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"Wir schaffen das!"

Dr. Doris Uhl Chefredakteurin der DAZ

Die Zeiten für die neue Führung der ABDA und der Bundesapothekerkammer sind nicht leicht. Ja, sie sind vielleicht so schwierig wie nie zuvor. Hier nur einige Beispiele:

die Datenklauaffäre im Bundesministerium für Gesundheit und die Frage nach der Verstrickung der ABDA,

der ungeklärte Kassenabschlag,

die in Aussicht gestellte, aber in weite Ferne gerückte Notdienstpauschale,

der Unmut an der Basis über die neue Apothekenbetriebsordnung,

gesetzliche Vorschriften aller Art und vor allem,

die Kritik an der ABDA selbst und ihren Strukturen.


Doch zumindest einer der neuen Führungsriege möchte davon nichts wissen: der neue Präsident der Bundesapothekerkammer, Dr. Andreas Kiefer. Er versuchte bei seiner Eröffnungsrede des Pharmacon Davos Aufbruchstimmung zu vermitteln. Für ihn ist die Frage nach guten oder schlechten Zeiten unerheblich. Die Zeiten seien so wie sie sind, man müsse die Probleme erkennen und lösen. Der Blick zurück helfe nicht weiter.

Also blickt er nach vorne, will das Leitbild des Apothekers weiterentwickeln, dabei den Patienten und den Versorgungsauftrag in den Mittelpunkt stellen und alle Apotheker in die Pflicht nehmen! Ja, alle!

Auch die, die in der Industrie für Forschung und Entwicklung verantwortlich sind. Sie müssten Sorge dafür tragen, dass auch negative Ergebnisse an das Licht der Öffentlichkeit gelangen. Oder die Apotheker, die bei Krankenkassen arbeiten. Sie müssten deutlich machen, dass das billigste Arzneimittel nicht immer das beste für die Patienten ist. Und auch die pharmazeutischen Hochschullehrer hat er im Visier. Sie sollten sich darauf konzentrieren, ihre Studenten so auszubilden, dass sie den gestiegenen Anforderungen an die apothekerlichen Tätigkeiten auch gewachsen sind.

Alle sollen sie sich als Teil eines stabilen Netzwerkes verstehen, quasi als Proteine von Seidenfäden, wobei die Fäden wiederum aus Landesapothekerkammern und Bundesapothekerkammer bestehen. Sie sollen für eine Vernetzung sowohl nach innen als auch nach außen sorgen, ihre Verantwortung sowohl für den Berufsstand als auch für die Gesellschaft wahrnehmen.

Kiefer weiß, dass dieses Netzwerk nur bei größtmöglicher Transparenz und Offenheit funktionieren kann, dass man auf allen Ebenen kommunizieren und diskutieren muss. Und spätestens hier wird allen Kennern der Szene klar, dass das die größte Herausforderung für den neuen BAK-Präsidenten und letztlich auch für die neue ABDA-Führungsspitze sein wird.

Damit diese gemeistert werden kann, muss auch der neue BAK-Präsident einen Blick zurück wagen. Ohne Vorbehalte müssen die Vergangenheit analysiert, Strukturen unter die Lupe genommen und Konsequenzen gezogen werden. Eine ABDA, die in den offenen Diskurs mit allen für die Versorgung von Patienten wichtigen Gruppen unserer Gesellschaft treten will, muss selbst Position beziehen und Rede und Antwort stehen.

Beispielsweise dazu, wie sie sich die Versorgung der Frauen mit der Pille danach vorstellt, wie nur der Apotheker durch die Übernahme der Tierarzneimittel-Distribution die Probleme des Arzneimittelmissbrauchs in der Veterinärmedizin lösen kann, wie nur der Apotheker die Lotsenfunktion durch den Arzneimittelverordnungs-Dschungel übernehmen kann und wie nur der Apotheker durch ein anspruchsvolles Medikationsmanagement für Arzneimitteltherapiesicherheit sorgen und den Therapieerfolg sichern kann.

Die ABDA-Antworten der Vergangenheit lassen hier immer wieder sehr zu wünschen übrig und sie lassen erahnen, welche Hürden der neue BAK-Präsident nehmen muss, um seiner Vision von dem stabilen und transparenten Netzwerk Leben einzuhauchen.

Hoffen wir, dass es ihm gelingt, die richtigen Mitstreiter für die Umsetzung seiner Ideen zu finden, dass allen Widrigkeiten zum Trotz seine positive Grundeinstellung "Wir schaffen das!" auf alle Verantwortlichen überspringt (s. Seite 14). Und ausgerüstet mit einem neuen Selbstbewusstsein und viel Diskussionsfreude sollte es doch gelingen, auch nach außen zu tragen, dass jeder, dem das Wohl der Patienten am Herzen liegt, auf die Kompetenz von Apothekerinnen und Apothekern nicht verzichten kann.


Dr. Doris Uhl



DAZ 2013, Nr. 6, S. 3

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