Prisma

Schützt Paprika vor Parkinson?

(rei). Das in essbaren Nachtschattengewächsen wie Paprika, Tomaten oder Kartoffeln vorkommende Nicotin könnte vor der Parkinson-Erkrankung schützen. Dies ergab eine retrospektive Fall-Kontroll-Studie der University of Washington in Seattle.

Aus epidemiologischen Untersuchungen ist schon länger bekannt, dass das relative Risiko, an Morbus Parkinson zu erkranken, bei Rauchern verringert ist. Verantwortlich dafür ist das im Tabak enthaltene Nicotin, das neuroprotektive Eigenschaften aufweist. Nun untersuchten Susan Searles Nielsen und ihre Mitarbeiter in einer retrospektiven Fall-Kontroll-Studie, ob das mit der Nahrung aufgenommene Nicotin ebenfalls vor Parkinson schützen kann. Zwischen 1998 und 2008 befragten sie 409 Patienten, bei denen eine Parkinsonerkrankung neu diagnostiziert worden war, sowie gleichaltrige gesunde Personen (Kontrollen). Anhand eines standardisierten Fragebogens gaben Patienten und gesunde Personen Auskunft über ihren Tabak- und Coffeinkonsum sowie über ihre sonstigen Ernährungsgewohnheiten. Dabei wurde gezielt nach dem Verzehr der Solanaceen Paprika, Tomate und Kartoffeln gefragt. Die Verzehrshäufigkeit ermittelten die Forscher über eine Neun-Punkte-Skala von nahezu keinem Verzehr bis zu einem Verzehr von öfter als sechsmal pro Tag.

Je häufiger die Nichtraucher unter den Teilnehmern Solanaceen verzehrt hatten, desto geringer war ihr Risiko, an Morbus Parkinson zu erkranken. Bei zwei- bis viermaligem Paprikakonsum pro Woche sank das Risiko um 30%. Raucher profitierten dagegen kaum von Paprika, Tomate und Kartoffeln, vermutlich weil sie aus dem Tabak bereits ein Vielfaches des in dem Gemüse enthalten Nicotins aufnahmen. Interessanterweise führte der erhöhte Verzehr anderer Obst- und Gemüsesorten zu keiner Risikoreduktion.

So reizvoll es erscheinen mag, durch den gezielten Verzehr bestimmter Lebensmittel das individuelle Parkinsonrisiko zu senken, so differenziert sollten diese Ergebnisse betrachtet werden. Retrospektive Befragungen zur Ernährung, die auf Selbstauskünften der Studienteilnehmer basieren, sind störanfällig. Auch ist unklar, ob der geringe Nicotingehalt der Solanaceen ausreicht, um den beobachteten Effekt zu erzielen. Paprika enthält rund 100 µg/kg – eine einzige Zigarette dagegen bis zu 1000 µg.

Zu guter Letzt bleibt fraglich, ob bei einem so komplexen Geschehen wie Morbus Parkinson allein die Nicotinaufnahme einen Einfluss auf die Risikoreduktion hat. Wahrscheinlich spielen andere Faktoren ebenfalls eine Rolle.


Quelle: Nielsen SS, et al. Nicotine from edible Solanaceae and risk of Parkinson disease. Ann Neurol, Epub 09. 05. 2013.

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