Düsseldorf vorgestellt wurde: Jaydess® ist kleiner (28 x 30 mm vs. 32 x 32 mm), die initiale LNG-Freisetzungsrate niedriger (14 µg/d vs. 20 µg/d) ebenso wie die LNG-Gesamtkonzentration (13,5 mg vs. 52 mg). Durchschnittlich werden über drei Jahre pro Tag 6 µg Levonorgestrel freigesetzt (Mirena®: 14 µg/d über fünf Jahre), die maximale Anwendungsdauer ist kürzer (drei Jahre vs. fünf Jahre). Mit dieser geringen Freisetzungsmenge ist das neue Intrauterinsystem nicht nur das kleinste, sondern auch das am niedrigsten dosierte LNG-IUS auf dem Markt. Es verfügt außerdem über einen Silberring am vertikalen Schaft nahe den horizontalen Armen, der eine schnelle Unterscheidung im Ultraschall möglich macht. Trotz der niedrigen LNG-Dosen ist die kontrazeptive Sicherheit hoch: Der Drei-Jahres-Pearl-Index, bestimmt in einer Phase-III-Studie an 2884 gesunden Frauen zwischen 18 und 35 Jahren (1432 auf Verum randomisiert), beträgt 0,33. Die Effektivität des kleinen Intrauterinsystems war dabei unabhängig von Anwendungsdauer, Alter, Parität und Body Mass Index der Anwenderinnen. An der Studie nahmen 38,8% Nulliparae und knapp 40% Frauen unter 25 Jahren teil. „Auch die junge adipöse Nullipara kann damit behandelt werden“, so Prof. Dr. Thomas Römer, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Evangelischen Krankenhaus Köln-Weyertal.

Amenorrhö tritt selten auf

Der Blick auf das vaginale Blutungsmuster zeigt ebenfalls Unterschiede zwischen den Levonorgestrel-haltigen Intrauterinsystemen. Zwar kommt es unter beiden zu einer Reduktion der Blutungs-/Spottingtage. Bei der neuen Hormonspirale ist dieser Effekt geringer ausgeprägt. Auch eine Amenorrhö ist seltener. Zur Therapie der idiopathischen Hypermenorrhö ist daher nur das höher dosierte LNG-IUS zugelassen. Die Dysmenorrhö wird aber mit beiden IUS gleichermaßen günstig beeinflusst. Unter beiden LNG-IUS kam es auch zu einer vergleichbaren Besserung der Dysmenorrhö. Funktionelle Ovarialzysten waren unter der kleinen LNG-IUS niedriger mit 5,9% gegenüber 12%. Das Problem der Zystenbildung ist nicht nur unter Levonorgestrel-haltigen Intrauterinsystemen bekannt, sondern generell unter einer kontinuierlichen Kontrazeption mit Gestagenen, etwa mit Implantaten oder Injektionen.

Einfache Insertion

Als besonders gut geeignet gilt das kleine Levonorgestrel-haltige Intrauterinsystem für junge Paare, bei denen die Familienplanung noch nicht abgeschlossen ist und die eine geeignete Kontrazeption zwischen zwei Schwangerschaften suchen, oder auch für Frauen, die noch keine Kinder geboren haben (Nulliparae) und deren oftmals kurzfristigere Lebensplanung und häufig wechselnde Lebensumstände auch von einer Langzeitverhütung eine hohe Flexibilität benötigt. Der geringere Durchmesser des Insertionsröhrchens von 3,8 mm gegenüber 4,75 mm erlaubt eine einfache und schonende Insertion. Die unkomplizierte Handhabung wird von den Frauenärzten bestätigt. 85% beurteilten das Einsetzen auch bei Nulliparae als einfach. 65% der Patientinnen gaben keine oder nur leichte Schmerzen an.

Blutungsverhalten bessert sich

Nutzerinnen von intrauterinen hormonellen Kontrazeptiva sollten darüber aufgeklärt werden, dass in der Anpassungsphase unregelmäßige Blutungen und Zwischenblutungen häufig sind. Im Verlauf nehmen Häufigkeit und Dauer solcher Blutungen jedoch kontinuierlich ab. Kommt es zu dem extrem seltenen Fall einer Schwangerschaft unter einem LNG-IUS, handelt es sich zu 50% um eine Eileiterschwangerschaft. Da manche Frauen bereits eine Amenorrhö haben, ist die Diagnostik erschwert. Bei akuten Unterbauchbeschwerden und liegendem LNG-IUS sollte deshalb immer an eine Tubargravidität gedacht werden, auch wenn eine längere Amenorrhö besteht. 

Quelle

Egarter C., Gynäkologische Endokrinologie 2013; 11: 175–183.

Römer T, Bühling KJ, Gynäkologische Endokrinologie 2013: 11: 188–196

 

Apothekerin Dr. Beate Fessler

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