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Tollwut-Impfstoff gesucht

Notfalldepots stellen Postexpositionsprophylaxe sicher

BERLIN (ks). Apotheken, die für ihre Kunden Tollwut-Impfstoff bestellen wollen, haben es schon seit einigen Monaten schwer. Keiner der beiden grundsätzlich angebotenen Impfstoffe ist verlässlich über den Großhandel zu beziehen. Zwar hat das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) Ende Mai eine Charge Rabipur® von Novartis Vaccines freigegeben und diese dem Unternehmen zufolge auch komplett an den Großhandel ausgeliefert, die Apotheken merken davon allerdings nichts. Derweil hat man sich auch im Bundesgesundheitsministerium mit dem Thema befasst – am 10. Juni fand dort ein Gespräch auf Fachebene statt.

Schon zu Jahresbeginn war es extrem schwer, Tollwut-Impfstoff zu bekommen. Novartis Vaccines lieferte im Januar eigenen Angaben zufolge zwar mehr als 28.000 Dosen Rabipur® aus – doch in den Apotheken kamen diese nicht an. Auch der zweite Hersteller, Sanofi-Pasteur MSD, konnte die Nachfrage nicht bedienen. Nachdem sich die Situation zwischenzeitlich etwas entspannte, sieht es derzeit für Apotheken, die den Impfstoff für Reiseimpfungen bestellen wollen, abermals nicht rosig aus. Zwar wurde eine neue Charge Rabipur® freigegeben, doch über den Großhandel ist nach wie vor nichts zu haben. Wo die Impfdosen tatsächlich gelandet sind, ist unklar. Auch Novartis vermag diese Frage nicht zu beantworten. Nach dem Verkauf an den Großhandel verliert sich für das Unternehmen die Spur. Von Sanofi Pasteur ist eigenen Angaben zufolge in absehbarer Zeit kein weiterer Tollwut-Impfstoff zu erwarten.

Notfalldepots und Einzelimporte

Unter Umständen können Apotheken noch beim Hersteller selbst bestellen – aber auch das funktioniert nicht mehr sicher. Handelt es sich um einen Notfall – ist also eine Postexpositionsprophylaxe nötig – so stehen jedoch die Notfalldepots der Apothekerkammern zur Verfügung. Diese Depots, so versichern beide Impfstoffhersteller, würden weiterhin beliefert. Auch im Bundesgesundheitsministerium hält man die Lage angesichts dieser Vorsorge für den Notfall für nicht allzu dramatisch.

Geht es um eine planbare Tollwut-Impfung, haben Apotheken noch die Möglichkeit, sich an Einzelimporteure zu wenden. Dem Verband der Einzelimporteure internationaler Arzneimittel (VEIA) zufolge, sind die Impfstoffe durchaus zu beschaffen. Dann bleibt allerdings zu hoffen, dass die bestellenden Apotheken nicht allzu viele Kunden haben, die Impfstoff benötigen. Denn zu den Voraussetzungen für einen erlaubten Einzelimport zählt schließlich der Einzelfall – auf Vorrat darf man keine Impfdosen aus dem Ausland einführen.

Wann sich die Situation nachhaltig entspannt, ist nicht absehbar. Bei Novartis Vaccines heißt es, es werde "mit Nachdruck" daran gearbeitet, "auch den zusätzlichen Bedarf an Impfstoff innerhalb der Grenzen unserer Produktionskapazität zur Verfügung zu stellen". In diesem Jahr seien bis Anfang Juni bereits 60 Prozent der letztjährigen Gesamtmenge von Rabipur® in den deutschen Markt gebracht worden. Aktuell liege man bei der für dieses Jahr zu produzierenden Gesamtzahl an Impfdosen im Rahmen der Pläne. Das Unternehmen erklärt die Lieferengpässe damit, dass die derzeitige Nachfrage nach Tollwut-Impfstoffen auf dem Markt weltweit über den derzeit verfügbaren Impfstoffmengen liegt.

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