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Apotheker können mehr leisten,

Dr. Doris Uhl, Chefredakteurin der DAZ

das ist der Tenor eines Interviews, das wir mit einem Apotheker geführt haben, der seit 30 Jahren mit Begeisterung in seiner Apotheke steht und dessen Fachkompetenz von seinen Ärzten, Patienten und Kunden geschätzt wird (s. S. 28). Doch oft sind ihm die Hände gebunden, beispielsweise dann, wenn einem chronisch Kranken, der seit Jahren von ihm versorgt und betreut wird, ein lebenswichtiges Medikament für die Dauertherapie ausgeht und der Arzt nicht erreichbar ist. Warum muss sich ein Pharmazeut strafbar machen, um seinem Patienten zu helfen? Wäre es für den Patienten nicht besser, er wird von seiner Apothekerin oder seinem Apotheker, die ihn und seinen Krankheitsverlauf kennen, beraten und versorgt – anstelle von einem Vertretungsarzt, der ihn nicht kennt und ihm oft genug unbesehen ein Rezept für das gewünschte Arzneimittel ausstellt? Warum wird die Kompetenz unseres Heilberufs nicht genutzt, kostensparend für die Krankenkassen und zum Wohl der Patienten? Auch in diesem Jahr werden auf dem Deutschen Apothekertag wieder Anträge zur Stärkung der Pharmazeutischen Kompetenz gestellt werden. Es wird wieder einmal um die Rx-Versorgung im Einzelfall gehen, um die Abgabe der Pille danach, um die Arzneimittelsubstitution im Nacht- und Notdienst. Da gibt es zum Beispiel einen angenommenen Antrag zur verlängerten Medikation aus dem Jahr 2010. Was ist daraus geworden? Warum werden solche Anträge nicht mit Nachdruck verfolgt? Ist es die Angst vor der Reaktion der Ärzte, die sich in ihrer Therapiehoheit eingeschränkt fühlen und eventuell ihrerseits das Dispensierrecht fordern könnten?

Hoffentlich nicht! Denn ein solcher Burgfrieden, der Apothekerinnen und Apotheker daran hindert, das Beste für ihre Patienten zu tun, ist mehr als schädlich. Unsere Kompetenz muss endlich genutzt werden! Dazu sind Konzepte notwendig, die die Teamarbeit zwischen Ärzten und Apothekern für den Patienten in den Vordergrund rücken. Modelle wie das ABDA-KBV-Modell müssen auf den Prüfstand und weiterentwickelt werden. Neue Ideen und Impulse sind gefragt. Wir müssen uns klar machen, wo wir als Berufsstand hin wollen, dann müssen wir überlegen, was unsere Ziele für die Aus-, Fort- und Weiterbildung bedeuten. Eine wichtige Aufgabe für den Deutschen Apothekertag, an den sich – wieder einmal – die Hoffnung auf einen Aufbruch knüpft. Hoffen wir also diesmal auf ein starkes Signal nach innen und nach außen, ein Signal, das allen Entscheidungsträgern zeigt, dass an Apothekerinnen und Apothekern kein Weg vorbeigeht.

Doris Uhl

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