Gesundheitspolitik

Eine Frage der Verständlichkeit

Mangelnde Gesundheitskompetenz bei Versicherten - Gesundheitsberufe in der Pflicht

BERLIN (jz) | Viele Deutsche wissen offenbar nur wenig über Gesundheit. Fast 60 Prozent der gesetzlich Versicherten haben laut einer AOK-Umfrage unter rund 2010 erwachsenen GKV-Versicherten Defizite, im täglichen Leben Entscheidungen zu treffen, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken. 14,5 Prozent verfügen über eine unzureichende Gesundheitskompetenz, 45 Prozent über eine problematische, 33,5 Prozent sind ausreichend kompetent, und 7 Prozent verfügen über ausgezeichnete Fähigkeiten.

Mehr als ein Viertel der Versicherten findet es schwierig, Informationen über Krankheitssymptome zu finden. Fast 40 Prozent gaben an, nur schwer Informationen über Unterstützungsmöglichkeiten bei psychischen Problemen zu finden, und fast ein Drittel hat Schwierigkeiten, Medieninformationen zu verstehen. Aber: „Gut verständliche und verlässliche Informationen sind für viele Menschen das A und O, um die richtigen Entscheidungen für ihre Gesundheit zu fällen“, betonte Jürgen Graalmann, Geschäftsführender Vorstand des AOK-Bundesverbandes, im Hinblick auf die Ergebnisse des WIdO-Monitors. Dass viele Menschen Schwierigkeiten haben, Unterstützungsangebote zu finden, sei ein Alarmsignal. Informationen müssten verständlich, nutzerorientiert und qualitätsgesichert sein – und bei den Menschen ankommen. Der AOK-Vorstand verweist darauf, dass ein Mangel an Wissen über Gesundheit zu gesundheitlichen und finanziellen Schäden führe – für Deutschland seien dies bis zu 15 Milliarden Euro Mehrkosten.

Mehrheit versteht Apotheker

Jeder Zehnte (9,9%) gab des Weiteren an, die Anweisungen des Arztes oder Apothekers zur Einnahme der verschriebenen Medikamente nur schwer oder sehr schwer verstehen zu können – 89 Prozent haben hier keine Probleme. Ähnlich sieht es bei der Umsetzung von Anweisungen des Arztes oder Apothekers aus: 11,7 Prozent fällt es schwer, diese umzusetzen – 68,9 Prozent dagegen leicht.

Gröhe: Gesundheitsberufe besser schulen

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) forderte daraufhin, Ärzte und Pflegepersonal in ihrer Ausbildung besser auf die Arbeit mit Patienten vorzubereiten. Insbesondere im Hinblick auf verständliche Sprache und Ausdrucksweise sieht er noch Verbesserungsbedarf. „Expertensprache schafft Distanz“, sagte er der „Rheinischen Post“. „Dass viele Menschen Schwierigkeiten haben, sich in unserem Gesundheitswesen zurechtzufinden, muss uns aufrütteln. Wir haben ein leistungsstarkes Gesundheitswesen, das aber von vielen als nicht ausreichend verständlich erlebt wird.“ Wissen über die Gesundheit entstehe vor allem im persönlichen Gespräch, führt er weiter aus. Es sei eine Frage des Respekts, den Patienten ihre Krankheit und die Therapiemöglichkeiten verständlich zu erklären. „Der Umgang mit Patienten, und dazu gehört eine verständliche Sprache, muss in der Ausbildung von Ärzten und Pflegepersonal eine stärkere Rolle spielen.“ Denn Expertensprache schaffe Distanz. Auf Nachfrage erklärte eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums, Gröhe gehe es dabei grundsätzlich darum, den Patienten Informationen verständlich zu erklären – „das betrifft alle Gesundheitsberufe“. Der Minister sieht hier letztlich sowohl die Ausbildungsstellen als auch die Politik in der Pflicht. 

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