Prisma

Strahlung regt Immunsystem an

Neues Prinzip der Krebstherapie

cae | Das körpereigene Immunsystem wird auf einen bisher „übersehenen“ Tumor aufmerksam und beginnt, ihn zu attackieren, wenn dieser in niedriger Dosis bestrahlt worden ist. Diese Entdeckung könnte die Krebstherapie um eine neue Option bereichern.

Neben der Chirurgie, Radiation und Chemotherapie bildet die Immuntherapie die vierte Säule der Krebstherapie, doch ist sie trotz der vielen monoklonalen Antikörper, die inzwischen als Arzneistoffe mit spezifischen Indikationen zugelassen sind und eingesetzt werden, noch recht dünn.

Einen neuen Ansatz der Immuntherapie von Krebspatienten verfolgt der Immunologe Philipp Beckhove am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Er ging von der Tatsache aus, dass zytotoxische T-Lymphozyten (sog. T-Killerzellen) nicht in das Tumorgewebe eindringen können, weil der Tumor die dafür notwendige Ausbildung von Ankermolekülen an den Gefäßwänden verhindert. Auf der Suche, die Abwehrstrategie des Tumors zu überlisten, kam er auf die Idee, durch eine nied-rig dosierte Bestrahlung eine Abwehrreaktion des Tumors zu provozieren. Dies ist seinem Team bei Mäusen mit einem Pankreaskarzinom gelungen: Es wanderten viermal so viele zytotoxische T-Lymphozyten in das Tumorgewebe ein wie bei den unbehandelten Mäusen, und sie vernichteten entsprechend mehr Krebszellen.

Bei der Auswertung der Versuche stellte das Team fest, dass Makrophagen, die sich bereits im Tumorgewebe befinden, wesentlich zum therapeutischen Erfolg beigetragen haben. Aufgrund der Bestrahlung wird in ihnen die Synthese der induzierbaren NO-Synthase (iNOS) angeregt, worauf die Makrophagen Stickstoffmonoxid in zytotoxischen Mengen freisetzen und die Tumorzellen dezimieren. Weitere Versuche zeigten, dass die Ex-vivo-Bestrahlung der Makrophagen und deren anschließende Infusion in die Maus etwa in gleichem Maße wirksam ist.

Inzwischen haben die DKFZ-Immunologen auch festgestellt, dass in chirurgisch entfernten Kolon- und Pankreastumoren, die vor der Operation eine niedrige Strahlendosis erhalten hatten, eine erhöhte Anzahl von zytotoxischen T-Lymphozyten vorhanden war. Darauf aufbauend, planen sie nun eine klinische Studie. 

Quelle: Klug F, et al. Low-Dose Irradiation Programs Macrophage Differentiation to an iNOS+/M1 Phenotype that Orchestrates Effective T Cell Immunotherapy. Cancer Cell, Epub 24.10.2013.

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