Prisma

Konditionierung wird vererbt

Ein neuer Fall von Epigenetik

cae | Wer jedesmal, wenn es nach Kirschblüten duftet, einen Schmerz erleidet, beginnt allmählich, sich vor Kirschblütenduft zu ängstigen. Diese Angst wird sogar vererbt, jedenfalls bei Mäusen.

Die Verhaltensforscher Brian Dias und Kerry Ressler in Atlanta exponierten Mäuse wiederholt verschiedenen Gerüchen und versetzten ihnen dabei kleine Elektroschocks, sodass die Mäuse beide Ereignisse erfahrungsgemäß in einen Zusammenhang brachten und konditioniert wurden. Erst nachdem diese Versuche stattgefunden hatten, wurden die Mäuse befruchtet. Sie brachten Junge zur Welt, die ebenfalls ängstlich reagierten, wenn sie dem jeweiligen Duft exponiert wurden; eine generell höhere Empfindlichkeit des Geruchssinns wurde dagegen nicht festgestellt. Auch bei den Enkeln der konditionierten Mäuse war die Angst vor dem Geruch noch vorhanden.

Im Fall der Exposition gegenüber Acetophenon wurde die epigenetische Vererbung auch molekularbiologisch nachgewiesen: Die Promotorregion des Gens Olfr151, das den für die Wahrnehmung von Acetophenon zuständigen Rezeptor codiert, wies eine deutliche Hypomethylierung der CpG-Inseln auf, woraus eine verstärkte Expression des Gens folgt. Die betreffenden Mäuse können daher Acetophenon besser wahrnehmen. Wie die Angst vererbt wird, lässt sich allerdings derzeit direkt an den Neuronen noch nicht nachweisen. 

Quelle: Dias BG, Ressler KJ. Parental olfactory experience influences behavior and neural structure in subsequent generations. Nature Neuroscience, Epub 01.12.2013.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.