Arzneimittel und Therapie

Kein Amoxicillin und Ampicillin bei Keuchhusten

Indikationseinschränkung für Aminopenicilline

Amoxicillin und Ampicillin werden in den aktuellen Leitlinien nicht mehr zur Therapie des Keuchhustens empfohlen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte hatte daher im Februar ein Stufenplanverfahren eingeleitet, um diese Indikation aus den Fachinformationen zu entfernen. Im nächsten Schritt des Stufenplanverfahrens haben die Hersteller noch 30 Tage Zeit, dann müssen sie die Wirksamkeit belegen oder das Anwendungsgebiet Keuchhusten/Pertussis streichen.

Der hauptsächliche Erreger des Keuchhustens Bordetella pertussis ist ein kleines, bekapseltes, aerobes, gramnegatives Stäbchen, das sich vor allem auf dem zilientragenden Epithel der Atemwegsschleimhäute vermehrt. Dort kommt es zu einer lokalen Zerstörung der Mukosa. Folgen sind ein oftmals lang dauernder Husten, bei dem es auch anfallsweise zu heftigen Hustenattacken mit dem charakteristischen Keuchen (Stadium convulsivum) kommen kann. Nach sechs bis zehn Wochen klingen die Hustenanfälle allmählich ab. Antibiotika beeinflussen zwar häufig nicht wesentlich Dauer und Heftigkeit der Hustenattacken, da sie in der Regel nicht früh genug eingesetzt werden, um eine deutliche klinische Verbesserung zu erzielen. Eine antibiotische Therapie kann jedoch zur Unterbrechung der Infektionskette von großer Bedeutung sein: Die Ansteckungsfähigkeit beginnt am Ende der Inkubationszeit, erreicht ihren Höhepunkt während der ersten beiden Wochen der Erkrankung und kann sechs bis acht Wochen dauern. Der Einsatz von Antibiotika ist aber nur sinnvoll, solange der Patient Bordetellen ausscheidet.

In der antibiotischen Therapie des Keuchhustens bestehen langjährige Erfahrungen vor allem mit Erythromycin; andere Makrolide wie Azithromycin, Clarithromycin und Roxithromycin sind jedoch ebenso wirksam und gelten wegen ihrer besseren Verträglichkeit und Compliance heute als Mittel der Wahl. Als Alternative zu den Makroliden kann Cotrimoxazol verwendet werden.

Das Robert Koch-Institut betont ausdrücklich, dass Oral-Penicilline und Cephalosporine nicht gegen B. pertussis wirksam sind. Mit ihnen können in der Bronchialschleimhaut keine ausreichenden Konzentrationen für eine zuverlässige Bekämpfung von Bordetella pertussis erreicht werden. In Deutschland sind aber zur Zeit noch die zwei oral applizierbaren Aminopenicilline

Amoxicillin und Ampicillin zur Behandlung des Keuchhustens zugelassen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) möchte nun diese Indikationen komplett streichen lassen. Es gibt den Herstellern, die „Keuchhusten/Pertussis“ noch in ihren Fachinformationen als Anwendungsgebiet nennen, im Rahmen des laufenden Stufenplanverfahrens noch 30 Tage Zeit, Studienergebnisse zur Wirkung ihrer Arzneimittel vorzulegen. Es kann davon ausgegangen werden, dass es solche Studien nicht gibt.  

Quelle

Amoxicillin und Ampicillin: Streichung der Anwendungsgebiete Keuchhusten / Pertussis bei oraler Anwendung. Mitteilung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) vom 14. August 2013.

Ratgeber für Ärzte „Pertussis (Keuchhusten)“ vom Robert Koch-Institut (RKI), Stand: 26. Juni 2013.

ck

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