Gesundheitspolitik

Kommentar von Benjamin Wessinger: Sprachlos?!

Dr. Benjamin Wessinger Chefredakteur der DAZ

In der vergangenen Woche klagte die KBV wieder einmal über den (drohenden) Ärztemangel: 51.000 Ärzte würden bis 2020 aus dem Berufsleben ausscheiden. Der GKV-Spitzenverband erwiderte prompt: Noch nie habe es so viele Ärzte gegeben wie heute.

Da schaltete sich Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer, in die Diskussion ein, mit einem Frontalangriff auf die Krankenkassen: „schnell und laut“ werde vom eigenen Versagen abgelenkt, es handle sich um „ewig gestrige Neidkampagnen“ und „billige Polemik“. Die Krankenkassen seien verantwortlich, dass sich das Gesundheitswesen zu einer Gesundheitswirtschaft entwickle – „durch Überbetonung von Wettbewerb und Verbürokratisierung“.

Montgomery ist als Freund deutlicher Worte bekannt. Für den Adressaten ist das nicht immer angenehm, wie wir Apotheker bei der Debatte um die „Pille danach“ am eigenen Leib erfahren haben. Aber für diesen Ausbruch gegen die Krankenkassen hat Montgomery viel Zustimmung von Apothekerseite bekommen. „So geht das, sofort mit schweren Geschützen zurückschießen“, „Das ist halt der Unterschied“, „Warum gibt es auf unserer Seite niemanden (…), der mal Tacheles redet?“ lauteten Leserkommentare auf DAZ.online.

In diesen Äußerungen wird ein grundsätzliches Problem angesprochen: Die (gefühlte?) Sprachlosigkeit der Apotheker bei Angriffen auf den Berufsstand und zu kontroversen Themen. Da wundert es auch nicht mehr, wenn die Rufe nach einem „Montgomery“ lauter werden.

Die Montgomery‘sche Schärfe müsste ja gar nicht sein, sie zerschlägt oft viel Porzellan. Klar vernehmbare Antworten – verbindlich im Ton, hart in der Sache – würden völlig ausreichen.

Benjamin Wessinger

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