... auch DAZ noch

Zehn Mal mehr Anfragen zu Brustkrebs

(dpa/ral). Vor wenigen Wochen ging die Meldung durch die Medien, dass sich die Schauspielerin Angelina Jolie wegen eines erblich bedingten erhöhten Brustkrebsrisikos vorsorglich beide Brüste entfernen ließ. Kliniken in Deutschland verzeichnen seither deutlich mehr Anfragen für Beratungstermine zum Thema Brustkrebs.

Eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa ergab, dass in vielen Kliniken die Telefone nicht mehr stillstehen. Beratungstermine sind für Monate ausgebucht. "Wir sind regelrecht platt gemacht worden", sagt z. B. eine Mitarbeiterin der Uniklinik München. An der Berliner Charité sind seit Jolies öffentlichem Bekenntnis Anfang Mai so viele Anfragen eingegangen wie zuvor im gesamten ersten Quartal. In Dresden haben sich die Zahlen pro Tag "im Schnitt um das Fünffache erhöht, an Spitzentagen sogar um das Zehnfache", so Pauline Wimberger, Leiterin des Dresdner Brustzentrums. Und das Uniklinikum Leipzig hat seit der Berichterstattung über Jolies Entscheidung mehr als 80 Anfragen erhalten. Normal sind zwei bis drei in der Woche.

Die Nachfrage stellt die Kliniken vor organisatorische Schwierigkeiten: Am Hannoveraner Zentrum für Brust- und Eierstockkrebs seien frühere Kollegen für die Beratung zurückgeholt worden. Am Uniklinikum Ulm suche man gerade nach Wegen, die Kapazitäten aufzustocken, sagt der Direktor der Frauenklinik, Wolfgang Janni. Es sei aber schwierig, Personal mit entsprechender Fachkenntnis zu finden. Zusätzlich leisten die Kliniken auch am Telefon Aufklärungs- und Beruhigungsarbeit. Anhand von Checklisten klärt zum Beispiel der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg, ob man sich untersuchen lassen soll. Beim Frauenarzt werde Brustkrebs nun ebenfalls verstärkt thematisiert, so Christian Albering vom Berufsverband der Frauenärzte. Frauen würden jetzt erstmals überhaupt über familiäre Erkrankungen sprechen und Beratungsangebote wahrnehmen. Von Panik sei aber nichts zu spüren.

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