Aus den Ländern

Arzneipflanzen in der Toskana

Eindrücke einer Fachexkursion

Die Gesellschaft für Phytotherapie veranstaltete vom 25. Mai bis 1. Juni eine Fachexkursion in die Toskana. Die Rundreise von Florenz nach Siena und zurück führte über Camaldoli, Sansepolcro, Arezzo, Monteriggioni, San Gimignano und Volterra – mit vielen interessanten Besichtigungen.

Alte Gärten …

Ein Höhepunkt des Aufenthaltes in Florenz war die Besichtigung des Giardino dei Semplice, des historischen botanischen Gartens der Universität. Im frühen 16. Jahrhundert gegründet und nach den botanischen Gärten von Pisa und Pistoia der drittälteste der Welt, beeindruckt er durch seine vielen seltenen Pflanzenarten und seinen uralten Baumbestand. Prof. Anna-Rita Bilia, Vertreterin Italiens in der ESCOP, hatte eine exzellente Führung durch Dr. Paolo Luzzi vom Botanischen Institut arrangiert, in der phytotherapeutische Aspekte nicht zu kurz kamen. Die fachlichen Diskussionen rund um die Pflanzen wurden immer wieder durch Prof. Heinz Schilcher stimuliert.

In den Boboli-Gärten faszinierte – neben dem atemberaubenden Blick über die Stadt – die Fülle an botanisch interessanten Pflanzen, darunter eine große Sammlung seltener alter Orangen- und Zitronenbäumchen in Terrakottakübeln.

Teilnehmer der Fachexkursion in die Toskana.
Foto: GPT

… und Apotheken

Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch der Apotheke des Dominikanerklosters Santa Maria Novella. Sie wurde 1612 gegründet und beeindruckt durch die mit wertvollen Fresken und edlem Inventar ausgestatteten Räume, die heute ausschließlich der Präsentation von Produkten dienen. Edle Parfums, Kosmetika, Tees und Liköre, aber auch pflanzliche Mittel für eine Vielzahl von Anwendungsgebieten sind hier zu finden, darunter Präparate mit Ginseng oder Guarana zur Förderung der physischen und geistigen Energie. Bei diesen Produkten, die in einem Betrieb nördlich von Florenz hergestellt werden, handelt es sich ausschließlich um Nahrungsergänzungsmittel – Arzneimittel sucht man im Sortiment der ältesten Apotheke von Florenz heute vergeblich.

Im naturhistorischen Museum La Specola bestaunten die Exkursionsteilnehmer eindrucksvolle Exponate, insbesondere die weltberühmte Sammlung anatomischer Wachsmodelle aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Mit der Naturaliensammlung der Herrscherfamilie Medici als Grundstock war La Specola schon 1775 als öffentliches Museum eingerichtet worden, nur 22 Jahre nach dem British Museum in London.

Camaldoli, Firma Aboca und Siena

Die Rundreise führte zuerst durch die Buchen- und Kiefernwälder des Pratomagno über den 1050 m hohen Consuma-Pass nach Camaldoli. Die engen Passstraßen gaben aufregende Blicke auf orchideenreiche Bergwiesen frei. Die Abtei von Camaldoli – erstes Kloster des noch heute bestehenden Kamaldulenserordens – hat eine alte Apotheke, die früher das Hospital des Klosters mit Arzneimitteln versorgte und wegen ihrer noch vorhandenen alten Apothekengerätschaften berühmt ist.

Während der Besichtigung der Firma Aboca – einem bedeutenden Hersteller von pflanzlichen Nahrungsergänzungsmitteln und Tees, jedoch nicht von Phytopharmaka – erhielten die Exkursionsteilnehmer Einblicke in die Produktionsabläufe; danach besuchten sie den Schaugarten des Unternehmens in den Bergen oberhalb von Sansepolcro.

Eine weitere schöne alte Apotheke besichtigte die Gruppe an der Piazza del Campo in Siena. Der halbrunde Platz – einer der schönsten Marktplätze der Welt – ist auch durch das alljährlich ausgetragene Pferderennen Palio di Siena bekannt.

Via Chiantigiana

Die Städte Florenz und Siena verbindet die 70 km lange "Weinstraße" Via Chiantigiana. Sie führt durch die großartige Kulturlandschaft des Anbaugebietes (DOC) Chianti Classico. Neben Weingütern und hohen Zypressen prägen alte Burgen, Schlösser, mit Mauern geschützte Dörfer, aber auch dichte Wälder und weite Felder die sanften Hügel des Chianti.

Die Fachexkursion war ein voller Erfolg. Das lag nicht nur an den Besichtigungen, sondern auch an den interessanten Gesprächen und fachlichen Diskussionen, dem Genuss typischer toskanischer Köstlichkeiten und dem fröhlichen Miteinander in entspannter Atmosphäre.


Prof. Karen Nieber, Leipzig Cornelia Schwöppe, Bergisch-Gladbach

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