Arzneimittel und Therapie

Compliance lohnt sich!

Weniger Schlaganfälle durch regelmäßiges Einnehmen von Blutdrucksenkern

Bluthochdruck ist ein bedeutender Risikofaktor für Schlaganfall und koronare Herzkrankheit. Für die effektive Blutdrucksenkung stehen diverse medikamentöse Optionen zur Verfügung. Wie wichtig die Compliance für die Senkung des Schlaganfallrisikos ist, wurde kürzlich in einer finnischen Studie gezeigt. Patienten, die ihre Medikamente regelmäßig einnehmen, erleiden seltener Schlaganfälle.

Schlaganfälle sind die Ursache für 11% der Todesfälle weltweit und damit die zweithäufigste Todesursache nach Herzinfarkt. Bluthochdruck gilt als wichtigster Risikofaktor für beide Erkrankungen. Somit stellt die Blutdrucksenkung eine bedeutende Maßnahme für die Prävention dieser Volkskrankheiten dar. Bekanntlich stehen für eine effiziente Blutdrucksenkung diverse medikamentöse Therapien zur Verfügung. In einer groß angelegten finnischen Studie wurde nun untersucht, inwiefern eine schlechte Compliance das Schlaganfallrisiko beeinflusst.Durch Verknüpfung von Rezeptdaten, Informationen über Krankenhauseinweisungen und das nationale Sterberegister untersuchte die finnische Forschergruppe über einen Zeitraum von Januar 1995 bis Dezember 2007 den Zusammenhang zwischen Compliance und Schlaganfallrisiko. Dabei wurden ausschließlich Personen über 30 Jahre mit Bluthochdruck, der medikamentös behandelt werden musste, berücksichtigt. Die Compliance wurde anhand der jährlich eingelösten Rezepte pro Patient ermittelt. Ein Compliance-Level von über 80% wurde als hohe Adhärenz definiert (30 bis 80%: mittlere Adhärenz, unter 30%: niedrige Adhärenz). Als primärer Endpunkt der Studie wurde das Auftreten von Schlaganfall mit Hospitalisierung bzw. Schlaganfall mit Todesausgang definiert. Außerdem wurden demografische Faktoren wie Geschlecht, Alter, Bildung und Haushaltseinkommen berücksichtigt.

Soziale Faktoren spielen eine Rolle

Insgesamt wurden 73.527 Bluthochdruck-Patienten in die Studie eingeschlossen. Davon starben 2144 Patienten während des Beobachtungszeitraumes an einem Schlaganfall, während 24.560 Patienten aufgrund eines Schlaganfalles hospitalisiert wurden. Diejenigen Patienten, die wegen eines Schlaganfalls ins Krankenhaus eingewiesen wurden oder daran starben, waren älter, hatten ein geringeres Bildungsniveau und ein niedrigeres Haushaltseinkommen als die entsprechende Kontrollgruppe. Außerdem erkrankten sie deutlich öfter an Diabetes oder Krebs.

Gute Compliance senkt das Risiko deutlich

Zwei bzw. zehn Jahre nach Beginn der Therapie mit einem Antihypertonikum hatten die nicht-adhärenten Patienten ein 3,81- bzw. 3,01-fach höheres Risiko, an einem Schlaganfall zu sterben als adhärente Patienten. Was die Hospitalisierungsrate aufgrund eines Schlaganfalls betrifft, war das Risiko bei nicht-adhärenten Patienten nach zwei Jahren 2,74-fach erhöht, nach zehn Jahren um das 1,71-Fache. In dem Jahr, in dem der Schlaganfall auftrat, wird die Gefahr besonders deutlich: Das Risiko für einen Schlaganfall mit Todesfolge war bei Patienten mit schlechter Compliance um das 5,68-Fache erhöht.

Dosis-Wirkungs-Beziehung

Insgesamt ließ sich aus der Compliance-Rate und dem Auftreten von Schlaganfällen eine Dosis-Wirkungs-Beziehung ableiten: Je schlechter die Therapie-Adhärenz war, umso höher das Risiko. Die Autoren schlussfolgern, dass eine niedrige Compliance bei der Einnahme von Blutdrucksenkern sowohl das kurzfristige als auch das langfristige Schlaganfallrisiko erhöht. 

Quelle

Herttua K et al. Adherence to antihypertensive therapy prior to the first presentation of stroke in hypertensive adults: population-based study. European Heart Journal 2013; doi: 10.1093/eurheartj/eht219

 

Apothekerin Dr. Birgit Benedek

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