DAZ aktuell

Apotheke vor Ort bietet größte Sicherheit

Arzneimittel und Medizinprodukte aus dem Internet – Gesundheitsrisiken für Patienten

Gemeinsames Statement von DPhG und ZL

Mehr als die Hälfte der bei dubiosen Internethändlern bestellten Arzneimittel sind nach Schätzung der Weltgesundheitsorganisation WHO gefälscht. Gefahr kann aber auch von Medizinprodukten drohen. So warnte etwa vor Kurzem der Verein „Freie Apothekerschaft e.V.“ vor alten, abgelaufenen Blutzuckerteststreifen, die von gewerblichen Händlern über das Internetauktionshaus eBay angeboten worden sind und große Risiken für Diabetiker mit sich bringen. Wer auf Nummer sicher gehen will, kauft deshalb Medikamente und Medizinprodukte bei seiner Apotheke vor Ort.

Aus Kostengründen werden heute etwa 80 Prozent aller Arzneistoffe in China und Indien produziert. Immer häufiger werden auch die Fertigung von Zwischenprodukten und die gesamte Produktion von Arzneimitteln in fremde Länder ausgelagert. Zwar müssen die Hersteller im Ausland die gleichen Qualitätsanforderungen erfüllen wie die hier ansässigen Unternehmen, doch wird es im Zeitalter der Globalisierung zunehmend schwieriger, die Hersteller im Ausland wirksam zu kontrollieren. Es ist alarmierend, dass laut dem EU-Zollbericht 2012 gefälschte Arzneimittel mit knapp 24 Prozent an der Spitze aller gefälschten Waren stehen, die an den Grenzen der EU entdeckt wurden. Lifestyle-Medikamente gegen Impotenz oder Haarausfall werden am häufigsten gefälscht. Doch längst betreffen Arzneimittelfälschungen auch „gewöhnliche“ Wirkstoffgruppen, z.B. Antibiotika, Schmerzmittel, Medikamente gegen Bluthochdruck, Medikamente gegen erhöhte Cholesterinwerte oder Verhütungsmittel wie die „Pille“.

Auch der Kauf von Medizinprodukten über das Internet birgt Gefahren. Der Verein „Freie Apothekerschaft e.V.“ hat erst kürzlich alte, seit über 10 Jahren abgelaufene Blutzuckerteststreifen entdeckt, die von gewerblichen Händlern über das Internetauktionshaus eBay angeboten und verkauft worden sind. Es ist zwar gesetzlich verboten, Medizinprodukte in den Verkehr zu bringen, wenn „das Datum abgelaufen ist, bis zu dem eine gefahrlose Anwendung nachweislich möglich ist“. Doch eine flächendeckende, wirksame Kontrolle der über das Internet gehandelten Medizinprodukte durch die Behörden ist der Sache gemäß sehr schwierig. Im konkreten Fall können Diabetiker durch falsche Messwerte irregeführt werden und durch eine falsche Dosis Insulin erhebliche gesundheitliche Schäden erleiden.

Die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft (DPhG) und das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker (ZL) warnen generell vor Käufen von Arzneimitteln und Medizinprodukten im Internet, denn selbst für Experten ist es oft schwierig, Fälschungen oder nicht verkehrsfähige Medizinprodukte auf den ersten Blick zu erkennen. Wer auf Nummer sicher gehen will, kauft Medikamente und Medizinprodukte bei seiner Apotheke vor Ort.

Prof. Dr. Ulrike Holzgrabe, DPhG-Altpräsidentin und Vorsitzende der DPhG-Arbeitsgruppe Arzneimittelsicherheit/Arzneimittelfälschungen

Kathrin Müller, DPhG-Vizepräsidentin

Dr. Michael Stein, DPhG-Geschäftsführer

Prof. Dr. Dieter Steinhilber, DPhG-Präsident

Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz, DPhG-Altpräsident und wissenschaftlicher Leiter des Zentrallaboratoriums Deutscher Apotheker

Dr. Richard Klämbt, Vorstandsvorsitzender des Zentrallaboratoriums Deutscher Apotheker und Präsident der Apothekerkammer Bremen

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