Deutscher Apothekertag 2013

Mehr Transparenz

Dr. Klaus G. Brauer, Herausgeber der DAZ

Es war nur ein Randaspekt auf dem Apothekertag – aber einer, der es in sich hatte. Auf Basis eines Antrages der Apothekerkammer Berlin wurde diskutiert, dass nicht nur - wie bisher im AMG verlangt - explizit gekennzeichnet werden solle, wer denn da ein Arzneimittel in den Verkehr bringt, wer also als Pharmazeutischer Unternehmer auftritt. Zusätzlich solle auch transparent gemacht werden, wer den Wirkstoff hergestellt und von wem und wo denn aus dem Wirkstoff das Arzneimittel in seiner konkreten Darreichungsform produziert wird.

Die Forderung ist aus mehreren Gründen sinnvoll. Mehr Transparenz über die entscheidenden Stufen der Arzneimittelherstellung verbessere die Arzneimittelsicherheit - so heißt es, noch etwas sehr allgemein, in der Antragsbegründung. Politisch brisanter ist, was ebenfalls in der Begründung genannt wird: Die Angaben zur Produktion von Wirkstoffen und Arzneiformen mache nachvollziehbar, „welche strategischen Abhängigkeiten von einzelnen Produktionsländern in lebenswichtigen Indikationsbereichen“ bestehe. In der Tat: Da zeigt sich eine der Schattenseiten der Globalisierung. Sie führt eben nicht nur dazu, dass niedrigere Preise sich trotzdem noch rechnen können.

Wenn neben dem Pharmazeutischen Unternehmer auch die Produzenten der Wirkstoffe und Darreichungsformen bekannt würden, ergäbe sich aber noch ein weiterer Vorteil: Im Feld der wirkstoffgleichen Arzneimittel (und der Rabattverträge) würde transparent, welche Produkte gewissermaßen „aus der gleichen Küche“ stammen. Das erlaubt Rückschlüsse - die man allerdings nicht überschätzen darf. Denn auch bei gleichen Produzenten können die Überwachungsbehörden leider nie ganz sicher sein, dass die Spezifikationen, die ihnen mit einer Mustercharge zur Genehmigung präsentiert werden, auch wirklich in der Alltagsproduktion - wenn die Inspektoren wieder zu Hause sind - eingehalten werden. Da schlummern Risiken, die uns - als Folge des ökonomischen Drucks - noch einmal fürchterlich auf die Füße fallen können.

Ein Argument gegen mehr Transparenz soll nicht unerwähnt bleiben: Patienten könnten verunsichert werden, wenn sie auf der Packung oder in der Packungsbeilage läsen, dass „ihr“ Arzneimittel z. B. aus China oder Indien kommt. Wenn man dieses Gegenargument ernst nimmt, könnte der Gesetzgeber festlegen, dass die Informationen über die Produzenten der Wirkstoffe und Darreichungsformen zumindest über die Fachinformation offengelegt werden müssen.

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