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Bregenzer Grenzgespräche über Aspekte von KHK und Bluthochdruck

Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems waren das Thema der 9. Bregenzer Grenzgespräche am 6. und 7. Juli. Dabei ging es vor allem um die Prävention und die frühzeitige Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, um Schlimmeres zu verhindern, sowie um die komplementäre und komplettierende Behandlung von Patienten mit verordneter Medikation. An der von den Apothekerkammern in Baden-Württemberg, Bayern und Österreich sowie dem Schweizerischen Apothekerverband pharmasuisse veranstalteten Fortbildungstagung nahmen 220 Personen teil.

Schlechte Stimmung ist schlecht fürs Herz

Prof. Dr. Karl-Heinz Ladwig, Technische Universität München, legte aus der Sicht der psychosomatischen Medizin dar, dass Depressionen einen bedeutenden Risikofaktor für die koronare Herzkrankheit (KHK) darstellen. Neben höherem Alter und männlichem Geschlecht sind ein systolischer Bluthochdruck, ein zu hoher Gesamtcholesterinspiegel und Rauchen als Hauptfaktoren der KHK allgemein anerkannt, nicht jedoch psychische Erkrankungen. Zwar galt noch vor wenigen Jahrzehnten Stress als Risikofaktor (KHK als "Managerkrankheit"), doch haben die Ergebnisse epidemiologischer Studien diese Ansicht widerlegt. Bei Personen, die sich leicht ärgern, unterschied Ladwig hinsichtlich des KHK-Risikos zwischen positivem "konstruktivem" Ärger und negativem "destruktivem" Ärger. Eindeutig negativ sind aber vor allem Einsamkeit und Mangel an sozialer Unterstützung sowie die seelische Belastung durch den Tod des Ehepartners.

Die retrospektive Auswertung vieler Krankheitsgeschichten ergab, dass die Patienten etwa sechs Monate, bevor sie einen Herzinfarkt erlitten, einen "Knick in der Lebenslinie" erlebten und sich deshalb in ärztliche Behandlung begaben; sie fühlten sich, "als ob der Akku leer ist" oder waren gegen sich selbst aggressiv gestimmt. Die Ärzte verordneten ihnen in der Regel Psychopharmaka und Sedativa, jedoch keine Kardiaka, weil die "harten" Risikofaktoren einer KHK nicht vorlagen.

Ladwig wies darauf hin, dass typische schlechte Verhaltensweisen von depressiven Patienten ihre Prognose verschlechtern: Sie sind körperlich passiv, neigen zu Übergewicht, und wenn sie Raucher sind, geben sie sich wenig oder keine Mühe, damit aufzuhören – alles dies steigert das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Hinzu kommt im Fall einer Arzneitherapie meistens eine schlechte Adhärenz. Ladwig sprach von einer "inneren Verwahrlosung" dieser Patienten. Mit seinen Kollegen bemüht er sich, eine auf depressive Patienten mit KHK-Risiko zugeschnittene Prävention und Therapie zu etablieren.

Hans-Peter Eppler hat zum wiederholten Mal mit Bravour die Bregenzer Grenzgespräche moderiert und dabei auch selbst referiert. Foto: Eppler

Mit Flavonoiden und Potenzen die Therapie komplettieren

Margit Schlenk, Apothekerin in Neumarkt, und Hans-Peter Eppler, Apotheker in Laichingen, der auch das Programm der Bregenzer Grenzgespräche zusammengestellt hatte, zeigten an Beispielen, wie der Apotheker seine Herz-Kreislauf-Patienten sowohl in der Selbstmedikation als auch in der ärztlich verordneten Therapie durch kompetente Empfehlungen zur Anwendung rezeptfreier Phytopharmaka und von Arzneimitteln der besonderen Therapierichtungen unterstützen kann. Dabei wiesen sie auf die gravierenden Änderungen hin, die sich in den letzten drei Jahrzehnten im einschlägigen Arzneischatz vollzogen haben.

