Gesundheitspolitik

eGK kommt voran

BERLIN (dpa/az) | Hauptstadtflughafen, Elbphilharmonie – elektronische Gesundheitskarte (eGK). Das IT-Milliardenprojekt scheint sich nahtlos in Großvorhaben mit Pannen-Image einzureihen. Dennoch geht es langsam voran.

Ursprünglich sollte die eGK am 1. Januar 2006 eingeführt werden. Widerstand von Ärzten, Streit und Planungsprobleme verzögern eine sinnvolle eGK bis heute. Rund 97 Prozent der Versicherten haben die eGK. Gesamtkosten: laut den Kassen mehr als eine Milliarde Euro. Doch viel kann die eGK nicht. Das zu ändern ist Ziel der Gematik. Zur Zeit wird laut Gematik-Geschäftsführer Arno Elmer die Infrastruktur aufgebaut. „Da werden jetzt Leitungen verlegt“. „Im kommenden Jahr steht die Gesundheitsdatenautobahn.“ Doch diese „Autobahn“ allein ist erstmal nutzlos, stellt Rainer Bernnat, Experte für IT-Wirtschaft, fest. Elmer beschreibt die bestehenden ärztlichen Datennetze als Landstraßen, die bald an die digitale Autobahn angeschlossen werden.

Spontane Begeisterung löst das Projekt in Zeiten der Datenspionage bei vielen nicht aus. Aktivisten machen Front. „Die Sicherheit des Systems ist weit höher als die beim Onlinebanking“, beteuert Elmer. Zentrale Server solle es nicht geben, die Daten bleiben in Praxen und Kliniken – Verschlüsselungen und PIN-Nummern sollen den Austausch sicher machen. Bei den Medizinern gibt es auch andere Gründe für eine Ablehnung. „Viele Ärzte haben Angst, der persönliche Kontakt zu den Patienten nehme ab, weil Daten elektronisch abgefragt werden“, sagt Philipp Klöcker, Mitautor einer Studie der Uni Augsburg. Bernnat meint: „Viele wollen sich nicht in die Karten schauen lassen.“

Doch in der Ärzteschaft gibt es auch andere Stimmen. „Deutschland hinkt beim Thema E-Health hinterher“, klagt der Chef des Deutschen Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt. Er kritisiert indirekt auch die in der Gematik vertretene Kassenärztliche Bundesvereinigung: Die Gematik-Beteiligten wollten die sensiblen Daten jeweils selbst haben – „diese aber nicht den anderen zugestehen“.

Politik macht Druck

Vom Hickhack alarmiert macht nun Minister Hermann Gröhe (CDU) Dampf, sein geplantes E-Health-Gesetz soll bis Oktober auf den Weg kommen. Ab 2016 soll die elektronische Unterschrift eingeführt und Notfalldaten auf der Karte gespeichert werden können. Greifbar ist auch, dass Ärzte, Kliniken und Apotheker die Daten eines Patienten schnell austauschen können. Es gilt, Patienten vor Wechselwirkung bei mehreren Pillen und Überdosierung zu schützen. Daher soll es für alle berechtigten Ärzte und Apotheker einsehbare Medikationspläne geben. Entsprechende Anwendungen sollen bis 2018 eingeführt werden. 

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