Gesundheitspolitik

Die Meinung geändert

Dr. Benjamin Wessinger


Der Schwenk kam nicht mehr überraschend, zu groß war der Widerstand geworden, zu deutlich die öffentliche Ablehnung. Im letzten Moment hat der ABDA-Vorstand die Beschlussvorlage zurückgezogen, nach der das Berliner Apothekerhaus in der Jägerstraße nicht nur saniert, sondern auch um zwei Stockwerke erweitert werden sollte. Aufgestockt wird also nicht, stattdessen will man sich nach einer neuen Immobilie umsehen, auch ein Neubau sei nicht ausgeschlossen.

Nach allem, was über die ursprünglichen Planungen bekannt wurde, ist das eine vernünftige Entscheidung. Der Ausbau hätte zwar die notwendige Erweiterung gebracht, allerdings sollte nur ein Drittel der neuen Flächen für Büros zur Verfügung stehen. Und Kapazitäten für eventuelles neues Personal hätte es auch nicht gegeben. Dazu kamen schwindelerregende Kosten von 27 Millionen Euro.

Auf der anderen Seite ist das, nach der gescheiterten Einstellung eines neuen Pressesprechers im letzten Jahr, die zweite Entscheidung, bei der der ABDA ein (hoffentlich!) von langer Hand geplanter Vorgang um die Ohren fliegt. Damals wie heute hat sich innerhalb kürzester Zeit heftiger Widerstand aufgebaut. Und damals wie heute konnte (oder wollte?) niemand die Pläne erklären und das Vorhaben verteidigen.

Es ist eine Tugend, Entscheidungen revidieren zu können, wenn neue Erkenntnisse auftauchen. Aber es wirft zumindest Fragen auf, wenn bei so weitreichenden und teuren Entscheidungen wiederholt wichtige Aspekte nicht bedacht werden. Oder wenn die Meinung der zahlenden Mitglieder so falsch eingeschätzt wird.

Dr. Benjamin Wessinger

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