Arzneimittel und Therapie

Duloxetin verbessert auch die Arbeitsfähigkeit

Depressive Erkrankungen sind in Deutschland eine der Hauptursachen für Arbeitsunfähigkeit. Eine aktuelle Subgruppenanalyse der PADRE (Painful Physical Symptoms in Depresses Patients Relation to Treatment Outcomes in Clinical Practice)-Studie konnte nun zeigen, dass das dual wirksame Antidepressivum Duloxetin (Cymbalta®) die Erwerbsfähigkeit von depressiven Patienten mit begleitender Schmerzsymptomatik verbessert.

Wer unter einer depressiven Erkrankung leidet, ist häufig nicht in der Lage zu arbeiten. "Depression ist eine der Hauptursachen für Erwerbsunfähigkeit, wenn nicht sogar die psychische Hauptursache", so Prof. Dr. Wolfgang Schreiber, Chefarzt am Bezirksklinikum Mainkofen, auf dem von der Lilly Deutschland GmbH unterstützten Pressegespräch "Aktuelle Daten aus PADRE: Therapie der Depression mit Duloxetin und Rückgang der Arbeitsunfähigkeit" am 16. April 2013 in München. Und die Bedeutung steigt. Waren im Jahr 1983 noch Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit 37% der häufigste Grund für Berufsunfähigkeit, sank diese Zahl auf 13% im Jahr 2002. Umgekehrt stieg der Anteil psychischer Erkrankungen als Ursache für Berufsunfähigkeit von 9 auf 26%, also um mehr als das Dreifache und nahm damit den Spitzenplatz ein, gefolgt von Erkrankungen von Skelett, Muskeln und Bindegewebe. Besonders häufig sind depressive Patienten arbeitsunfähig, wenn sie zusätzlich unter somatischen Beschwerden leiden. Nach den Ergebnissen einer bevölkerungsbasierten europäischen Querschnittstudie fehlen depressive Patienten mit körperlichen Symptomen durchschnittlich 9,4 Arbeitstage pro Monat, Patienten mit ausschließlich psychischen Beschwerden nur 4,5 Arbeitstage.

Hohe indirekte Kosten

Depression und Arbeitsunfähigkeit bedeuten persönliches Leid, sind aber auch aus ökonomischer Perspektive problematisch. Schon die direkten Gesundheitskosten für psychische Störungen sind hoch. Anfang der Jahrtausendwende lagen sie für depressive Erkrankungen bei etwa vier Millionen Euro im Jahr, und damit an vierter Stelle nach Hypertonie, ischämischer Herzerkrankung und Diabetes mellitus. "Konservativ gerechnet müsste sich dieser Betrag inzwischen um etwa ein Drittel erhöht haben", kalkulierte Schreiber aufgrund fehlender aktuellerer Zahlen. Doch die direkten Kosten machen nur etwa ein Fünftel der Gesamtkosten aus, während die indirekten Kosten mit etwa 80% den Löwenanteil ausmachen. Insgesamt fallen pro Patient pro depressiver Episode 2517 Euro an, davon 2054,44 Euro für Produktivitätsausfall, so Schreiber mit Verweis auf Daten aus dem Jahr 2004. Auch aus ökonomischer Sicht sollten Betroffene deshalb möglichst effektiv behandelt werden, damit sie rasch wieder am Arbeitsleben teilnehmen können.

Schnelle Schmerzreduktion – hohe Remissionsraten

Die PADRE-Studie, eine prospektive nicht-interventionelle Beobachtungsstudie mit deutschlandweit mehr als 4500 depressiven Patienten, hatte gezeigt, dass eine frühe Schmerzreduktion als Prädiktor für eine Remission herangezogen werden kann: Wurde innerhalb von vier Wochen unter erstmaliger Therapie mit Duloxetin der Schmerz um mindestens die Hälfte reduziert, lag die Remissionsrate (IDS-C = Inventory of Depression Symptomatology Clinician Rated ≤ 12) nach sechsmonatiger Therapie mit Duloxetin bei 67%, andernfalls nur bei 36%. Zu Studienbeginn litten nach Einschätzung des jeweils betreuenden Arztes 88% der Patienten an einer relevanten Schmerzsymptomatik, die bei etwa zwei Dritteln der Patienten organisch nicht erklärbar war.

VAS runter – Arbeits-fähigkeit hoch

In einer Subanalyse wurden nun Daten zur Arbeits(un)fähigkeit von 2825 Patienten ausgewertet. Dafür wurden nur Patienten herangezogen, die zu Studienbeginn potenziell arbeitsfähig waren. 2185 Patienten (79%) wiesen zu Beginn eine Schmerzstärke von mehr als 30 mm auf der VAS (visuelle Analogskala) auf. 1214 Patienten (43%) waren zu Studienbeginn unbehandelt, 1219 (43%) mit einem Antidepressivum und 392 (14%) mit mehreren Antidepressiva vorbehandelt. Unter Duloxetin stieg die Zahl der arbeitsfähigen Patienten insgesamt innerhalb von sechs Monaten von 55% auf 84% an. Parallel zum Anstieg der Arbeitsfähigkeit verbesserte sich auch der IDS-C-Gesamtscore. Der Anteil arbeitsfähiger Patienten mit einer Schmerzstärke von mehr als 30 mm auf der visuellen Analogskala konnte von 53% auf 84% erhöht werden. Der Wert auf der visuellen Analogskala verbesserte sich in dieser Patientengruppe von 65 auf 32 Punkte. Bei Patienten mit einer Schmerzstärke unter 30 mm auf der Analogskala blieb der VAS-Wert konstant auf niedrigem Niveau. Ihre Arbeitsfähigkeit erhöhte sich von 59% auf 88%. Ob die Patienten arbeitsfähig wurden, hing auch von der vorausgegangenen Therapie ab: Je mehr Vorbehandlungen bereits durchgeführt worden waren, umso geringer war die Chance auf Arbeitsfähigkeit. So waren nach sechs Monaten 86% der Patienten, die erstmals ein Antidepressivum erhalten hatten, wieder arbeitsfähig, dagegen nur 79% der mehrfach vorbehandelten Patienten. Fazit von Schreiber: Die Behandlung mit Duloxetin wirkt sich positiv auf die Arbeitsfähigkeit aus, insbesondere auch bei Patienten mit Schmerzen im Zusammenhang mit der Depression.


Apothekerin Dr. Beate Fessler


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