Prisma

Einbildungen beeinflussen die Wahrnehmung

(hel). Sinneswahrnehmungen können einander beeinflussen. Doch auch eingebildete Wahrnehmungen beeinflussen die realen Wahrnehmungen.

Neurowissenschaftler vom Karolinska Institut in Stockholm führten mit 96 gesunden Probanden folgendes Experiment durch: Auf einem Bildschirm bewegen sich zwei Punkte aufeinander zu, treffen sich auf der Hälfte des Weges und überdecken sich einen Augenblick lang, bevor sie sich wieder voneinander weg bewegen. Wurde im Moment des Zusammentreffens ein Geräusch abgespielt, hatten die Probanden den Eindruck, dass die beiden Punkte kollidieren. Dieser Eindruck trat aber auch auf, wenn sich die Probanden das Geräusch lediglich vorstellten.

Umgekehrt kann ein eingebildetes Bild das Gehörte beeinflussen: Die Probanden stellten sich in einem abgedunkelten Raum einen weißen Kreis auf einer Wand vor, wobei ein Ton erklang. Auch wenn der Ton nicht vom Ort des vorgestellten Kreises ausging, vermuteten sie häufig, der Ton komme von dort.

Ähnlich wird auch die Sprachwahrnehmung beeinflusst. Wenn Probanden ein Video sahen, auf dem eine Person die Silben "ga-ga" aussprach, aber gleichzeitig die Silben "ba-ba" zu hören waren, gaben 98 Prozent der Probanden an, "da-da" gehört zu haben. Die Erklärung: Das Sprachzentrum bildet aus den einander widersprechenden optischen und akustischen Sinneseindrücken einen Kompromiss.


Quelle: Berger CC, et al. Mental imagery changes multisensory perception. Current Biology 2013;23(14):1 – 6.

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