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Wachstumsmotor Erkältung

Apothekenmarkt 1. Halbjahr 2013 – Packungszahl stieg um sechs Prozent

BERLIN (lk). Im ersten Halbjahr hat sich die Geschäftstätigkeit von Vor-Ort-Apotheken und Versandapotheken in etwa im Gleichschritt entwickelt: Umsatz und Absatz legten jeweils um circa vier beziehungsweise sechs Prozent zu. Triebfeder für diese Entwicklungen waren einerseits die anhaltende Erkältungs- und Grippewelle, aber auch Therapieverlagerungen in den ambulanten Sektor.

So erhöhte sich der Umsatz im Apothekengesamtmarkt (ApU) im 1. Halbjahr 2013 gegenüber dem Vorjahr um 3,5 Prozent auf 13,1 Milliarden Euro. Die Zahl der angegebenen Packungen stieg um rund sechs Prozent auf 774 Millionen Stück (Abb. 1). Das geht aus aktuellen Marktinformationen von IMS Health hervor. Unter den umsatzstärksten zehn Arzneikategorien im Apothekenmarkt legten weiterhin Krebstherapeutika und Immunmodulatoren relativ stark zu (bis zu 17%). Das erklärt sich u.a. dadurch, dass heute wesentlich mehr ambulante Behandlungen durchgeführt werden. Allerdings gibt es unter den Top 20-Kategorien auch einige Arzneigruppen mit deutlichen Umsatzrückgängen, so z. B. Angiotensin-II-Antagonisten oder Antipsychotika, bei denen zunehmend Generika verordnet werden.

Abb. 1: Zu Jahresbeginn wurde der Umsatz im Apothekengesamtmarkt vor allem durch die anhaltende Erkältungswelle angekurbelt. Der Juni war dagegen durch ein geringes Umsatzwachstum und Absatzstagnation gekennzeichnet.
* Umsatz in Euro zum Abgabepreis des pharmazeutischen Unternehmers (ApU) abzüglich Hersteller-Zwangsrabatten im GKV-Markt, ohne Einsparungen aus Rabattverträgen; Absatz in Packungseinheiten.

Der Umsatz des Apothekenmarktes erhöhte sich im Juni um ein Prozent auf 2,1 Milliarden Euro (ApU, abzüglich Herstellerzwangsrabatt) kaum noch. Die Menge stagnierte bei 116 Millionen abgegebenen Packungen. Die Juni-Entwicklung fügt sich laut IMS Health in ein seit einigen Quartalen zu beobachtendes Muster ein: Danach ist der Quartalsanfangsmonat jeweils durch den relativ stärksten Zuwachs gekennzeichnet, während die beiden Folgemonate schwächer ausfallen. Inwieweit zudem das Hochwasser im Juni Patienten nicht in die Praxen kommen ließ und Apotheken zur Schließung veranlasste und dieser Umstand die schwache Marktentwicklung ebenfalls beeinflusste, lasse sich nicht abschätzen.

Die Marktentwicklung rezeptpflichtiger Präparate entsprach im Juni nach Umsatz (1,8 Mrd. Euro) der des Gesamtmarktes (plus 1,0%), während der Absatz rückläufig tendierte (minus 1,2%, 57 Mio. Packungen, siehe Abb. 2). Der Umsatz rezeptfreier Medikamente stagnierte bei einer „schwarzen Null“ (plus 0,7%, 324 Mio. Euro). Der OTC-Absatz stieg um 1,5 Prozent auf 59 Millionen Packungen. Deutliche Mengenzuwächse zeigten sich hier – saisonentsprechend – bei Arzneigruppen zur Behandlung von Allergiebeschwerden. So legen systemische Antihistamine um 32 Prozent zu, ophthalmologische Antiallergika um 22 Prozent und Antipruriginosa inklusive topisch anzuwendender Antihistamine um 54 Prozent.

