DAZ aktuell

Therapietreue verbessern

Pilotstudie zur apothekenbasierten Medikationsbetreuung

BERLIN (du) | Mit steigender Zahl an notwendigen Medikamenten verschlechtert sich die Therapietreue der Patienten und – wie jüngst gezeigt – entstehen dem Gesundheitssystem durch mangelnde Adhärenz Kosten in Milliardenhöhe. Eine apothekenbasierte Medikationsbetreuung soll helfen, die Therapietreue bei Polymedikation zu verbessern. Um den Nutzen eines solchen Konzeptes zu belegen, hat die GesuCare GmbH mit Unterstützung der Aliud-Pharma GmbH eine Pilotstudie durchgeführt und jetzt die Ergebnisse vorgestellt.

Die GesuCare GmbH, Schwerin, hat sich zur Aufgabe gemacht, modular aufgebaute wissenschaftlich evaluierte Betreuungsprogramme für Patienten zu entwickeln. Geschäftsführer von GesuCare ist Apotheker Martin Halm, ebenfalls Geschäftsführer der Deutschen Blisterunion und Apothekeninhaber aus Schwerin. Gegründet wurde das Unternehmen von Halm und Prof. Dr. Thomas Wilke. Wilke ist geschäftsführender Direktor des Instituts für Pharmakoökonomie und Arzneimittellogistik in Wismar. Er hat die Pilotstudie wissenschaftlich begleitet.

An der Studie nahmen 13 Apotheken teil, ausgewertet wurden die Daten von insgesamt 142 Patienten. Im Schnitt erhielten sie 7,5 Dauermedikationen. Die teilnehmenden Apotheken ermittelten mithilfe eines standardisierten Fragebogens die Ursachen für eventuelle Schwierigkeiten in der Einhaltung der Therapievorschriften. Unter anderem wurden Neben- und Wechselwirkungen und Einnahmeschwierigkeiten erfasst sowie das Wissen um die Therapie abgefragt. Die Medikation wurde von einem externen Expertenteam einem Polymedikationscheck unterzogen. Das Ergebnis wurde dann über die zuständige Apotheke an Ärzte und Patienten weitergeleitet. 88% der Checks wiesen ein kritisches Ergebnis auf, das Interventionen erforderlich machte. In 11 Fällen führten die Ausführungen des Expertenteams zu einer sofortigen Therapieänderung durch den Arzt. Über die genaue Zusammensetzung der Expertenteams schwiegen sich die Studienleiter aus, die Federführung sei in der Hand eines Pharmazeuten gewesen, so Halm. Kommuniziert wurde per E-Mail, der Polymedikationscheck wurde innerhalb von fünf Arbeitstagen erstellt.

Anhand der Datenerfassung durch die Apotheken und den Ergebnissen des Medikationschecks wurden individuelle Betreuungspläne erstellt, erforderliche Interventionen erläutert und Informationsblätter zu Indikationen und Medikationen den Patienten zur Verfügung gestellt. Je nach Adhärenz-Problematik erhielten die Patienten ihre Medikation in verblisterter Form. Nach 3, 6 und 9 Monaten wurde der Erfolg der getroffenen Maßnahmen mithilfe von standardisierten Fragebögen überprüft und bei Bedarf optimiert. Als klinisches Outcome wurde die Veränderung des Blutdrucks gewählt, da dieser in den Apotheken gemessen werden konnte. Die Studie lief insgesamt über 12 Monate. Die Studienleiter Halm und Wilke kommen nach Auswertung der Ergebnisse zu dem Schluss, dass mithilfe des GesuCare-Programms die Adhärenz der Patienten und deren Medikationsversorgung deutlich verbessert werden konnten. Nun soll das Pilotprojekt in Zusammenarbeit mit einer BKK ausgeweitet werden.

Um an dem Projekt teilzunehmen, mussten mindestens zwei approbierte Mitarbeiter pro Apotheke je fünf Stunden geschult werden. Für die Patientenaufnahme und Erstbefragung waren laut Halm ca. 30 bis 45 Minuten notwendig, für die Betreuung pro Jahr je nach Intensität 1 bis 2 Stunden. Die Kosten für den Betreuungsaufwand in der Apotheke bezifferte Halm auf 218 Euro pro Patient und Jahr, die Kosten für einen Polymedikationscheck auf 50 Euro. Sowohl die teilnehmenden Apotheken als auch das Expertenteam haben eine entsprechende Vergütung erhalten. 

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