DAZ aktuell

Nächste Runde für die Substitutionsausschlussliste

Diefenbach ruft nach Bahr, Stackelberg fordert flexible Apotheker

BERLIN (ks) | Als „Chance“ sieht man beim GKV-Spitzenverband die Entscheidung der Schiedsstelle, einen Beschluss zur Substitutionsausschlussliste zu vertagen und die Rahmenvertragspartner erneut zu einer einvernehmlichen Verhandlungslösung zu bewegen. „Wir hoffen, dass die Apotheker sich diesmal flexibel zeigen“, erklärte der stellvertretende Vorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Johann-Magnus von Stackelberg. Dass diese sich selbst für „unflexibel“ halten, ist allerdings zu bezweifeln. Der stellvertretende Vorsitzende des Hessischen Apothekerverbandes (HAV), Hans Rudolf Diefenbach, sieht den GKV-Spitzenverband klar in einer Verweigerungshaltung – und wünscht sich, dass der Bundesgesundheitsminister für klare Verhältnisse sorgt.
Foto: GKV-Spitzenverband
Von Stackelberg fordert, dass die Substitutionsausschlussliste die G-BA-Richtlinien nicht beschädigt.

Am 2. Oktober 2013 tagte die Schiedsstelle unter ihrem Vorsitzenden Dr. Rainer Hess, um eine Lösung im Tauziehen um die Liste nicht substituierbarer Arzneimittel zu finden. Es wurde diskutiert – laut Deutschem Apothekerverband (DAV) unterbreitete die Schiedsstelle auch einen Vorschlag, nach welchen Kriterien eine solche Liste zu erstellen sei. Der GKV-Spitzenverband lehnte diesen jedoch ab. Den Verhandlungspartnern wurde nun Zeit bis zum 2. Dezember eingeräumt, um sich einvernehmlich zu verständigen (siehe AZ 2013, Nr. 41, S. 1). Von Stackelberg will nun rasch in die Verhandlungen einsteigen: „Von uns aus können die Gespräche zeitnah beginnen. Wir hoffen, dass die Apotheker sich diesmal flexibel zeigen. Eine lange Terminfindungsphase wäre kontraproduktiv.“ Bei der Kriterienanwendung, so der GKV-Vize weiter, sollte ausgeschlossen werden, dass dieselben Gesichtspunkte doppelt verwertet werden. Zudem dürften die Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses zur Austauschbarkeit von Arzneimitteln und Darreichungsformen durch die bilaterale Vereinbarung zur Substitutionsausschlussliste nicht beschädigt werden. Beim HAV ist man nicht so sicher, dass die neuerlichen Verhandlungen diesmal erfolgreicher sind. Verbandsvize Diefenbach begrüßte ausdrücklich, „dass der DAV sich nicht auf die Machtspiele des GKV-Spitzenverbandes einlässt und sich von Bürokraten vorschreiben lässt, was für die Patienten sinnvoll ist“.

Foto: DAZ/Schelbert
HAV-Vize Diefenbach „Wir sind die Fachleute für Arzneimittel und nicht die Kassenfunktionäre.“

Für die Verweigerungshaltung des GKV-Spitzenverbands hat er kein Verständnis. Der Öffentlichkeit und auch den betroffenen – teilweise schwerkranken – Versicherten müsse klargemacht werden, dass ihnen die Kassen hier eine optimale Arzneimitteltherapie verweigerten, so Diefenbach. Auch die Politik, die die besagte Liste parteiübergreifend seit Monaten fordert, dürfe sich das Verhalten des Spitzenverbandes nicht gefallen lassen. Diefenbach verwies darauf, dass Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr noch immer im Amt ist: „Es wäre ein Zeichen von Stärke, wenn er hier mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln, einmal für klare Verhältnisse sorgen würde.“ Der HAV-Vize betonte weiterhin, dass auch ohne Liste ein Substitutionsausschluss möglich ist: „Wir Apothekerinnen und Apotheker sind die Fachleute für Arzneimittel und nicht die Kassenfunktionäre. Ich kann nur dazu auffordern, das Instrument der ‚pharmazeutischen Bedenken‘ immer dann einzusetzen, wenn wir erkennen, dass ein Austauscharzneimittel für den Patienten von Nachteil wäre.“ 

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