Die GKV-Ausgaben (ohne Impfstoffe) erhöhten sich im Juni um 1,8 Prozent auf rund 2,4 Milliarden Euro. Zugrunde legt IMS Health hier Apothekenverkaufspreise (AVP) abzüglich der von den Pharmaherstellern zu leistenden Zwangsrabatte sowie den Nachlässen der Apotheken gegenüber der GKV. Unberücksichtigt sind Einsparungen aus Rabattverträgen und Patientenzuzahlungen. Die Menge nach Packungen ging um 1,2 Prozent auf 53,7 Millionen abgegebene Packungen zurück. Die GKV-Marktentwicklung spiegelt das gleiche Muster wider wie die Apothekengesamtmarkt-Entwicklung bzw. Entwicklung rezeptpflichtiger Medikamente: Der Quartalsanfangsmonat ist jeweils durch den relativ stärksten Zuwachs gekennzeichnet, während die Folgemonate schwächer ausfallen.

Abb. 2: Bei rezeptpflichtigen Präparaten zeigt sich aktuell nur ein kleines Umsatzplus und ein Absatzrückgang.
(* siehe Abb. 1)

Im ersten Halbjahr 2013 hat der Versandhandel die Überholspur verlassen und sich in etwa im Gleichschritt zum Vor-Ort-Apothekengeschäft entwickelt. Der Umsatz der Versandapotheken legte um vier Prozent auf 361 Millionen Euro zu. Der Packungsabsatz stieg um sechs Prozent auf 43,3 Millionen Stück, so die aktuellen Marktinformationen von IMS Health (Abb. 3). Rezeptfreie Produkte legten mit plus sieben Prozent etwas kräftiger zu, während Rx-Arzneimittel nach Umsatz um vier Prozent und nach Absatz um sechs Prozent schrumpften. Die mengenbezogene Aufwärtsentwicklung erklärt sich laut IMS Health wesentlich mit der über das gesamte erste Quartal andauernden Erkältungswelle.

Abb. 3: Der Versandhandelsumsatz entwickelt sich ähnlich wie der von Vor-Ort-Apotheken. Im Juni war er im mittleren einstelligen Bereich rückläufig.
(die Umsatzanalysen zum Versandhandel basieren aus Konsistenzgründen ebenfall auf dem Abgabepreis des pharmazeutischen Unternehmers)

Der Versandhandel verzeichnet im Juni sowohl bei rezeptfreien als auch bei rezeptpflichtigen Produkten deutliche Umsatzrückgänge. Rx-Arzneimittel schrumpften um elf Prozent auf 15 Millionen Euro Umsatz. Der OTC-Umsatz sank um fünf Prozent auf 40 Millionen Euro. Der Gesamtmarkt des Versandhandels brach laut IMS Health um sieben Prozent auf 56 Millionen Euro ein. Die Absatzentwicklung fällt ähnlich aus: Das Gesamtsegment schrumpfte um sechs Prozent auf 6,4 Millionen Packungen (Abb. 4). Rezeptfreie Produkte gingen ebenfalls um sechs Prozent auf sechs Millionen Packungen und Rx-Präparate um elf Prozent auf 400.000 Packungen zurück. Auffallende Zuwächse zeigen sich bei rezeptfreien Raucherentwöhnungsmitteln (Absatz: plus 48%; Umsatz: plus 54% auf 500.000 Euro) und bei OTC-Mitteln zur Gewichtsreduktion (Absatz: plus 25%; Umsatz: plus 26% auf 278.000 Euro). Raucherentwöhnungsmittel wurden zwar auch in der Offizinapotheke mehr gekauft (plus acht Prozent nach Absatz), für Gewichtsreduktionsmittel gilt dies jedoch nicht. Diese Tendenz unterstreicht laut IMS Health, dass die als „Life Style“-Arzneimittel bezeichneten Präparate gerne über den Versand bezogen werden. 

Abb. 4: Bei der Mengenentwicklung muss der Versandhandel aktuell ein Minus hinnehmen.

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