Deutscher Apothekertag 2013

Ja, aber ... 

Dr. Carolina Kusnick, Redakteurin der DAZ

Die Antragsberatung zum Bereich „Pharmazeutische Kompetenz“ erschien mir wie eine Versammlung von Bedenkenträgern. Ja, selbstverständlich können wir rund um die „Pille danach“ kompetent beraten. Aber was für eine Verantwortung! Eigentlich wäre es uns lieber, sie bliebe in der Verschreibungspflicht. Erst nach über einer halben Stunde Diskussion wurde vom Plenum doch befürwortet, dass Levonorgestrel als Notfallkontrazeptivum aus der Verschreibungspflicht entlassen wird und die Abgabe in der Apotheke erfolgt. Zu einem Zeitpunkt, wo schon an ganz anderer Stelle die Entlassung aus der Verschreibungspflicht mehr oder weniger entschieden ist. Ohne dass sich die Apothekerschaft dazu geäußert hat. Ja, wir sind DIE Fachleute für das Arzneimittel! Aber in den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) wollen wir nicht, das ist zu teuer, und Kapazitäten haben wir dafür auch nicht. Wer das eine will, wer ernst genommen werden möchte, Respekt und auch Honorar erwartet, der muss auch Verantwortung übernehmen und Kosten akzeptieren. Die Diskussion um die evidenzbasierte Selbstmedikation zeigte einen Weg, auf dem Apotheker offensiv vorangehen könnten: Mit einer Datenbank, die aktuelle Daten zur Evidenz bei den einzelnen Wirkstoffen der Selbstmedikation leicht zugänglich verfügbar macht, die Literatur auswertet und Studieninformationen sammelt – herstellerunabhängig. Aber es gab Bedenken: „Wenn es so eine Datenbank gebe, dann brauchen wir uns bald selber nicht mehr.“ Nein! Sie wäre ein großer Beitrag zur Verbesserung der Beratungsqualität in den Apotheken, der auch unserem Berufsbild und Selbstverständnis gut ansteht. Wie toll wäre es denn, wenn wir Pharmazeuten die Datenlage sondieren und OTC-Arzneimittel bewerten und eben nicht „Warentest“ oder die Bild-Zeitung! Die Apotheker sollten das Feld der evidenzbasierten Pharmazie für sich in Anspruch nehmen – ohne Wenn und Aber.

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