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BMG denkt über verschärfte Impfvorschriften gegen Masern nach

BERLIN (lk/jz). Die Weltgesundheitsorganisation hat das Ziel, die Masern auszurotten – Deutschland steht dabei noch nicht optimal da: Allein im ersten Halbjahr 2013 wurden dem Berliner Robert Koch-Institut mehr als 1070 Fälle gemeldet, der Großteil davon in Bayern (478) und Berlin (400). Die vermehrt aufgetretenen Masernerkrankungen haben eine Diskussion über das Impfen und die Einführung einer Masern-Impfpflicht angefacht. Inzwischen ist auch die Politik alarmiert: Im Bundesgesundheitsministerium werden bereits neue Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Masern geprüft.

Dafür werden Änderungen des Infektionsschutzgesetzes in Betracht gezogen, bestätigte ein Ministeriumssprecher. So sollen künftig auch nichtgeimpfte Schüler bei einem Ausbruch der Erkrankung in ihrer Schule befristet vom Unterricht ausgeschlossen werden können. Diese Möglichkeit gibt es bisher nur für erkrankte Kinder. Außerdem wird im Haus von Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) erwogen, die Gesundheitsämter zu verpflichten, schon bei der Aufnahme eines Kindes in den Kindergarten den Impfstatus abzufragen. Derzeit geschieht dies zu Schulbeginn. Beide Maßnahmen könnten erst nach der Bundestagswahl verabschiedet werden.

Rufe nach Impfpflicht werden immer lauter

Die Gesundheitspolitiker sind über Parteigrenzen hinweg alarmiert. "Wenn sich herausstellt, dass sich innerhalb eines Jahres die Impfquote nicht entscheidend verbessert, müssen wir über eine Impfpflicht nachdenken", sagte Unionsfraktionsvize Johannes Singhammer (CSU) der "Rheinischen Post". Dem schloss sich der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach an. Der Nutzen der Impfung gegen Masern überwiege mögliche Risiken von Nebenwirkungen bei weitem, erklärte Lauterbach, der selbst Mediziner ist. Auch Stimmen aus der Ärzteschaft befürworten eine Impfpflicht: Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery sagte dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel", eine solche sei aus medizinisch-wissenschaftlicher Sicht "das einzig Sinnvolle". Masern seien "hochansteckend" und hätten ein "hohes Gefahrenpotenzial für die nichtgeimpfte Bevölkerung". Es wäre daher gut, wenn alle Kinder geimpft wären.

Mehrheit der Deutschen für Impfpflicht

Laut einer aktuellen Umfrage im Auftrag der DAK-Gesundheit befürworten vier von fünf Deutschen (79%) eine Impfpflicht (s. AZ Nr. 29, S. 8). Zur Begründung gaben 82 Prozent der Befragten an, konsequentes Impfen reduziere die Zahl der Krankheiten. Mehr als zwei Drittel (73%) wollen eine Impfpflicht, weil viele Eltern ihrer Meinung nach zu leichtfertig mit dem Thema umgehen. Fast genauso viele (68%) sind der Meinung, dass Kinderkrankheiten generell unterschätzt werden. Die Impfpflicht-Gegner (19%) pochen dagegen auf das Selbstbestimmungsrecht der Eltern (76%) oder fürchten, eine Impfung könne zu viele Risiken und Nebenwirkungen mit sich bringen. Knapp jeder dritte Impfpflicht-Gegner meint, dass Kinderkrankheiten häufig dramatisiert würden.

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