Wirtschaft

Billionen-Dollar-Grenze durchbrochen

Pharmamarkt: Globales Wachstum ungebrochen – Technologische Entwicklung führt zu Veränderungen

BERLIN (lk) | Die weltweiten Pharmamärkte werden in diesem Jahr voraussichtlich erstmals die Grenze von einer Billion US-Dollar durchbrechen. Nach einer Analyse von IMS Health werden sie dabei von zwei Trends bestimmt: Einerseits verlagern sich die Wachstumsschwerpunkte für die Arzneimittelhersteller in die aufstrebenden Märkte. Zum anderen sorgen vor allem kleinere Hersteller für Innovationen in der Forschung. Die Kostenträger werden angesichts der Rekord-Umsätze die Bezahlbarkeit von Arzneimitteln noch kritischer unter die Lupe nehmen.

„Zumindest in der globalen Betrachtung ist Pharma immer noch ein Garant des Wachstums“, so IMS Health. Bis 2018 sei mit einem weltweiten Wachstum von vier bis sieben Prozent jährlich zu rechnen. Bis dahin werde der globale Pharmamarkt ein Volumen von 1,25 Billionen Dollar erreichen. In den entwickelten Märkten wie USA, Kanada, Japan, Deutschland und anderen EU-Staaten seien jedoch die Zeiten zweistelliger Wachstumsraten vorbei. Dafür sei der Boom in Ländern wie Brasilien, China und Indien ungebrochen. Selbst in Russland liege der Wachstumspfad mit sieben Prozent immer noch über dem Weltdurchschnitt.

Allen Märkten gemeinsam sei der enorme Aufwind, den Biopharmazeutika erlebten, schreibt IMS Health. Dieser Markt wachse mehr als doppelt so schnell wie der gesamte Pharmamarkt. Deutliche Unterschiede gebe es hingegen bei herkömmlichen Arzneien: Während in den entwickelten Märkten vor allem Onkologika, Antidiabetika und Präparate gegen Asthma/COPD dominierten, trieben in den aufstrebenden Märkten Analgetika, Antibiotika und Hypertensiva das Wachstum an.

Aufgrund ihrer starken Innovationskraft wachsen laut IMS Health mittelgroße Pharmaunternehmen derzeit am schnellsten. Die TOP 25 der Branchen hingegen könnten nur mit unterdurchschnittlichen Zuwachsraten aufwarten. Entscheidend für künftigen Unternehmenserfolg sei es, in den Ländermärkten das „Spannungsfeld zwischen Innovation und Bezahlbarkeit“ zu beachten. Innovationen müssten bei ihrer Preisgestaltung zum sozialen und ökonomischen Kontext des jeweiligen Marktes passen.

Tiefgreifende Veränderungen erwartet

IMS Health geht davon aus, dass einerseits evidenzbasierte Entscheidungen für Behandlungen in Zukunft eine noch größere Rolle spielen. Andererseits würden Technologien zur Verknüpfung verschiedener Informationen immer wichtiger. Beide Faktoren ließen eine Reihe von Veränderungen in der Verwendung von Arzneimitteln im weltweiten Gesundheitssektor im nächsten Jahrzehnt erwarten, schlussfolgert IMS Health. Dies bedeute für die Akteure im Gesundheitswesen neue Herausforderungen, und Unternehmen müssten ihre Geschäftsmodelle überdenken. Die Kostenträger müssten ihre Budgets anpassen, um neue Behandlungsmethoden noch bezahlen zu können.

Unter anderem engagierten sich Technologie-Unternehmen wie Google, Apple und Samsung mit mobilen Anwendungen verstärkt im Gesundheitsmarkt. Dadurch würden auch andere Unternehmen aus dem Softwarebereich und der Geräteherstellung veranlasst, Apps und mobile Sensoren für Patienten zu entwickeln. Damit könnten Krankheiten besser und schneller diagnostiziert und behandelt sowie Arzneimittel gezielter eingesetzt werden. Diese Technologien brächten neue Informationen über Anwendung, Wirksamkeit und Risiken von Arzneimitteln.

Zugleich sei der Arzneimittelsektor durch Innovationen gekennzeichnet, die wie bei Hepatitis C in der Lage seien, tödliche Krankheiten zu heilen, andererseits aber hohe Kosten verursachten. Der Arzneimittelmarkt befinde sich in einer Phase geringer Einsparungen durch anstehende Patentabläufe und gleichzeitig steigender Ausgaben für innovative Arzneimittel. „Kostenträger werden sich im Zuge dessen auf höhere Ausgabenniveaus einstellen, Budgets für Arzneimittel und Nicht-Arzneimittel ausbalancieren“, prognostiziert IMS Health. 

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