Innerhalb der Phytotherapie nahezu verschwunden sind Präparate mit herzwirksamen Glykosiden, bei denen die schwankenden Wirkstoffgehalte und die enge therapeutische Breite problematisch waren; entsprechende Zubereitungen finden sich vor allem noch in der Homöopathie und Anthroposophie. Auch eine einst sehr beliebte Kombination von Digitalis mit Weißdorn steht nicht mehr zur Verfügung. Da die im Weißdorn enthaltenen Flavonoide im Endothel der Blutgefäße Stickstoffmonoxid freisetzen und dadurch die Gefäßmuskulatur entspannen und den Blutdruck senken, sind sie sowohl in der Monotherapie als auch in Kombinationen, z. B. mit herzwirksamen Glykosiden, sehr wertvoll. In einer Art Qualitätsoffensive haben die Hersteller den Extraktgehalt von Weißdornpräparaten enorm gesteigert.

So beträgt die Tagesdosis eines bekannten Präparates bei bestimmungsgemäßem Gebrauch heute 900 mg gegenüber früher 180 mg. Irgendein Risiko ist mit hohen Dosen nicht verbunden, denn mit Weißdorn kann man sich weder vergiften – es gibt keine letale Dosis und keine LD50 – noch Wechselwirkungen mit anderen Arzneistoffen provozieren.

Aus Sicht der Referenten können "feinstoffliche" Präparate in bestimmten Fällen ebenso gute Dienste leisten wie hoch konzentrierte, rationale Phytopharmaka. Als ein bewährtes Basismittel aus der anthroposophischen Medizin empfahlen sie Cardiodoron®. Die Auswahl anderer Mittel richtet sich nach dem "Typ" des Patienten – man unterscheidet den Bauchtyp, den Stresstyp und den Chaostyp.

Schlenk und Eppler betonten mehrmals, dass der Apotheker die Möglichkeit hat und an sich selbst auch den Anspruch stellen sollte, die Therapie zu optimieren. In diesem Zusammenhang sei der Begriff "Zusatzverkäufe" obsolet, denn die wohlbegründete Abgabe von Arzneimitteln geschehe zur therapeutischen "Komplettversorgung" der Patienten.

Warum wirken Glykoside?


Lange Zeit hatten sich die Experten gewundert, warum der Mensch einen Rezeptor für herzwirksame Glykoside besitzt, obwohl er in seiner Evolution nicht mit ihnen in Berührung gekommen ist, denn sie kommen in Giftpflanzen, nicht in Nahrungspflanzen vor und werden bei oraler Aufnahme abgebaut. Erst 1991 wurde entdeckt, dass der Mensch selbst ein Cardenolid-Glykosid synthetisiert: Ouabain oder g-Strophanthin.

Mit Rosenöl den Blutdruck senken

Die Hebamme und Fachpublizistin Ingeborg Stadelmann aus dem bayerischen Allgäu empfahl den Einsatz der Aromatherapie bei Herz-Kreislauf-Beschwerden. Aromatherapie bedeutet, dass bestimmte flüchtige Moleküle – meist Mono- und Sesquiterpene – eine therapeutische Wirkung ausüben, indem sie den Riechnerv und den Trigeminusnerv aktivieren. Dafür reichen schon sehr kleine Mengen, die gerade noch wahrnehmbar sind. Für Hypertoniker sind die "Herznoten" indiziert, die die Ausschüttung von Adrenalin und Cortisol vermindern und dadurch den Blutdruck senken. Da sie zugleich die Serotoninkonzentration im Gehirn erhöhen, rufen sie ein allgemeines Wohlbefinden hervor. Mit einem Wort kann man die Herznoten als "ausgleichend" charakterisieren, während die Kopfnoten anregen und die Basisnoten beruhigen.

Herznoten gemäß der Aromatherapie sind u. a. die ätherischen Öle von Rose, Lavendel, Kamille, Neroli, Melisse und Iris. Bulgarisches Rosenöl (traditionell von Rosa damascena ‘Trigintipetala‘ = Kazanlik-Rose, heute überwiegend von Rosa alba) und ätherisches Öl von Iris germanica sind mit etwa 8000 bzw. 10.000 Euro pro Kilogramm die teuersten Öle der Welt; deshalb kommt auch verfälschte Ware in den Handel, was eine große Herausforderung für die Qualitätssicherung bedeutet.

