Wirtschaft

Die Schere öffnet sich weiter

Treuhand Hannover: Apotheken in Mecklenburg-Vorpommern driften auseinander

ROSTOCK (lk) | Die wirtschaftliche Entwicklung der Apotheken in Mecklenburg-Vorpommern driftet immer rascher auseinander. Aktuell wird dieser seit Längerem zu beobachtende Trend durch die landeseigene Nacht- und Notdienstregelung verstärkt. Denn gut ein Drittel der Apotheken leistet dort keine vollen Dienste und er-hält deswegen keine Gelder aus dem Nacht- und Notdienstfonds (NNF).

Nach aktuellen Zahlen der Treuhand Hannover, die Torsten Eimicke beim Wirtschaftsseminar des Landesapothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern in Rostock vorstellte, „nehmen 26 Prozent der Apotheken bereits nicht mehr an der in 2014 noch positiven Umsatz- und Ertragsentwicklung teil“. Im kommenden Jahr müsste sich ein Viertel der Apotheken des Landes gar auf sinkende Betriebsergebnisse einstellen. Für 2015 erwartet die Treuhand im Bundesdurchschnitt beim Betriebsergebnis eine schwarze Null.

2014: Umsatz wächst über Bundesdurchschnitt

Im laufenden Jahr sieht die wirtschaftliche Einwicklung hingegen für die Mehrheit der Apotheken Mecklenburg-Vorpommerns noch günstiger aus als für den Bundesdurchschnitt. So stieg der Umsatz bis Juli um 4,8 Prozent und lag damit um 0,9 Prozentpunkte über dem Bundestrend. Der Umsatzanstieg basiert jedoch im Wesentlichen auf dem Trend zu hochpreisigen Arzneimitteln wie Sovaldi®. Denn die Kunden- und Packungszahl sank im gleichen Zeitraum um circa zwei Prozent.

Dazu kommen die aktuellen Konditionenkürzungen des Großhandels, die den Wareneinsatz um rund ein Prozent verteuerten. In Prozent vom Nettoumsatz wird daher der Rohgewinn im Vergleich zum Vorjahr um rund 0,5 Prozent auf 23,4 Prozent sinken.

Treuhand-Vertreter Eimicke bekräftigte die bereits beim Deutschen Apothekertag vertretene Einschätzung, dass im laufenden Jahr unterm Strich das Betriebsergebnis der Apotheken dennoch um 3,8 Prozent oder durchschnittlich 4000 Euro steigen wird.

Apotheken ohne „vollen“ Notdienst gehen leer aus

Verantwortlich für das höhere Betriebsergebnis sind laut Treuhand alleine die Gelder aus dem NNF. Die Pauschale wird aber nur für Nacht- und Notdienste ausgezahlt, die volle 24 Stunden dauern. Die Apotheken, die in Mecklenburg-Vorpommer keine „vollen“ Nacht- und Notdienste, sondern Bereitschaftsdienste bis 21 Uhr leisten, gehen also leer aus. Nach Angaben der Treuhand betraf dies in Mecklenburg-Vorpommern im 1. Quartal 2014 immerhin 31 Prozent der Apotheken. Mit diesem Anteil liege das Land deutlich über dem Bundesdurchschnitt.

Auf der anderen Seite gibt es in Mecklenburg-Vorpommern auch überdurchschnittlich viele Apotheken, die von der Einführung der Notdienstpauschale besonders profitiert haben. Denn rund zwölf Prozent der dortigen Apotheken leisten 15 bis 19 volle Nacht- und Notdienste pro Quartal.

Hochpreiser drücken den Rohertrag

In einem Exkurs ging Eimicke am Beispiel von Sovaldi® auf die ökonomischen Folgen der Verordnung von hochpreisigen Arzneimitteln ein. Bei der Abgabe von acht Packungen an einen Patienten ergebe sich ein Jahresumsatz von 134.000 Euro und ein Rohertrag für die Apotheke von 4100 Euro. Bezogen auf den Gesamtumsatz der Apotheke, der im Beispiel durch die Abgabe von Sovaldi® von 1,5 Millionen auf 1,634 Millionen Euro steigt, sinkt hingegen der prozentuale Rohertrag von 25 auf 23,2 Prozent. 

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