Gesundheitspolitik

The day after oder die Ruhe vor dem Sturm?

Der Apotheken-Ökonom schaut auf 2014 zurück

Andreas Kaapke ist Professor für Handelsmanagement und Handelsmarketing an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, Standort Stuttgart, und Inhaber des Beratungsunternehmens Prof. Kaapke Projekte. E-Mail: a.kaapke@kaapke-projekte.de

2014 war ein eher ruhiges Jahr, was Apotheken und Gesetzgebungen für oder gegen Apotheken anbetrifft. Der neue Gesundheitsminister hat es zunächst moderat angehen lassen und sich um andere Baustellen gekümmert, man möchte meinen: Gut so! Aber nachdem er zunächst in Nordrhein-Westfalen in einer Kampfabstimmung ein von ihm angestrebtes Amt nicht erlangen konnte und nun auch bei der Wahl ins CDU-Präsidium nicht zum Zuge kann, ein inhaltlich nicht unbedeutsamer Widersacher – Jens Spahn – aber schon, wird er sich in seinem Fachressort austoben müssen. The day after: Man darf gespannt sein.

Und dies weil auch oder gerade in 2015 die immer präsente Honorierungsfrage wieder aufkommen (müsste). Nach 2013, als endlich die Anpassung, auf die man viele Jahre zuvor gewartet, aber nicht wirklich darauf hingearbeitet hatte, endlich erfolgt war und auch die leidige Diskussion um den Kassenabschlag vom Tisch kam, stünde 2015 eigentlich wieder eine Honorierungsdebatte an. Und zwar in zweifacher Hinsicht. Einmal muss es um die Anpassung des fixen Honorars an sich gehen, denn die Inflation bzw. etwaige Kostensteigerungen machen auch vor Apotheken nicht Halt. Zum Zweiten, weil nachweislich neue Aufgaben für Apotheker hinzukamen und -kommen und andere in der Vergangenheit nicht hinreichend honoriert wurden. So war 2014 ein Highlight die von Uwe Hüsgen im Auftrag der Apothekerkammer Nordrhein auf der Interpharm vorgestellte Studie zu den Aufwänden von BtM. Die sich daraus zwingend ergebende und ableitbare Diskussion, ob die grundsätzliche Herangehensweise dieser Studie auch auf andere Dienstleistungen und Aufgaben in Apotheken übertragen werden könnte und damit die Transparenz der apothekerlichen Leistung auch gegenüber dem Gesetzgeber erhöhen würde, wurde bislang von der Standesvertretung abschlägig beschieden. Es bleibt aber eine wichtige Diskussion, denn wie sonst will man gegenüber der Politik die im Perspektivpapier als Heilsbringer etikettierte Medikationsanalyse und das Medikationsmanagement honoriert bekommen? Wenn es nicht gelingt, Nachweise über Aufwände zu führen, werden die zukünftigen Honorierungsverhandlungen immer gegen und nicht für Apotheken geführt. Wenn man keinen begründeten Referenzpreis nennen kann, bleiben Honorierungshöhen Spekulation und Feilscherei und damit im Zweifel gut gemachte Fälscherei. Kann dies im Sinne eines freien Berufs, eines ethisch verantwortungsbewussten Heilberuflers sein?

Apropos Perspektivpapier. Dass das Perspektivpapier beendet werden konnte, ist sicher ein herausragendes Ereignis in 2014 gewesen. Und dies nach einem nicht immer geradlinigen Kurs mit später aber dann gelungener Einbindung der Basis. Nun wurde es viel gelobt, kritische Stimmen gab und gibt es wenige, die Zustimmung auf dem Apothekertag war überwältigend. Aber die Arbeit beginnt jetzt. Aus Anschauung eines Ökonomen ist es dann doch eher ein Leitbild geworden, eine Status-quo-Beschreibung, sicher wohlfeil formuliert, aber weit entfernt von einer in das Jahr 2030 tragenden Perspektive. Will oder kann man dies nicht erkennen? Die zu vermutende Welt in 2030 wird eine solchermaßen dargestellte Apotheke nicht mehr oder nur sehr eingeschränkt benötigen. Im Handel lebt Tante Emma auch nicht mehr und wenn, dann in Konzepten von Onkel Ali oder Emmas Enkel, in neuem, innovativem Gewand, der Veränderung Rechnung tragend.

Bemerkenswert auch die Konditionenverhandlungen mit dem Großhandel, der – nachdem er im Jahr zuvor großzügig war – nun zunehmend klamm erscheint. Leben und leben lassen, muss hier die Devise für die nächsten Jahre sein.

An einem vermeintlichen Nebenkriegsschauplatz entzündete sich dann noch die pharmazeutische Beratungskompetenz des Apothekers: der „Pille danach“. Es gibt sicher spannendere Themen als dieses. Aber an der Hitzigkeit und Intensität, mit der diese Debatte geführt wurde, zeigte sich dann doch, um was es final gehen muss: Um die Rolle des Apothekers in der Gesundheitspolitik der Zukunft; also der Perspektive und nicht nur dem Leitbild. Am Tag danach mag es vergleichsweise egal sein, an welchem Thema dies exemplarisch gespielt wird, will man dem zu drohenden Sturm etwas Inhaltsschweres zu entgegnen haben. Na dann: Frohes Fest! 

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