Prisma

So sieht Botox aus

(jb). Bei einer Meldung mit diesem Titel mag manch einer an das eingefrorene Lächeln und/oder die fehlende Mimik irgendeines Stars oder Sternchens denken. Nicht so die Experten der medizinischen Hochschule Hannover um Dr. Andreas Rummel, denen es gelungen ist, die Struktur des Nervengiftes aufzuklären.

Botulinum-Toxin besteht aus mehr als 6500 Aminosäuren. Die Forscher erinnert der Komplex an das Mondlandemodul der Apollo-Mission. Foto: Rummel/MHH

Botulinum-Toxin ist eines der tödlichsten Gifte. Gelangt das Nervengift, das vom Bakterium Clostridium botulinum gebildet wird, nach oraler Aufnahme ins Blut, führt es innerhalb von Stunden zu Vergiftungserscheinungen, die unter dem Begriff Botulismus zusammengefasst werden. Der Wirkmechanismus – Botulinumtoxin hemmt die Freisetzung des Neurotransmitters Acetylcholin – wird bereits seit langem auch therapeutisch genutzt, zum Beispiel bei neuromuskulären Störungen. Die wohl bekannteste Indikation ist jedoch die ästhetische Chirurgie, wo es zur Faltenglättung eingesetzt wird.

Forschern der medizinischen Hochschule Hannover ist es jetzt gelungen, mithilfe von Elektronenmikroskopie und Röntgenstrukturanalysen die Struktur des Komplexes und wie er aus dem Dünndarm in die Blutbahn transportiert wird, aufzuklären. Bereits letztes Jahr konnte die Gruppe zeigen, wie ein hochmolekulares Eiweiß wie das Botulinum-Toxin in der Lage ist, Säure und Verdauungssäften in Magen und Dünndarm zu trotzen: nämlich mithilfe eines Schutzproteins, das das Molekül einpackt.

Die Kenntnis der funktionellen Rolle der einzelnen Bestandteile des Proteins ist der Schlüssel, Substanzen zu entwickeln, die die Resorption verhindern und so vor Botulismus schützen. Lebensmittelvergiftungen durch Botulinum-Toxin sind zwar heute selten, aber das Gift wird als potenzielle bioterroristische Waffe gesehen und vor diesem Hintergrund hinsichtlich möglicher Präventions- und Therapiestrategien erforscht.


Quelle: Presseinformation der MHH vom 15. Juli 2013

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