Klinische Pharmazie - POP

Und was sagt der Mediziner? - Internist Friedrich Wilhelm Spelsberg über seine Erfahrungen mit dem Medikationsmanagement

Ein Interview von Olaf Rose| Die interprofessionelle Zusammenarbeit wird von vielen Kollegen auf beiden Seiten oft noch als Hürde gesehen. Da in den bisherigen Beiträgen verschiedene Aspekte des Medikationsmanagements ausschließlich von Apothekern beleuchtet wurden, hat hat Apotheker Olaf Rose, Pharm.D. , aus Münster einen Arzt zu seinen bisherigen Erfahrungen mit dem Medikationsmanagement befragt.
Internist Friedrich Wilhelm Spelsberg

Friedrich Wilhelm Spelsberg, Facharzt für Innere Medizin aus Steinfurt, hat bereits erste Erfahrungen mit einem Medikationsmanagement durch Apotheker gesammelt und ist als Studienarzt an der WestGem-Studie beteiligt, in der die Effekte eines Medikationsmanagements auf Kosten und Gesundheit untersucht werden.

Rose: Waren die pharmakotherapeutischen Vorschläge im Medikationsmanagement für Sie bisher nachvollziehbar und plausibel?

Spelsberg: Absolut.

Rose: War das Medikationsmanagement für Sie hilfreich?

Spelsberg: Die Verschreibung vieler, jeweils notwendiger Medikamente hat eine neue Ordnung bekommen, der Austausch oder das Weglassen von Stoffen, die Interaktionen provozieren, machte das Verordnen sicherer.

Rose: Empfinden Sie die Vorschläge eher als Kontrolle oder als Unterstützung Ihrer täglichen Arbeit?

Spelsberg: Keinesfalls als Kontrolle. Endlich kommt es zu einer konzertierten Aktion von Pharmazeut und Arzt zum Wohle des Patienten. Also auf jeden Fall als Unterstützung!

Rose: Könnten Sie sich vorstellen, dass ein Medikationsmanagement Ihnen hilft, Zeit zu sparen?

Spelsberg: Zeit ist nicht das Problem, sondern das Tempo! Der Dialog mit dem Apotheker bringt eine notwendige kreative Ruhe in die Polymedikation.

Rose: Befürchten Sie einen Kompetenzverlust oder bestehen andere Ängste in der Zusammenarbeit mit Apothekern?

Spelsberg: Mir bricht kein Zacken aus der Krone, falls eine für mich verborgene Interaktion ans Licht kommt. Ich freue mich für den Patienten, wenn auch ich das Gefühl habe, ihn mit bestem Wissen und Mitwissen des Apothekers helfen zu können.

Rose: Sehen Sie Chancen, dass ein Kooperationsmodell auch finanziell für den Arzt vorteilhaft sein kann (Stichwort: Versorgungsforschung)?

Spelsberg: Unter bestimmten Umständen kann dieses Projekt auf regionaler Ebene bei verlässlichen Partnerschaften auch ein gewisses Honorar bewirken. Die Verhandlungen sollten allerdings möglichst ausschließlich mit den Kooperationspartnern erfolgen, da die Qualität der Leistungserbringung überprüfbar gestaltet sein muss.

Rose: Herr Spelsberg, vielen Dank für das Gespräch. 

Das könnte Sie auch interessieren

POP-Symposium weist Wege für Medikationsanalyse und -management

Der Zug nimmt Fahrt auf

Patienten-orientierte Pharmazie – wo stehen wir heute?

„Bergfest“ für das Medikationsmanagement

Zeit für ein umfassendes Update der Erfolgsserie POP

Medikationsmanagement im Wandel

Kammern fördern mit zertifizierter Fortbildung die Netzwerkbildung

Interdisziplinäres Projekt Parkinson

MTM-Training zur Therapieoptimierung bei Dyslipidämie

Treat to target oder fire and forget

Erste Ergebnisse der interprofessionellen WestGem-Studie vorgestellt

Medikationsanalyse hilft, Medikationsmanagement ist besser

Ein zwiespältiges Verhältnis

Theodor Fontane und die Pharmazie

Neues Buch zur Pharmakotherapie legt Grundlagen für Medikationsmanagement

Therapeutisches Wissen für Lehre und Praxis

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.