Blutreinigung mit Außenseitermethoden

Dr. Joachim Brandlow, praktischer Arzt in Günzburg, befasste sich mit dem Thema "reines Blut – gesundes Herz" aus Sicht der Homotoxikologie und der Spagyrik. Seiner Meinung nach leidet mehr als die Hälfte der Bevölkerung unter einem Reizdarmsyndrom, das auch in Anfangsstadien, in denen es ein Schulmediziner gar nicht diagnostizieren würde, die Ursache für viele weitere Erkrankungen ist. Als diagnostische Methode verwendet Brandlow insbesondere die Elektroakupunktur nach Voll, um die Bioenergie zu messen. Am Anfang jeder Therapie steht eine "Grundentgiftung"; die Ausleitung der sogenannten Homotoxine wird durch spagyrische Arzneimittel unterstützt, deren Herstellungsvorschriften im Homöopathischen Arzneibuch stehen. Brandlow empfiehlt sie seinen Patienten auch für die Hausapotheke, also zur Selbstmedikation, zumal sie preiswert seien. Spezielle Anwendungen wie die Ozontherapie zur Verbesserung der Fließeigenschaften des Blutes und zur Aktivierung von Radikalfängern erfolgen hingegen in der ärztlichen Praxis.

Eine Besonderheit der therapiebegleitenden Diät ist der Verzicht auf kohlensäurehaltige Mineralwässer; stattdessen sollen die Patienten akratische, d. h. stille und mineralarme Wässer trinken. Auf die "Genussgifte" Alkohol, Nicotin und Zucker sollen sie verzichten, was auch aus schulmedizinischer Sicht zu begrüßen ist.

Umgang mit Mitarbeitern und Kunden – eine Herzenssache

Ein paar Tipps zur Betriebs- und Mitarbeiterführung gab der Unternehmensberater Eduard Konzett, Bregenz. Seiner Erfahrung nach sind viele Apotheken nicht optimal organisiert. Oft sind z. B. die Zuständigkeiten der Mitarbeiter nicht eindeutig geklärt, weshalb es immer wieder zu Unsicherheiten, zu Klärungsbedarf mit entsprechenden Reibungs- und Zeitverlusten und natürlich auch zu Pannen kommt. Chancen der Optimierung bieten sich dem Apothekenleiter insbesondere in relativ arbeitsschwachen Zeiten. Dann kann er unangenehme Entwicklungen, die sich im hektischen Arbeitsalltag eingeschlichen und eingeschliffen haben, gegenüber seinen Mitarbeitern ansprechen und korrigieren.

Extrem wichtig ist die Auswahl der Mitarbeiter bei Neueinstellungen oder einem Personalwechsel. Konzett riet dazu, weniger auf die Noten in den Zeugnissen zu achten als auf den persönlichen Eindruck. Denn die Erfahrung lehre, dass sich ein fachliches Defizit relativ schnell beheben lässt, nicht jedoch ein menschliches Defizit. Es könne auch nicht Aufgabe des Chefs sein, seine unlustigen Mitarbeiter ständig zu motivieren, sondern es müsse unter seiner Führung eine "kooperative Teamkultur" entstehen, in der jeder einerseits seine eigenen Aufgaben kennt und andererseits auch seinen Kollegen zu Hilfe kommt, wenn es Probleme gibt. Laut Konzett können die Mitarbeiter nicht besser mit den Kunden umgehen, als sie miteinander umgehen.

Der Kunde erlebt die Beratungsqualität einer Apotheke als Produkt von fachlicher Kompetenz und kommunikativer Kompetenz des Teams, so Konzett. Doch gelingt es vielen Apothekenleitern nicht, sich in die Situation ihrer eigenen Kunden hineinzuversetzen. Folglich ist die Wahrnehmung des Teams auf den beiden Seiten des HV-Tischs – die Selbstwahrnehmung und die Kundenwahrnehmung – oft sehr unterschiedlich. Das Mindeste, was ein Apothekenleiter zur Korrektur der eigenen Wahrnehmung tun sollte, ist, die Offizin ab und zu von der Straße her zu betreten; dabei kann er auf Anhieb manche Schwäche seines Betriebs erkennen. Ideal für die Ergründung der Kundenwünsche wäre es, einen "Kundenbeirat" zu schaffen – für die meisten Apotheken sicher eine utopische Vorstellung, aber schon manche Utopie ist Wirklichkeit geworden.


cae

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