Gesundheitspolitik

Kommentar von Klaus G. Brauer: Ärgerlich

Klaus G. Brauer
Herausgeber der DAZ

Die GKV kann rundum zufrieden sein. Beim Start in die neue Legislaturperiode ist sie bestens bedient worden. Ihre Lobbyisten haben ganze Arbeit geleistet. Obwohl die Kassen auf historisch beispiellosen Überschüssen sitzen, verlängert unsere GroKo im Eilverfahren Preisstopp und Preismoratorium für Arzneimittel. Und Apotheken und Großhandel werden erneut zusätzlich zur Kasse gebeten. Die prozentuale Komponente ihrer Margen sinkt, denn bei den im Rahmen der frühen Nutzenbewertung ausgekungelten Preisen orientieren sich die Aufschläge künftig nicht mehr am Listenpreis, sondern am (niedrigeren) Erstattungspreis.

Mindestens ebenso ärgerlich ist, was sich im Zusammenhang mit der sogenannten „Austauschverbotsliste“ abzeichnet. Zumindest wenn sich DAV und GKV-Spitzenverband nicht ganz schnell einigen, soll dem Gemeinsamen Bundesausschuss die Aufgabe zugeschanzt werden. Die Apothekerschaft, dort nicht vertreten, wäre ausgebootet. Indem die GKV-Seite eine Einigung torpediert, könnte sie erreichen, was sie ohnehin will. Welch ein Desaster!

Hinzu kommt, dass die Verbotsliste, so wie bisher diskutiert, ihr Ziel ohnehin verfehlen wird. Sie müsste verhindern, dass Patienten bei problematischen Arzneimitteln durch unangebrachte Substitution Schaden nehmen. Sinnvoll wäre deshalb eine Liste von kritischen Arzneimitteln, bei denen die Verpflichtung zur Substitution entfällt, bei denen der Apotheker also mit pharmazeutischen Bedenken einen kritischen Präparatewechsel verhindern kann – und müsste. Wenn der Arzt – abweichend von dem, was der Patient bisher erhielt – einen Präparatewechsel explizit will, kann er das (wie bisher) durch sein Aut-idem-Kreuz durchsetzen. Er müsste seinen Patienten dann aber wie bei einer Ersteinstellung behandeln.

Klaus G. Brauer

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