Gesundheitspolitik

Ausblick auf 2014

Drei Themen sollte die Apothekerschaft besonders ins Blickfeld nehmen

Andreas Kaapke ist Professor für Handelsmanagement und Handelsmarketing an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, Standort Stuttgart, und Inhaber des Beratungsunternehmens Prof. Kaapke Projekte. E-Mail: a.kaapke@kaapke-projekte.de

Aus Sicht eines Ökonomen stehen in 2014 für Deutschlands Apothekerinnen und Apotheker drei Themen besonders stark im Fokus. Mit dem 1. Januar beginnt eigentlich erst die Amtszeit des neuen Ministers, dessen Handschrift sich im Laufe des Jahres herauskristallisieren wird. Hier wird es vordergründige Aufgabe der Standesvertretung sein müssen, sich frühzeitig in Stellung zu bringen, möglichst viele Gespräche zu führen und viele Gesprächstermine zu erhalten und dem Minister und seinem neuen Team möglichst viele Angebote zu unterbreiten, um Apotheke für ihn und seine Mitstreiter komplett und vollständig erlebbar zu machen. Eines der zentralen Probleme der Apotheker ist es, dass deren Aufgabengebiet von weiten Teilen – auch von der Politik - permanent und notorisch unterschätzt wird. Da jeder schon mal in einer Apotheke war, sieht er vor allem das, was er als normaler Kunde zu sehen bekommt. Das Einlösen eines Rezepts, die Herausgabe des Medikaments und gegebenenfalls eine dazu passende Beratung. Was aber – um dies gewährleisten zu können – im Hintergrund davor und danach abgelaufen ist und noch ablaufen wird, angefangen von der Bestellung, über die Warenbevorratung, der Einlagerung, der Vereinnahmung, der Überprüfung bis hin zur Abgabe, Nachbestellung, Verrechnung usw. wird von vielen nicht erkannt. Deshalb müssen dem Minister Angebote offeriert werden, damit er das komplexe Gebilde Apotheke auch als komplex, anspruchsvoll und nicht als „besseren Schubladenzieher“ (miss-)versteht. Bei der Dosierung von derlei Angeboten wird man abwarten müssen. Manche Menschen reagieren erst nach dem x-ten Angebot, andere sind schnell genervt, wenn an sie zu viel, alles und unspezifiziert herangetragen wird. Hier wird die Standesvertretung ein glückliches Händchen und ein gutes Timing haben müssen und eine darauf ausgerichtete Öffentlichkeitsarbeit.

Das zweite wichtige Projekt wird die Erstellung und anschließende Verbreitung des Leitbildes sein. Die gute Idee muss nach etwas schwachem Start wieder Fahrt aufnehmen und darf sich nicht zerreden lassen. Dabei sollte nicht versäumt werden anzuerkennen, dass zu diesem Thema nicht nur viele eine Meinung haben dürften, sondern dass dieses Meinungsbild auch heterogen sein dürfte. Es wird die Aufgabe der Protagonisten sein, daraus einen inhaltsschweren Konsens zu stricken. Dies hört sich leichter an als es ist, denn bei einem weichgespülten Ergebnis werden sich alle in einem Leitbild finden können, nur je mehr Kontur ein erstelltes Leitbild haben sollte, umso mehr Reibung wird dadurch erzeugt. Es wird nicht ohne Reibung gehen. Nur so ist das Leitbild zukunftsfähig und stiftet einen über den Tag hinausreichenden Nutzen. Hier werden alle Beteiligten den Mut aufbringen müssen, auch schmerzlichere Wahrheiten auszusprechen und auf die Veränderungsbereitschaft der Apothekerschaft zu hoffen. Fatal wäre es freilich, wenn außerhalb der Apothekerschaft Ergebnisse eines Leitbildprozesses höhere Akzeptanz erfahren sollten als innerhalb. Was folgt daraus: je breiter der Prozess angelegt ist, desto anstrengender, aber auch unangreifbarer und je transparenter dies kommuniziert wird, umso weniger Nährstoff bietet dies für Gerüchte und Missdeutungen. Dies Thema wird die Apotheker und die sich darum scharende Öffentlichkeit noch lange beschäftigen.

Leitbild zum einen und neuer Minister zum anderen lenken den Blick auf die nächste Verhandlungsrunde hinsichtlich der Honorierung, die dringend, gar zwingend in 2014 anzustoßen ist. Da nach Jahren des Stillstandes in 2012 die Erhöhung für 2013 durchgesetzt werden konnte, sollte 2014 genutzt werden, eine Anpassung ab 2015 vorzubereiten. Dabei sind verschiedene Komponenten Gegenstand der Verhandlungen:

  • Eine Diskussion darüber, was eigentlich in der jetzigen Pauschale plus 3-prozentigem Aufschlag als Gegenleistung enthalten ist bzw. was dafür erwartet wird.
  • Eine Auflistung bislang erbrachter Dienstleistungen, die nicht in der jetzigen Honorierung enthalten sind und die gegebenenfalls berechnet werden müssen.
  • Die Berechnung eines Inflationsausgleiches.
  • Eine darüber hinausgehende Anpassung des Honorars.

Gelänge es, dies erfolgreich voranzutreiben, wäre man fast schon in einer Art Verhandlungsrhythmus, was für die mittelfristige Zukunft der Apotheken unabdingbar wäre.

Viele eher pharmazeutische Themen kommen dazu, aber auch die Frage des pharmazeutischen Nachwuchses, die Frage nach der inhaltlichen Ausgestaltung eines zu etablierenden Medikationsmanagements usw. sind von elementarer Bedeutung. Nachdem 2013 getrost als Jahr der Konsolidierung und der Stabilisierung angesehen werden konnte, sollte 2014 ein Jahr des Aufbruchs sein. 

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