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Wenig Geld, belastende Arbeitssituationen

Wirtschaftliche und gesellschaftliche Trends

Die Hans-Böckler-Stiftung berichtet regelmäßig über Entwicklungen aus Wirtschaft und Gesellschaft. Aktuelle Zahlen zeigen, wohin sich Arbeitswelt, Familie und Gesundheit bewegen. An vielen Stellen ist staatliches Handeln dringend erforderlich – eine Botschaft an die künftige Regierung. Aber auch die Arbeitgeber sind gefragt.

Fair bezahlte Jobs und Chancen für alle Menschen – von diesen Idealvorstellungen ist Deutschland weit entfernt. Das zeigen aktuelle Trend-Tableaus im Magazin „Böckler Impuls“. Einige Beispiele:

Zwischen frustrierenden Einkommensverhältnissen …

Nach wie vor gehen Kinder zulasten der beruflichen Karriere, heißt es vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung. Hatten Frauen ohne Nachwuchs im Schnitt 1940 € Nettoeinkommen zur Verfügung, so waren es bei Müttern mit Kindern unter zwölf Monaten lediglich 1460 €. Ein nicht unerheblicher Aspekt, da Geld sehr wohl zur Zufriedenheit beiträgt.

Laut Eurofound, einer EU-Stiftung zur Analyse und Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen, beschreiben sich im obersten Einkommensviertel 34% der Befragten als glücklich, im untersten Einkommensviertel aber nur 20%.

Für Menschen ohne Job ist die Frage nach dem Glück fast schon zynisch, denn 63% sind auf Unterstützung durch Arbeitslosengeld II angewiesen. Mehr als 435.000 Arbeitslose gelten als „arbeitsmarktfern“ und haben keine realistischen Chancen, wieder in Lohn und Brot zu kommen. Sie bräuchten maßgeschneiderte Förderprogramme, um fehlende Kompetenzen zu erwerben. Wissenschaftler der Hochschule Koblenz kritisieren, es sei unhaltbar, dass fast nur noch Ein-Euro-Jobs von der öffentlichen Hand gefördert werden.

… und belastenden Arbeitszeiten

Doch zurück zum Arbeitsmarkt: Wer Schichtarbeit leisten muss, hat darunter oft physisch und psychisch zu leiden, so das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Rund 16% aller Befragten gaben an, es gehe ihnen gesundheitlich weniger gut oder schlecht. Im Vergleich dazu waren es bei Beschäftigten mit normalen Arbeitszeiten nur 12,5%.

Aussicht auf Entlastung gibt es derzeit nicht: Während der Wirtschaftskrise haben elf der 33 OECD-Mitgliedstaaten bei Gesundheitsausgaben den Rotstift angesetzt. Besonders stark betraf dies medizinische Präventionsprogramme; hier haben 2011 sogar dreiviertel der Länder Kürzungen vorgenommen.

Personen mit niedrigem Einkommen leiden unter den Einsparungen im öffentlichen Gesundheitswesen generell am meisten.

Auch in Deutschland, das von der Krise kaum betroffen war, nimmt die Gesundheitsvorsorge noch nicht den notwendigen Stellenwert ein. Die Arbeitgeber seien deshalb daran erinnert, dass sie pro Mitarbeiter und Jahr 500 € lohnsteuerfrei in Maßnahmen der Gesundheitsförderung investieren dürfen.

Betriebliche Mitbestimmung nutzen

Zum Beruf gehören auch Möglichkeiten der betrieblichen Mitbestimmung. In Firmen stieg die Zahl an Euro-Betriebsräten laut Zahlen des Europäischen Gewerkschaftsinstituts von 753 (2000) auf nunmehr 1048. Europäische Betriebsräte sind die Antwort von Arbeitnehmervertretern auf die zunehmende Globalisierung der Wirtschaft. Sie vertreten Interessen von Beschäftigten in multinationalen Unternehmen und Konzernen.

Im Apothekenbereich gibt es zwar keine EU-Betriebsräte, aber es ist möglich, Betriebsräte in den einzelnen Apotheken zu bilden. Gerade in größeren Apotheken kann solch ein Gremium die Organisation und Personalführung deutlich erleichtern (siehe Interview in DAZ 2013, Nr. 47, S. 95). 

Michael van den Heuvel

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