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KompetenzApotheke Schmerz - DGS will Beratung stärken

BERLIN (ks). Nach einem erfolgreichen Modellversuch in Bayern will die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) jetzt bundesweit die „KompetenzApotheke Schmerz“ nach vorne bringen. Denn obwohl sie für viele Schmerzpatienten erste Anlaufstelle seien, werde das Potenzial der Apotheken bislang weitgehend ausgeblendet, sagt der Schmerztherapeut und DGS-Präsident Dr. Gerhard Müller-Schwefe. Um dies zu ändern, hat sich seine Gesellschaft neue Partner an Bord geholt. Mit dabei sind nun auch der Pharmagroßhändler Gehe sowie Pfizer.

Rund zwölf Millionen Menschen in Deutschland leiden laut Müller-Schwefe unter chronischen Schmerzen – etwa 40 Prozent von ihnen erhalten keine adäquate Therapie. Für den Mediziner bedarf es für die Schmerztherapie daher mehr als einen Arzt mit Rezeptblock. Nötig seien Therapiekonzepte – und eine positive Kommunikation. Und hier kann die bisher unterschätzte Apotheke seiner Ansicht nach eine entscheidende Rolle spielen. Mit der nun ausgeweiteten Fortbildungs- und Zertifizierungsinitiative „KompetenzApotheke Schmerz“ soll sie unterstützt werden. Die Fortbildung setzt sich aus verschiedenen Modulen zusammen, an denen mindestens zwei Apothekenmitarbeiter teilnehmen müssen. In zwei jeweils dreistündigen Präsenzveranstaltungen, die im Abstand von zwei bis drei Wochen stattfinden, wird grundlegendes Wissen wie die Entstehung von Schmerz, das WHO-Stufenschema zur Schmerztherapie und Besonderheiten bei spezifischen Patientengruppen vermittelt. Hinzu kommen Online-Komponenten mit Testaten und ein Vor-Ort-Workshop in der Apotheke. Das Zertifikat ist ein Jahr lang gültig – danach muss sich die Apotheke rezertifizieren lassen. In Hamburg und Berlin fanden die ersten Fortbildungen bereits statt. Die Dresdener SaXonia-Apotheke von Christian Flössner zählt zu den ersten 40 frisch gebackenen Kompetenzapotheken. Auch Flössner ist überzeugt, dass die Apotheken beim Thema Schmerz derzeit meist hinter ihren Möglichkeiten bleiben. In der Apotheke könne die gesamte Medikation erfasst werden; in der Regel finde sich mehr Zeit für ein Gespräch als beim Arzt – und die Patienten trauten sich eher, Fragen zu stellen. Die Fortbildung gebe hierfür Instrumentarien an die Hand. Mit dem Zertifikat „KompetenzApotheke Schmerz“ könne sich die Apotheke zudem gegen die Konkurrenz abheben. Seitens der Patientenvertretung wird die Initiative begrüßt. Harry Kletzko, Vizepräsident der Deutschen Schmerzliga, verspricht sich viel für Schmerzpatienten, wenn Ärzte und Apotheker besser zusammenarbeiten. Unter anderem hilft die Schmerzliga den Betroffenen mit dem ihr vorliegenden Verzeichnis von Spezialisten weiter. „Das würden wir gerne um kompetente Apotheken erweitern“, so Kletzko. Müller-Schwefe gibt Hoffnung, dass die Idee von einer besseren Kooperation von Apotheke und Arzt auch funktionieren kann. „Wir müssen uns als Ärzte von dem Glauben trennen, wir seien omnipotent in der Pharmakotherapie.“ Die DGS werde das neue Fortbildungskonzept für die Apotheken daher auch an die Ärzte kommunizieren.

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