Gesundheitspolitik

Die geopferte Sicherheit

Benjamin Wessinger

Dass das Einschleusen gestohlener oder gefälschter Arzneimittel in den Apothekenmarkt kriminell ist, ist überhaupt keine Frage. Die Firmen und Personen, die sich daran beteiligt haben, müssen ermittelt und vor Gericht zur Verantwortung gezogen werden.

Gleichzeitig ist die Frage zu stellen, ob alle Akteure der „offiziellen“ Lieferkette von Importeuren über Groß- und Zwischenhändler bis zu den Apotheken – die Überwachungsbehörden nicht zu vergessen – immer die nötige Sorgfalt haben walten lassen. Auch das muss ermittelt werden, damit Missstände abgestellt werden können.

Man muss aber auch die Frage nach der politischen Verantwortung für die Häufung von Fällen in der letzten Zeit stellen. Das Einfallstor für Fälschungen, Hehlerware und Arzneimittel aus dubiosen Quellen wurde mit der „Liberalisierung“ des Arzneimittelmarkts aufgestoßen. Die Förderung von Parallel- und Reimporten, die Einführung der Rabattverträge und die Legalisierung des Versandhandels haben den einstmals so sicheren und verlässlichen Vertriebsweg von Arzneimitteln „aufgebrochen“. Es war das erklärte Ziel der Politik verschiedener deutscher Regierungen, durch Deregulierungen im Gesundheitswesen „Wirtschaftlichkeitsreserven zu heben“.

Nun zeigt sich deutlich, dass die immer wieder als „Besitzstandswahrer“ geschmähten Mahner vor den Konsequenzen eines allzu freien Gesundheitsmarktes recht hatten. Die Sicherheit und Verlässlichkeit der Arzneimittelversorgung in Deutschland wurden dem Spardiktat der gesetzlichen Krankenversicherung geopfert.

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