DAZ aktuell

Private Vorsorge und Bürokratieabbau

Gesundheitspolitische Positionen der „Alternative für Deutschland“

BERGISCH-GLADBACH (aj) | Erst im Februar 2013 wurde die Alternative für Deutschland (AfD) gegründet. Bekannt wurde sie als „Anti-Euro-Partei“, die die Einführung des Euros als schweren Fehler kritisiert. Die Bundesrepublik sei in der schwersten Krise ihrer Geschichte, der Wohlstand und der Frieden in Europa in Gefahr. Mit diesen Positionen wurde die AfD schnell bekannt – aber was sagt die Partei zu gesundheitspolitischen Themen?
Foto: Pressebüro AfD
„Die Versandapotheke stellt nun wirklich keine Alternative dar.“ Bernd Lucke, Vorsitzender der „Alternative für Deutschland“ (AfD)

Die AfD sieht durch den demografischen Wandel die Finanzierung der Sozialsysteme und damit auch des Gesundheitswesens in Gefahr. Die junge Generation, die die Sozialbeiträge erwirtschaften muss, werde mit der Verantwortung für die alte Generation überfordert, da sich die deutsche Bevölkerung in nur 60 Jahren halbieren werde, wenn die Geburtenrate nicht erheblich steigt. Nach Ansicht der AfD führt diese Entwicklung dazu, dass mehr private Vorsorge betrieben werden müsse. Die von SPD und Grünen geforderte Bürgerversicherung würde demnach gerade in die falsche Richtung wirken, weil dadurch die private Vorsorge in der PKV auch noch ausfallen würde, so der Parteivorsitzende Bernd Lucke.

Stattdessen müsse das duale System von privater und gesetzlicher Krankenversicherung energisch in Richtung einer Stärkung der privaten Vorsorge weiterentwickelt werden, wobei die gesetzliche Versicherung langfristig zumindest als Absicherung der sozial Schwachen bestehen bleiben soll.

Der Gesundheitsfonds hemmt nach Ansicht Luckes den Wettbewerb zwischen den Krankenkassen und verhindert so, dass effizient arbeitende Kassen ihre Beiträge senken. Wenn man Anreize setzen wolle, kostenbewusst zu arbeiten und ineffiziente Strukturen aufzubrechen, solle man den Kassen unbedingt wieder mehr Beitragssatzautonomie zugestehen, betont Lucke.

Apothekenrelevante Forderungen der AfD

Auch das Honorarsystem sei, so Lucke, sowohl für Ärzte als auch Apotheker dringend reformbedürftig. Hier gehe es nicht primär um ein Mehr an Geld, sondern um eine leistungsbezogene und leistungsgerechte Bezahlung, die auch die Beratung wieder angemessen honoriere. Lucke am Rande einer Wahlkampfveranstaltung in der vorvergangenen Woche: „Wir können in Deutschland stolz sein auf die hohe Kompetenz unserer Ärzte und Apotheker, die die beste Voraussetzung für eine hochqualifizierte Versorgung der Patienten darstellt.“

Lucke sprach sich für eine verstärkte Zusammenarbeit von Arzt und Apotheker aus. Im Hinblick auf die Patienten- und Arzneimittelsicherheit profitierten die Patienten vom Medikationsmanagement und der Beratung des Apothekers zu Neben- und Wechselwirkungen sehr. „Diese Leistung muss angemessen honoriert werden“, so Lucke. Nur über den Verkauf zu gehen, schaffe falsche Anreize. Helfen würde den Apotheken auch ein Bürokratieabbau, der im Übrigen in allen Bereichen des Gesundheitswesens vonnöten sei.

Apotheken- und Ärztemangel auf dem Land

Ähnlich dem Ärztemangel ist auf dem Land jetzt schon ein problematischer Apothekenmangel zu beobachten. Dort wo die Arztdichte abnimmt, sei aber, so Lucke, die Rolle des Apothekers ganz besonders wichtig. Würde die Beratung adäquat honoriert, könnten Apotheker gerade im ländlichen Raum ihre Kunden genau wie jeder andere kompetente Unternehmer an sich binden. Damit wäre eine flächendeckende Versorgung gesichert.

Lucke: „Für ältere und chronisch kranke Patienten stellt die Versandapotheke ohne Beratungsmöglichkeit nun wirklich keine Alternative dar.“ Man dürfe nicht vergessen, dass es hier für viele Menschen um lebenswichtige Medikamente gehe, die wie Zytostatika oder auch Betäubungsmittel durchaus einer sehr soliden Kenntnis des Apothekers und einer intensiven Beratung bedürften. 

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