Arzneimittel und Therapie

Studie gibt Hinweise auf Wirksamkeit von Ginkgo

"Personnes âgées quid", kurz PAQUID, französisch für "Was ist mit den Älteren", lautet der Titel einer französischen Beobachtungsstudie, die im Jahre 1988 initiiert wurde und sich über einen Beobachtungszeitraum von 20 Jahren erstreckte. Ziel der Studie war es, Erkenntnisse zum Einfluss verschiedener Faktoren auf die Demenzentwicklung zu gewinnen.

3777 Personen, die 1988 zu Beginn der Studie mindestens 65 Jahre alt waren und aus dem Südwesten Frankreichs stammten – das war das Studienkollektiv der PAQUID-Studie. Die Teilnehmer sollten im Rahmen der explorativen prospektiven populationsbasierten Kohortenstudie über einen längeren Zeitraum beobachtet werden, um Erkenntnisse zum Einfluss verschiedener Faktoren wie Geschlecht, Medikamenteneinnahme, Antioxidanzien, Familienstand, Bildung und genetische Faktoren auf die Demenzentstehung zu gewinnen. Die aktuellsten Daten beziehen sich auf einen Beobachtungszeitraum von 20 Jahren. Zur Beurteilung der kognitiven Fähigkeiten wurden gängige neuropsychologische Tests wie der Mini-Mental-Status-Test (MMST) durchgeführt. Zudem wurden die Teilnehmer zu ihrer körperlichen Gesundheit befragt. Die standardisierten Tests wurden zu Hause von geschulten Psychologen durchgeführt und über den gesamten Beobachtungszeitraum alle zwei bis drei Jahre wiederholt. Die Merkmale der Teilnehmer zu Behandlungsbeginn wurden jeweils mit einem statistischen Test (x2-Test) sowie Varianzanalysen verglichen. Die Verschlechterung der Punktzahl in den neuropsychologischen Tests wurde mit gemischt-linearen Effektmodellen verglichen, die den Vorteil haben, dass Störfaktoren wie Psychopharmaka, die die kognitive Leistung beeinflussen können, berücksichtigt werden. Finanziert wurde die Studie von verschiedenen Unternehmen sowie durch öffentliche Gelder.

Einer der ausgewerteten Parameter war der Effekt von Nootropika auf den geistigen Abbau. So gaben 589 Teilnehmer bei mindestens einer der Untersuchungen im gesamten Beobachtungszeitraum an, Ginkgo-biloba-Extrakt EGb761® eingenommen zu haben. 149 Teilnehmer berichteten über die Einnahme von Piracetam. Der Rest nahm laut eigener Angabe keinerlei Nootropika ein. Die Medikation erfolgte in der Regel auf Empfehlung des Hausarztes. Über Dauer und Häufigkeit sowie die Dosierung ist nichts bekannt. Die statistische Analyse ergab: Am Ende der 20-jährigen Nachbeobachtungszeit war der geistige Abbau derer, die EGb761® eingenommen hatten, gegenüber denen ohne antidementive Medikation verlangsamt, allerdings nur bezogen auf den MMST. In anderen Tests konnte der Effekt nicht bestätigt werden. Unter Piracetam hingegen ließ die kognitive Leistung sogar schneller nach als ohne Nootropika.

Zwar ist die Aussagekraft einer Beobachtungsstudie begrenzt, aber das Ergebnis kann als Hinweis gewertet werden, dass Ginkgo-biloba-Extrakt dem geistigen Abbau im Alter entgegenwirken könnte. Fraglich ist allerdings noch, zu welchem Zeitpunkt idealerweise die Einnahme beginnen sollte, da man mittlerweile weiß, dass prophylaktische Einnahme keinen Effekt hat. Daher lautet die aktuelle Empfehlung, bis weitere Erkenntnisse vorliegen: hoch dosiert (240 mg/d) beim Auftreten erster kognitiver Defizite.


Quelle

Amiéva H et al. Ginkgo biloba extract and long-term cognitive decline: A 20-year-follow-up population-based study. PloS ONE: e52755.doi: 10.1371/journal.pone.0052755.


jb

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