Arzneimittel und Therapie

Je kleiner, desto besser?

Umdenken zur Partikelgröße bei der Asthma-Inhalationstherapie

Lange galt als Dogma, dass die zu inhalierenden Partikel bei der Asthmatherapie möglichst klein sein sollten, um bis in die tiefen Atemwege zu gelangen. Extrafeine Teilchen aber sind keinesfalls das Non-plus-ultra, wie eine neue Studie dokumentiert.

Das Asthma bronchiale ist eine Erkrankung des gesamten Bronchialtraktes, sowohl die großen wie auch die kleinen Atemwege sind von Entzündungsprozessen betroffen. Sie sollten folglich auch durch die Inhalationstherapie erreicht werden, Steroid und Betamimetikum sollten zuverlässig in den großen Bronchien wie auch in der Peripherie zur Deposition und damit zur Wirkung kommen. Sind die aus dem Inhalationssystem freigesetzten Teilchen zu groß, so ist das Risiko einer Deposition im Mund-Rachen-Raum hoch. Das schmälert die Wirksamkeit und leistet Nebenwirkungen wie etwa einer Heiserkeit durch Steroide Vorschub. Sind die Teilchen jedoch zu klein, so besteht die Gefahr, dass sie rasch wieder ausgeatmet werden und gar nicht erst in den Atemwegen deponiert und wirksam werden. Extrafeine Teilchen können zudem resorbiert werden, es ist eine systemische Wirksamkeit und ein erhöhtes Nebenwirkungsrisiko möglich, berichtete Claudius Kietzig, Inamed GmbH Gauting, bei einer von der Mundipharm GmbH unterstützten Veranstaltung in Frankfurt.Als ideal für die Inhalationstherapie bezeichnet der Physiker einen hohen Feinpartikelanteil, also einen hohen Anteil von Teilchen unter 5 µm, wobei eine mediane aerodynamische Partikelgröße von 3 µm ideal für die Inhalationstherapie ist. „Teilchen dieser Größe sind klein genug, so dass sie nicht durch Impaktion schon in den oberen Atemwegen abgeschieden werden. Sie können bis in die kleinen Atemwege vordringen, sind aber zugleich ausreichend groß, so dass sie nicht direkt wieder ausgeatmet werden“, erklärte Kietzig.

Bedeutung der Partikelgröße für die Lungendeposition Die Ablagerung von Partikeln in unterschiedlichen Regionen des Respirationstraktes hängt unter anderem von der Größe der Partikel ab. Große Partikel werden vorwiegend außerhalb des Thoraxraums abgelagert. Kleinere Partikel mit einer Größe zwischen 4 und 10 µm erreichen das Tracheobronchialsystem, während kleinste Partikel (1 bis 5 µm) in die peripheren Alveolen gelangen können.

Ein besonders günstiges Feinpartikelspektrum besitzt einer aktuellen Studie [Johal et al.] zufolge die Fixkombination aus Fluticason und Formoterol (Flutiform®). In der Untersuchung wurde der Feinpartikelanteil verschiedener Fixkombinationen laut Dr. Peter Haidl, Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft Schmallenberg, mittels eines sogenannten Andersen Kaskaden-Impaktors bestimmt. Die Verteilung der Partikelgrößen wurde dabei jeweils bei niedriger wie auch bei hoher Atemflussrate (28,3 und 60 l/min) gemessen. Den höchsten Anteil lungengängiger Feinpartikel wies mit jeweils rund 40% nach Haindl die Fluticason/Formoterol-Fixkombination, die aus einem Dosieraerosol inhaliert wird, auf. Der Feinpartikelanteil war hier deutlich höher als bei den Kombinationen Budesonid/Formoterol und Fluticason/Salmeterol, die aus Trockenpulverinhalatoren inhaliert werden. Sie war bei niedriger Flussrate auch höher als bei der Formoterol/Beclometason-Fixkombination, das ebenfalls mittels Dosieraerosol inhaliert wird. Der konstant hohe Feinpartikelanteil der Fluticason/Formoterol-Fixkombination ist nach Ansicht des Mediziners vorteilhaft, da er auch bei niedrigem Atemfluss eine zuverlässige Wirkstoffdeposition im gesamten Bronchialbaum gewährleisten dürfte und damit Indikator für eine gute klinische Wirksamkeit sein kann. Dafür spricht laut Haindl auch der vergleichsweise hohe Anteil von Teilchen mit einer Größe von 3 bis 5 µm, wobei ein mittlerer aerodynamischer Massendurchmesser von 3,5 ermittelt wurde: „Das kommt der physikalisch optimalen Größe sehr nahe“, betonte der Mediziner.

Quelle

Johal B et al. DIFFUSE-Studie, Comb Prod Ther 2013, DOI 10.1007/s13556-013-003-9

 

Medizinjournalistin Christine Vetter

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