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Steinbrück robbt sich an die Apotheker ran

BERLIN (lk). Noch hat die SPD nicht entschieden, ob Karl Lauterbach die Fahnen der Sozialdemokratie als Schatten-Gesundheitsminister vertreten darf. Da nutzt SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück bereits die auflagenstarke "Apotheken Umschau", um sich an die Apothekerschaft politisch heranzurobben. Unter einer Rot-Grünen Bundesregierung werde die Rolle der Apotheken "nicht wesentlich anders sein als jetzt", sagte SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück im aktuellen Interview mit der Apotheken-Kundenzeitschrift. Die Versorgung mit pharmazeutischen Produkten müsse möglichst flächendeckend aufrechterhalten bleiben.
Diesmal provozierte er nicht: SPD-Kanzlerkandidat Steinbrück
Foto: DAZ/Sket

Zur heutigen Form der inhabergeführten Apotheke sage er "eindeutig ja". Das dürften die Apotheker als Absage an Apothekenketten verstehen, die für finanzkräftige Investoren attraktiv wären. In einem Leitantrag hatte sich die SPD noch für eine Liberalisierung des Apothekenmarktes ausgesprochen.

In der Vergangenheit war der SPD-Kanzlerkandidat nicht immer so feinfühlig mit den Apothekern umgegangen. Bei einem Neujahrsempfang 2012 in Rheinland-Pfalz nahm Steinbrück die Apotheker in einer launigen Rede ganz anders aufs Korn: "Bei mir in Bad Godesberg sind im Umkreis von 300 Metern sechs Apotheken", so Steinbrück damals. "Können Sie mir das einmal erklären? Können wir da mal etwas Marktwirtschaft einziehen lassen. Da bin ich der Marktwirtschaftler", provozierte Steinbrück munter drauf los. Nichts gegen die Einkommen der Apotheker, setzte Steinbrück seinen Vortrag fort. "Ich will nicht gleich gesteinigt werden, aber dort werden Claims verteidigt. Das hat mit Marktwirtschaft nichts zu tun."

Diese Passage ließ den Vize-Präsidenten der Apothekerkammer Rheinland-Pfalz, Peter Stahl, nicht ruhen und schrieb an Steinbrück einen Brief, da diese Worte "nicht unkommentiert bleiben" könnten. Einen Monat später zeigte sich Steinbrück "verwundert ob der Wirkung meiner wenigen Worte" und bekräftigte seine Einschätzung, dass es in Deutschland zu viele Apotheken gebe: Er sei "bewusst in Ihr Beet der Befindlichkeiten getreten". Auf weitere Nachfragen, auch der DAZ-Redaktion, reagierte Steinbrück damals nicht.

In der "Apotheken Umschau" äußerte sich Steinbrück jetzt dazu: "Ich wollte mit meiner Bemerkung niemandem zu nahe treten. Ich weiß, dass es einen Wettbewerb unter Apotheken gibt. Er wird allerdings nicht über die Preise verschreibungspflichtiger Medikamente ausgetragen, sondern über den Standort und bestimmte Zusatzangebote. Das ist ein Grund für die sehr hohe Konzentration von Apotheken in manchen Vierteln. Selbstverständlich ist das Niederlassungsrecht zu respektieren und sogar zu verteidigen."

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