Gesundheitspolitik

Diskussion zum Leitbildprozess: Letzte Chance für die Basis

ABDA-Entwurf bis 14. Mai im Web – Heilberufliche Beratung im Zentrum

BERLIN (lk) |Seit Freitag steht der Entwurf für das neue Leitbild im Internet zur Diskussion. Bis zum 14. Mai kann er auf der Internet-Plattform leitbildprozess.de kommentiert werden. Dies ist die letzte Gelegenheit für die Basis, sich an der Diskussion zu beteiligen.

Der vom Leitbild-Konvent Anfang April erarbeitete Entwurf des neuen Leitbildes sieht in der „heilberuflichen Beratung“ die zentrale Aufgabe der öffentlichen Apotheke. Allerdings lässt das Dokument auch Spielraum für angrenzende wirtschaftliche Aktivitäten des Apothekers und fordert die Apotheker auf, sich an „demografischen, gesellschaftlichen und technischen Entwicklungen“ aktiv zu beteiligen.

Der unter leitbildprozess.de ins Internet gestellte Entwurf umfasst fünf Seiten und ist in 36 Absätze unterteilt. Neben der Präambel gibt es vier weitere Kapitel: „Hintergrund“, „Näher am Patienten“, „Leistungen und Angebote“ sowie „Heilberuflicher Auftrag“.

Klar im Mittelpunkt des Leitbildes stehen der heilberufliche Auftrag und der Patient: „Sowohl bei als auch neben der Abgabe von Arzneimitteln ist die heilberufliche Beratung die zentrale Dienstleistung der öffentlichen Apotheke“, heißt es im Kapitel „Leistungen und Angebote“. Unter der Kapitelüberschrift „Näher am Patienten“ findet sich folgende Aussage: „Das Patientenwohl steht im Mittelpunkt des Handelns in der öffentlichen Apotheke. Jeder Patient hat individuelle Bedürfnisse. Diese zu erkennen und empathisch darauf zu reagieren, ist eine der wesentlichen Herausforderungen für die öffentliche Apotheke.“

Medikationsmanagement als wesentliches Instrument

In der Präambel werden die Apotheker als „Experten für Arzneimittel“ definiert. „Basierend auf dieser Kernkompetenz leisten sie ihren größtmöglichen Beitrag zur Gesundheit des Patienten!“, heißt es dort. Als ein wesentliches Instrument für die sichere, wirksame und wirtschaftliche Arzneimitteltherapie führe die öffentliche Apotheke das Medikationsmanagement durch.

Im folgenden Kapitel „Hintergrund“ verweist der Entwurf auf die sich verändernden Rahmenbedingungen wie demografischer Wandel und dynamische Fortentwicklungen von Wissenschaft und Technik: „Unsere Gesellschaft befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel, der für die Zukunft des deutschen Gesundheitssystems enorme Herausforderungen mit sich bringt.“

Zusammenarbeit in heilberuflichen Netzwerken

Ausführlich beschäftigt sich der Entwurf des Leitbildes mit der Zusammenarbeit von Apothekern in heilberuflichen Netzwerken. Zum Wohle des Patienten und zur Verbesserung der Versorgungsqualität arbeiteten die öffentlichen Apotheken in einem heilberuflichen Netzwerk sowohl vernetzt „als auch mit anderen Gesundheitsberufen und Akteuren des Gesundheitswesens zur Optimierung der Therapie kollegial und effizient zusammen“. Das heilberufliche Netzwerk solle arbeitsteilig organisiert, gesetzlich definiert und regional organisiert werden. Auch mit den häufig in der Kritik stehenden Krankenkassen sollen die öffentlichen Apotheken „konstruktiv“ zusammenarbeiten. „Ihren Patienten bietet die öffentliche Apotheke durch ihre Rolle im heilberuflichen Netzwerk niedrigschwellig Orientierung im Gesundheitswesen“, so die Kernaussage dieses Kapitels.

Spielraum für weitere wirtschaftliche Aktivitäten

Spielraum lässt das Leitbild auch für angrenzende wirtschaftliche Aktivitäten der Apotheker: Das gewachsene Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung führe zu einem Bedarf auch an Produkten und Dienstleistungen außerhalb der Versorgung mit apotheken- oder verschreibungspflichtigen Arzneimitteln. In Ergänzung zum Versorgungsauftrag könne jede öffentliche Apotheke im Rahmen der in der Apotheke vorhandenen Kompetenz diese Produkte und Dienstleistungen anbieten. „Hier sind die Apotheken frei in ihrer unternehmerischen Entscheidung – die heilberufliche Stellung des Apothekers und die Vertrauensbeziehung zum Patienten dürfen dadurch aber nicht gefährdet werden“, so der Entwurf.

Alle Angebote und Leistungen der öffentlichen Apotheke orientierten sich an demografischen, gesellschaftlichen und technischen Entwicklungen und an den sich in diesem Zusammenhang nach Art und Umfang ändernden Bedürfnissen der Patienten. „Die öffentlichen Apotheken beobachten die Entwicklungen und Anforderungen, die in Bezug auf ihre Leistungen und Angebote an sie herangetragen werden, und sind aktiv daran beteiligt, passende Antworten zu finden und damit verbundene Maßnahmen zu gestalten“, heißt es unter der Kapitelüberschrift „Weiterentwicklung des Leistungsangebotes“.

Seit Freitag können die Apotheker/innen den schriftlichen Entwurf erneut im Internet unter leitbildprozess.de diskutieren. Die Zugangsdaten, die für die erste Stufe des Diskussionsprozesses Anfang Februar vergeben wurden, sind weiterhin gültig. Wer damals noch keine Zugangsdaten angefordert hat, kann das immer noch tun. Bis zum 14. Mai kann das Dokument Absatz für Absatz kommentiert werden. Abermals bleiben die Kammerbezirke dabei unter sich. Anders als in der ersten Stufe des Leitbildprozesses werden dieses Mal jedoch Zusammenfassungen der bundeweit abgegebenen Kommentare zu den einzelnen Absätzen angezeigt. Anschließend an die Diskussion wird der Entwurf überarbeitet. Für den 25. Juni 2014 ist die Beschlussfassung über die endgültige Fassung auf der ABDA-Mitgliederversammlung geplant. Und vom 17. bis 19. September 2014 soll das neue Leitbild vom Deutschen Apothekertag in München bestätigt werden.

Das könnte Sie auch interessieren

Vom Arzneimittel zum Patienten

Das Leitbild – ein Entwurf

Eine Analyse des überarbeiteten Leitbild-Entwurfs

„Apotheke 2030“

Ein Rückblick auf das Jahr 2014

Vom Leitbild zum Perspektivpapier

Online-Diskussion über Entwurf des künftigen Berufsbilds

Ein neues Bild vom Apotheker

DAZ.online-Umfrage als Anregung für das Leitbild

Ein klares „Ja, aber ...“

Ein Kommentar von Thomas Müller-Bohn

Gute Grundlage

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.