Deutscher Apothekertag 2013

Mehr Begeisterung

Peter Ditzel, Herausgeber der DAZ

Die Frage ist nicht trivial: Wie erreicht man, dass sich a) junge Menschen für die Pharmazie, fürs Pharmaziestudium und den Beruf des Offizinapothekers interessieren und b) dass sich junge Apothekerinnen und Apotheker für die Berufspolitik, für ein Ehrenamt engagieren? In beiden Bereichen klemmt’s.

Zu a): Der Ansturm auf die vorhandenen Studienplätze ist derzeit noch relativ gut. Aber zum einen muss das nicht so bleiben, zum andern wählen viele Pharmaziestudierende nach dem Studium nicht die Offizinapotheke als Arbeitsplatz, sondern vor allem die Industrie und das Krankenhaus – zumal sich in der Industrie oft bessere Verdienstchancen darstellen als es der Tarifvertrag für die Apothekengehälter hergibt. Außerdem: Der Nimbus des Arbeitsplatzes öffentliche Apotheke hat gelitten. Wenn Medien den Apothekerberuf darstellen, dann nehmen sie das Bild einer jungen Frau im weißen Kittel, die eine Schublade aufzieht. Der Apothekerberuf wird nicht als Heilberuf wahrgenommen, sondern als „Schubladenzieher“ – nicht wirklich ein „cooler“ Job bei den Jugendlichen. Studierende bekommen mit, wie der Offizinapotheker von Politik und Krankenkassen gegängelt wird, wie die Bürokratie überhandnimmt und die Pharmazie immer mehr auf der Strecke bleibt.

Vor diesem Hintergrund ist es nicht verkehrt, sich schon heute zu überlegen, wie man bei jungen Menschen möglichst bald, am besten noch während ihrer Schulzeit, für die Apotheke werben kann, wie man sie für die Apotheke, für pharmazeutische Tätigkeiten begeistert, ja, wie man den Geist der Pharmazie vermitteln kann. Außerdem: Je besser ein potenzieller Pharmaziestudent über sein Fach informiert ist, umso geringer dürfte die Abbruchquote während des Studiums sein. Die Landesapothekerkammer Thüringen hat mit dem ins Leben gerufenen Tag der Pharmazie und einer Kampagne, die zu begeistern versucht, den richtigen Weg beschritten. Unter der Überschrift „Gesunde Entscheidung. Werde Apotheker“ lädt sie Schülerinnen und Schüler ein, um ihnen das Berufsbild Apotheker und die Apotheke näherzubringen. Eine solche Aktion könnte auf ganz Deutschland erweitert werden – und gleichzeitig das Image des Apothekerberufs in der Öffentlichkeit stärken. Immerhin, ein Anfang ist gemacht: Der Apothekertag hat sich dazu durchgerungen, eine bundesweite Kampagne zur Nachwuchsgewinnung zu initiieren.

Und zu b): In keiner Weise nachvollziehbar ist es dagegen, dass die Hauptversammlung einen Antrag abgelehnt hat, der zum Ziel hatte, bereits die Pharmaziestudierenden für das Ehrenamt zu begeistern. Warum konnte man sich nicht dazu durchringen, beispielsweise im ausbildungsbegleitenden Unterricht den Pharmazeuten im Praktikum „ehrenamtliches Engagement“ nahezubringen? Man liegt sicher nicht falsch, wenn man davon ausgeht, dass junge Apothekerinnen und Apotheker bei Kammern und Verbänden nicht Schlange stehen, um ehrenamtlich mitzuarbeiten, um sich in Ausschüssen zu engagieren und berufspolitisch zu arbeiten. Das alles kostet Zeit, ist meist mühsam und bringt, anders als das Wort Ehrenamt vermuten lässt, oft wenig Ehre ein. Umso dringlicher wäre es, dafür zu werben und auch hier Begeisterung zu verbreiten. Und by the way, verkehrt wär’s nicht, wenn sich unter die berufspolitisch Aktiven mehr junge Apothekerinnen und Apotheker mischen würden – mit neuen Ideen, die vielleicht auch die Älteren mitreißen. Ein bisschen mehr frischen Wind, ein bisschen mehr Begeisterung täte im Übrigen auch einer Hauptversammlung gut.

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